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Gesundheit: Revolution im Kopf

„FAZ“-Herausgeber Schirrmacher über die Alten

Die Zeitschrift, die die Deutschen am liebsten lesen, lautet nicht „Bild“ oder „Stern“ oder „Spiegel“, schon gar nicht „FAZ“, sondern „ADAC Motorwelt“. Sie erreicht fast 20 Millionen Menschen. Am Interessantesten, sagt Frank Schirrmacher, MitHerausgeber der FAZ, sind die Anzeigen. Im Jahr 1988 dominierten in ADAC Motorwelt Anzeigen zum Thema Bungy-Jumping in Australien oder Porschefahren am Nürburgring. Es waren Anzeigen für Leute um die 30, die nach Abenteuer suchten. „Im Januar 2005 werben 90 Prozent der Anzeigen für Treppenlifte“, verkündete Schirrmacher am Montag in Berlin auf einer Veranstaltung der „Marseille-Kliniken AG“, sprich: Die Zukunft gehört den Alten.

Mit seinem Bestseller „Das Methusalem-Komplott“ (derzeit 38. Auflage) hat Schirrmacher sämtliche Medien wachgerüttelt. Im Jahr 2050 wird mehr als die Hälfte der Deutschen über 50 sein. Um die Finanzierung zu lösen, bräuchten wir bis zu diesem Zeitpunkt „190 Millionen Zuwanderer“, sagte Frank Schirrmacher. Schon immer wurden wir alarmiert, standen uns Katastrophen bevor, in den 80er Jahren ging die Angst vor einem Atomschlag um. Alles nur Alarmismus also? „Nein“, sagte Schirrmacher. „Heute trifft es uns erstmals mit absoluter Sicherheit, denn die Leute sind ja da.“ Nur die Lösungen nicht.

Die versuchte Schirrmacher mit Klaus- Peter Schöppner, Chef des Meinungsforschungsinstituts Emnid, auszuloten. Eine Umfrage des Instituts ergab: Immer stärker entkoppelt sich das kalendarische Alter vom gefühlten Alter. „Die Alten sind fit wie nie und konsumfreudig wie keine Generation vor ihr“, sagte Schöppner. In der alternden Gesellschaft liege somit auch eine Chance.

„Wir müssen das Alter produktiv machen“, sagte Schirrmacher. Heißt zum Beispiel: ältere Menschen länger in die Arbeitswelt einbeziehen. „Bei MTV gelten zum Teil 35-Jährige schon nicht mehr als up to date“, sagte Schirrmacher und sprach von einer enormen „Ressourcenverschwendung“. Vernünftig sei es dagegen, jüngere Menschen auch zeitmäßig zu entlasten, um ihnen die Möglichkeit für Kinder zu geben. Stattdessen herrsche immer noch eine Kultur vor, in der es heißt, dass „Leute nach 40 keine Ideen mehr haben“. Was unsere Vorstellungen über das Altern betrifft, so Schirrmacher, „befinden wir uns immer noch im 19. Jahrhundert“. Das müsse sich ändern. Jetzt. bas

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