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Gesundheit: Ruhezonen in Glas und Stahl

Neue Berliner Bibliothek von TU und UdK

Die Stahltreppen sind der eigentliche Blickfang der neuen Bibliothek der Technischen Universität und der Universität der Künste. Sie beginnen im vierten Stock unter den Oberlichtern und führen bis zum Eingangsbereich hinab. Dadurch sind die vier Stockwerke ein riesiger, durch die Treppen verbundener Lesesaal und eine Freihandbibliothek zugleich. In jeder Etage geht der Blick durch große Fenster hinaus auf die Fasanenstraße, auf die Bäume im Norden und das Zooviertel im Osten. Die Klinkerfassade des Neubaus ist unauffällig. Im Inneren aber wirkt die Ästhetik der strengen Stahl-, Glas- und Betonarchitektur überwältigend.

Eine unendliche Geschichte kommt jetzt zu einem glücklichen Ende: 125 Jahre nach ihrer Gründung als Technische Hochschule Charlottenburg hat die Technische Universität Berlin endlich ein eigenes Gebäude für ihre zentrale Bibliothek, das sie gemeinsam mit der Universität der Künste nutzen wird. Am gestrigen Montag hat die neue Bibliothek an der Fasanenstraße den Betrieb aufgenommen. „Es ist noch nicht alles perfekt“, sagt der Leitende Bibliotheksdirektor Wolfgang Zick. Die Zeit bis zur offiziellen Eröffnung am 9. Dezember ist eine Bewährungsprobe für eine der modernsten Bibliotheken in Deutschland.

Neuartig ist das System der Selbstverbuchung: Jeder Leser kann die Ausleihe der Bücher oder anderen Medien an den dafür aufgestellten Scannern selbst vornehmen. Dabei wird ein im Inneren des Buches verborgener Magnetstreifen entmagnetisiert – nach der Rückgabe wird er erneut magnetisiert. Am Ausgang befinden sich jene aus den Kaufhäusern bekannten elektronischen „Wächter“, die registrieren, ob der Leser die Verbuchung womöglich „vergessen“ hat.

Hochmodern ist auch die große Zahl an voll verkabelten Arbeitsplätzen. Die Arbeitstische passen sich in die Architektur gut ein, sind sie doch nach einem Entwurf des berühmten Architekten Egon Eiermann – dem Erbauer der neuen Gedächtniskirche – gestaltet. Etwa die Hälfte der 700 Arbeitsplätze sind mit einem PC und Anschlussbuchsen für Notebooks ausgestattet. An 200 weiteren können ebenfalls Notebooks angeschlossen werden. Für TU Angehörige – Mitarbeiter und Studenten – ist die Internetnutzung kostenlos. Externe Bibliotheksbenutzer zahlen jährlich eine Gebühr von 20 Euro.

Lediglich 150 Plätze besitzen keinerlei elektronische Ausstattung. Sie sind als eine Ruhezone jeweils an den Stirnseiten jeder Etage vorgesehen, wo nicht einmal das Klappern der Computertastaturen die Konzentration stören soll. Wem diese Ruhe noch nicht genügt, kann als Diplomand oder Doktorand sich für eine der 18 Kabinen anmelden. Sie sind abschließbar, so dass der Benutzer seine Arbeitsunterlagen in der Bibliothek lassen kann.

Im vierten Obergeschoss, das der Universität der Künste vorbehalten ist, ist zusätzlich ein Multimedia-Bereich eingerichtet worden. Künstler können dort in individuellen Kabinen Tonträger oder Videos und DVDs hören und sehen. Speziell für die UdK wurden auf dem Dach „Schüsseln“ für den Fernsehempfang aufgestellt. Im Erdgeschoss befinden sich außer der Lehrbuchsammlung zwei EDV-Schulungsräume, eine Cafeteria – und zwei Hör- und Konferenzsäle.

Bemerkenswert an der neuen Bibliothek ist auch, dass das Kostenlimit eingehalten worden ist. Im Jahr 1987 waren die Baukosten noch mit 180 Millionen Mark – das sind heute rund 90 Millionen Euro – beziffert worden. Dann wurde der Entwurf des Architektenehepaars Jeromin, das als Sieger aus dem Wettbewerb hervorgegangen war, gründlich abgespeckt und die Kosten auf rund 55 Millionen Euro gesenkt. Davon wurden 25 Millionen Euro aus Bundesmitteln finanziert. Die Gegenfinanzierung, die eigentlich Sache des Landes Berlin ist, hat die Technische Universität übernommen. Für die restlichen fünf Millionen Euro konnte der verstorbene TU Präsident Hans Jürgen Ewers die Volkswagen Stiftung als Sponsor gewinnen. Ewers hat sich damit ein Denkmal gesetzt. Der Name Volkswagen steht am Eingang zur Bibliothek.

Die Bibliothek im Internet:

www.ub.tu-berlin.de

Anne Strodtmann

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