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Gesundheit: Saurier: Dinos hatten die Nase vorn

Dinosaurier, die vielgestaltigen Urwesen, geben wahrlich Stoff für Geschichten voller Dramatik. Warum sind die meist plump erscheinenden Monstren, die Herren der Welt über etwa 160 Millionen Jahre, ausgestorben?

Dinosaurier, die vielgestaltigen Urwesen, geben wahrlich Stoff für Geschichten voller Dramatik. Warum sind die meist plump erscheinenden Monstren, die Herren der Welt über etwa 160 Millionen Jahre, ausgestorben? Wovon haben sie sich ernährt, warum sind sie überhaupt so groß geworden?

Derlei Fragen bewegen nicht nur die Besucher von "Jurassic Park", auch Wissenschaftler interessieren sich für die Dinos, geben sie doch interessante Hinweise auf die Entwicklung des Lebens überhaupt. Dass dabei die Frage, wo die Nasenlöcher der Saurier ihren Platz hatten, eine große Rolle spielt, mag überraschen. Doch aus dem Nasenbau läßt sich einiges darüber lernen, wie der meist riesige Körper wohl mit den Lebensnotwenigen versorgt wurde, wie das Blut strömte, wie die Sinne funktionierten, wie die Atemluft befeuchtet wurde.

Einen neuen Platz weist Lawrence M. Witmer von der amerikanischen Ohio University jetzt den fleischigen Nasenlöchern zu. In der heute erscheinenden Ausgabe des Fachmagazins "Science" rückt der Saurierexperte die Öffnungen weiter nach vorne ans Maul, als es bisher vermutet wurde. In Spielbergs Filmklassikern, aber auch in wissenschaftlichen Illustrationen liegen die betreffenden Löcher dagegen ziemlich weit hinten auf dem Nasenrücken.

Die neue Stellung entspricht damit eher der Form, wie sie bei Reptilien, Vögeln und Säugetieren vorkommt. Witmer sieht die nach vorne gewandte Platzierung sogar als "eine der wenigen Regeln der anatomischen Konstruktion von Tieren". Seine Ergebnisse hätten Auswirkungen auf die Sicht, wie Dinosaurier atmeten und auf welche Weise sie riechen konnten. Wenn geklärt werden könnte, wie die Urzeitmonster Körpertemperatur und Wasserhaushalt regelten, gäbe dies Hinweise darauf, warum sie sich so gut an unterschiedliche Umgebungen anpassen konnten. Wenn die Dinos die Nase weiter vorn hatten, wie er vermutet, so habe ihnen das besseren Geruchs- und Geschmackssinn verschafft, meint Witmer. Sie hätten mehr Luft einatmen und ihr Hirn besser kühlen können, ein Vorteil in dem damals herrschenden tropischen Klima.

Zwar sind menschliche Nasen wahrlich sehr unterschiedlich dimensioniert, angesichts der Riesenschädel vieler Dinos erscheint aber selbst Gerard Depardieus Zinken als klein. Bei den langnackigen Sauropoden, bei den entenschnäbeligen Sauriern oder gehörnten Dinos könnte die knochige Nasenöffnung etwas mehr als einen halben Meter betragen haben. Theoretisch hätten die fleischigen Nasenlöcher irgendwo in diesem Bereich liegen können. Das alte Bild der Dinoköpfe hat sich laut Witmer schon vor rund 120 Jahren eingebürgert, als die Forscher noch glaubten, die gigantischen Sauropoden hätten nur im Wasser existieren können. Die Nasenlöcher hätten dann wie eine Art Schnorchel gewirkt; sie wurden daher wie bei Enten nach oben gelegt.

"Die Lage der Dino-Nasenlöcher ist umstritten", sagt Wolfgang Kraus, der an der geologischen Fakultät der Technischen Hochschule Aachen als Präparator wirkt. Bei seiner detailgetreuen Rekonstruktion des Plateosaurus, einer Vorform der Sauropoden, legte er die Nasenlöcher im vorderen Drittel der Knochenöffnung an. "Ich orientiere mich immer an der Schädelform", sagt Kraus. Beim Brachyosaurus, einem Sauropoden, würde er die fleischigen Nasenöffnungen eher nach hinten legen. Die genaue Ortung der Riechorgane ist deshalb schwierig, weil es von Tyrannosaurus und seinen Verwandten nur noch Fossilien gibt, versteinerte mehr als 60 Millionen Jahre alte Knochen. Die Weichteile sind längst zerfallen.

Der amerikanische Forscher griff daher auf die nächsten heute noch lebenden Verwandten der Saurier, Krokodile und Vögel, zurück. Er markierte ihre Nasenlöcher und die weiterer Tiere mit Bariumsulfat, um sie für Röntgenstrahlen sichtbar zu machen. Aus der Untersuchung von insgesamt 45 Tierarten zog er den Schluss, dass Krokodile und Echsen ein "aufrechtes" Gewebe neben den fleischigen Nasenlöchern haben. Die Blutgefäße, die zur Versorgung des Gewebes dienen, hätten winzige Spuren im Schädelknochen hinterlassen, erklärt Witmer. Dieselben Spuren fanden sich in den Fossilien von Dinosauriern. Für den Forscher der Beweis, dass die Urzeitwesen wirklich die Nase vorn hatten.

Paul Janositz

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