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Gesundheit: Schaum vor dem Mund

Das Tier in uns (II): Das Lama

Kaum ist der Spieler auf dem Platz, spuckt er auf den Rasen. Hat er den ersten Ballkontakt gehabt oder einen Zweikampf überstanden, spuckt er wieder aus. Über 90 Minuten hinweg sammelt er laufend Speichel und verteilt ihn auf dem Spielfeld. Bei prestigeträchtigen Ausscheidungsspielen setzt er ihn auch schon mal gezielt im Zweikampf ein, so 1990 beim WM-Duell Deutschland gegen die Niederlande, als Frank Rijkaard Rudi Völler ins Gesicht traf. Gleich drei Mal spuckte Italiens Fußballstar Francesco Totti seinem dänischen Gegenspieler Christian Poulsen bei der letzten Europameisterschaft ins Gesicht. Für jeden Treffer wurde ihm vonseiten der Uefa ein Spiel Pause gutgeschrieben.

Was hat das ständige Spucken auf den Rasen zu bedeuten? Bereinigt der Spieler nur seine Atemwege? Will er seinem Überlegenheitsgefühl Ausdruck verleihen? Sein Revier markieren?

Für die zuletzt genannte Verhaltensweise finden sich immerhin Parallelen im Tierreich, wo das gegenseitige Bespucken jedoch auch ungewöhnlich ist. Die eine oder andere Giftschlange neigt dazu sowie Kamele. Die Schwielensohler sind für ihre Speichelattacken geradezu berühmt. Nicht sämtliche Kamele greifen zu dieser scharfen Waffe, nein, vor allem die schnuckeligen Lamas.

Die höckerlosen Kamele, kaum mehr als einen Meter hoch, sind genügsame Arbeitstiere. Aber wenn es darum geht, ihr Revier abzuschirmen, tritt männlichen Lamas der Schaum vor den Mund. In ihren Mägen braut sich ein Geifer zusammen, der pfeilschnell aus der gespaltenen Oberlippe schießt. Sie spucken ihren Rivalen den hochgewürgten Mageninhalt ins Gesicht, bis zu fünf Meter weit!

Schaffen sie es einmal nicht, sich mit damit genügend Respekt zu verschaffen, beißen die Hengste mit ihren langen Hauern zu. Oder sie treten. So lange, bis ihre männlichen Artgenossen das Feld räumen. In echten Zweikämpfen führt nur eine raue Gangart zum Erfolg. tdp

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