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Gesundheit: Schlaue Läuse

Gegen manche Mittel sind die Schädlinge resistent. Doch es gibt Alternativen

Stehen uns lausige Zeiten bevor? Eine Studie des nationalen öffentlichen Gesundheitsdienstes in Cardiff, Wales, lässt es vermuten. Bereits vier von fünf Kopfläusen waren gegenüber herkömmlichen Entlausungsmitteln resistent, schreiben Autoren um Daniel Thomas online im Fachjournal „Archives of Disease in Childhood“. Die britischen Forscher hatten aus Haaren von Grundschülern 316 Läuse herausgekämmt. 80 Prozent der Parasiten überstanden die Kur mit Spezialshampoos ohne Schaden. Die in der Waschlösung enthaltenen Wirkstoffe wie Permethrin oder Malathion sollten das Nervensystem der Läuse lahm legen und sie so abtöten.

Doch die Parasiten sind wandlungsfähig. Das zeigte eine Untersuchung dänischer Forscher vom Mai 2006 (veröffentlicht im Fachblatt „Journal of Medical Entomology“, Band 43, Seite 533). Bei 17 von 24 Behandlungen mit dem Wirkstoff Permethrin überlebten alle Läuse, bei sechs Kuren waren es zwischen 97 und 75 sowie bei einer Behandlung 40 Prozent. Ähnliche Resultate zeigten sich mit dem Wirkstoff Malathion.

Wenig überrascht über die geringe Wirkung der Insektizide ist Jutta Klasen vom Umweltbundesamt in Berlin. Die Parasitologin interessiert sich mit ihrer Kollegin Birgit Habedank dafür, wie man mit Schädlingen wie Läusen, Flöhen oder Schaben am besten fertig werden kann. „Gegen Läuse werden seit Jahrzehnten dieselben Wirkstoffe verwendet“, sagt sie. Die Winzlinge hatten also viel Zeit, widerstandsfähige Varianten zu entwickeln. Der Industrie ist es nicht lukrativ genug, die hohen Kosten für die Entwicklung eines neuen Läusemittels aufzubringen. Klasen zufolge müssen es gar nicht immer Insektizide sein. Ölhaltige Mischungen, etwa ein in Apotheken erhältliches Moskito-Läuse-Shampoo, können auch wirken. Die UBA-Expertin regt eine Studie an, die sich mit der Situation in Deutschland beschäftigen sollte. Nimmt der Befall mit Läusen zu, welche Mittel wirken in welchem Umfang, welche Maßnahmen sind effektiv?

Der Befall mit Läusen ist ein Ereignis, das von den Eltern an Kindergärten oder Schulen gemeldet werden muss. Betroffene Kinder, auch befallene Erzieher oder Lehrer, sollten zu Hause bleiben, bis die Köpfe lausfrei sind.

Das braucht seine Zeit. Denn zur richtigen Therapie gehören mehrere Attacken. „Beim ersten Waschen werden nur die ausgewachsenen Tiere getötet“, sagt Klasen. Gründliches Kämmen mit dem Nissenkamm fördert sie zutage. Doch die dicht an den Haarwurzeln klebenden Eier lassen sich weder auskämmen noch mit Antilausmitteln abtöten. Nach acht bis neun Tagen schlüpfen die Larven und fangen an, Blut zu saugen. Es juckt wieder. Ein Teufelskreis beginnt, wenn nicht gegengesteuert wird. Es muss erneut behandelt werden.

Dass sich die Parasiten überhaupt auf dem Kopf festsetzen konnten, ist kein Zeichen mangelnder Hygiene, versichert Heinz Mehlhorn, Zoologe an der Universität Düsseldorf. Dennoch reagierten viele Mütter panisch. „Sie waschen Betten, kochen Kleider“, sagt er. Dabei hält sich diese Läuseart im Gegensatz etwa zu Kleiderläusen nur in Kopfhaaren auf.

Von Kopf zu Kopf können sie bequem übertragen werden. „Sie bewegen sich blitzschnell“, sagt Mehlhorn. Wenn Kinder die Köpfe zusammenstecken, wenn sich ein Lehrer über das Heft eines Schülers beugt, kann es schon geschehen.

„Meine Kinder hatten auch Läuse“, sagt Mehlhorn. Der Düsseldorfer Professor hat mit seinen Mitarbeitern ein insektizidfreies Läusemittel entwickelt. Der Extrakt aus Presskuchen von Neem, einer indischen Pflanze, kombiniert mit speziellen Shampoos löse den Haltegriff der Läuse. Dann ließen sie sich ganz einfach auswaschen.

Paul Janositz

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