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Gesundheit: Sechs kleine Zipperlein

Heizungsluft und Kälte trocknen Haut und Schleimhäute aus und machen sie anfällig für Infektionen Die lästigsten Winterleiden - und Tipps zur Vorbeugung und Heilung.

Fast jeder kennt das Gefühl, in der kalten Jahreszeit eigentlich nie richtig gesund zu sein. Erst nervt eine Erkältung, dann sind Nase und Lippen trocken, in der Folge wird die Haut rissig – und im schlimmsten Fall folgt noch ein Herpes. Bei geschwächter Immunabwehr neigen manche Menschen auch zu schmerzhaften Aphthen im Mund – und viele bekommen eingerissene Mundwinkel. Wer diese dann mit fettigen Cremes behandelt, kann sich auch noch eine Periorale Dermatitis einhandeln – schorfige, rote Stellen, die durch Überpflegung entstehen. Doch es gibt Möglichkeiten, diesen Hautleiden vorzubeugen. Mit den richtigen Methoden bekommt man die lästigen Winterzipperlein schnell in den Griff.

APHTHEN

Aphthen sind kleine, scharf begrenzte Wunden in der Mundschleimhaut. Beim Verzehr scharfer, saurer oder heißer Lebensmittel tun sie besonders weh. Über die Ursachen ist wenig bekannt. Lange glaubte man, dass sie durch Herpesviren hervorgerufen werden – heute herrscht die Auffassung vor, dass sie durch eine Fehlreaktion des Immunsystems entstehen. Am häufigsten sind einzelne Aphthen auf der Innenseite der Lippen. Einen verstärkenden Effekt haben auch Zahnspangen oder Gebisse. Dort, wo sie die Mundschleimhaut oder das Zahnfleisch reizen, treten häufiger Aphthen auf. Oft sind die wunden Stellen ein Begleitsymptom von Virus- oder Magen-Darm-Erkrankungen, bei Stress oder hormonellen Veränderungen. Eine Sonderform bilden große Aphthen am Gaumen – typisch bei Säuglingen. Wer häufig an Aphthen leidet, sollte zum Haut-, Hals-Nasen-Ohren- oder Zahnarzt gehen. Normalerweise heilen Aphthen nach ein bis zwei Wochen von selber ab. Neben schmerzlindernden Salben gibt es Medikamente, die den Heilungsprozess beschleunigen. Sie sind verschreibungspflichtig und werden nur in schweren Fällen verabreicht. Martin Khan, Oberarzt an der HNO-Klinik der Charité, empfiehlt Mundspülungen mit Dexpanthenol. „Man kann Aphthen auch vom Arzt mit Silbernitrat verätzen lassen“, sagt Khan. Hausmittel sind Teebaumöl und Spülungen mit Kamille oder Salbei. Auch Lakritz soll helfen.

TROCKENE NASE

Trockene Luft in geheizten Räumen kann die Nasenschleimhaut austrocknen, die dafür zuständig ist, Krankheitserreger aus der Atemluft zu filtern. Trockene Schleimhäute können ihre Aufgabe nicht mehr richtig erfüllen – die Anfälligkeit für Infektionen steigt. Ist die Nase extrem trocken, sprechen Ärzte von einer Rhinitis sicca, bei der es auch zu Verkrustungen kommt. So wird die Schleimhaut verletzt, und zurück bleiben kleine Narben. In schweren Fällen kann sogar der Geruchssinn beeinträchtigt werden. Salben mit dem Wirkstoff Dexpanthenol, Spülungen mit Kochsalzlösung und Nasensprays mit Salzlösung können der Austrocknung vorbeugen. Nasensprays mit abschwellender Wirkung sind dagegen kontraproduktiv: „Sie trocknen die Schleimhäute auf Dauer noch stärker aus“, warnt HNO-Arzt Khan.

EINGERISSENE MUNDWINKEL

Wenn die Mundwinkel wund, spröde oder eingerissen sind, spricht man im Volksmund von „Faulecken“. Die Fachbezeichnung ist „Cheilitis angularis“ oder „Mundwinkelrhagaden“. Neben anatomischen Auslösern – etwa weil jemand tiefe Falten in den Mundwinkeln hat, in denen sich Feuchtigkeit sammelt, oder weil die Haut so straff ist, dass sie im Mundwinkel spannt – spielen bakterielle Infektionen, Viren oder Pilze eine Rolle. Die wunden Ecken können auch Anzeichen für eine schwerere Erkrankung, wie Diabetes, eine Leberzirrhose, Syphilis oder eine HIV-Infektion sein. Deshalb sollte man zum Arzt gehen, falls die Faulecken häufig auftreten. Sie entstehen häufiger bei Allergikern und Menschen mit Neurodermitis. Behandelt werden muss vor allem die zugrunde liegende Haupterkrankung. Fetthaltige Cremes können die Heilung fördern. Kontraproduktiv sind Feuchtigkeitscremes. Denn damit die Mundwinkel heilen, sollten sie möglichst trocken sein.

HERPESBLÄSCHEN

Die typischen nässenden Bläschen an der Lippe werden von Herpesviren verursacht. Davon gibt es acht Typen, die unterschiedliche Hautreaktionen hervorrufen. Am weitesten verbreitet ist das Herpes-Simplex-Virus vom Typ 1 – mit dem schätzungsweise 85 Prozent aller Menschen infiziert sind. Meist wird es schon von den Eltern an ihre Kinder weitergegeben. Wer den Erreger in sich trägt, behält ihn ein Leben lang. Ob, wie häufig und in welcher Form die Infektion ausbricht, ist unterschiedlich. Manche Menschen merken nie, dass sie das Virus in sich tragen. Bei anderen bricht es alle paar Wochen aus. Herpes simplex kann neben Bläschen an Lippe und Nase auch zu ähnlichen Symptomen an den Schleimhäuten im Genitalbereich oder am After führen. Die Viren vom Typ 2 sind weniger verbreitet. Windpocken und Gürtelrose werden von Herpes-Zoster-Viren ausgelöst. Während eines Ausbruchs ist Herpes sehr ansteckend, da die nässenden Wunden viele Erreger enthalten. Die schmerzenden Bläschen können mit Cremes, die den Wirkstoff Aciclovir enthalten, behandelt werden. Für Patienten mit schweren Formen gibt es Aciclovir auch als verschreibungspflichtige Tabletten. Schwangere sollten bei ersten Anzeichen einer Herpeserkrankung zum Arzt gehen. Das Vorurteil, dass man sich nur beim Sex mit Herpes anstecken kann oder nur Menschen daran leiden, die mangelnde Hygiene betreiben, ist falsch. Herpes kann jeder bekommen – und in aller Regel können die Betroffenen nichts dafür.

SCHORFIGE STELLEN

Bei trockenen Hautpartien mit roten Knötchen um den Mund herum oder in der Nasolabialfalte zwischen Nase und Oberlippe handelt es sich oft um eine „Periorale Dermatitis“. Das Fatale: Wenn man diese Stellen mit Pflegecremes behandelt, verschlimmern sie sich. Auch Kortisonsalben verstärken nach anfänglicher Besserung die Symptome. Beim Verzicht auf Cremes normalisiert sich das Hautbild nach etwa sechs Wochen, manchmal auch erst nach ein paar Monaten. „Vaseline kann allerdings helfen“, sagt Charité-Dermatologin Gerda Sterry.

TROCKENE LIPPEN

Wer zu trockenen Lippen neigt, sollte sie nicht ständig mit der Zunge befeuchten. Das beschädigt den schützenden Fettfilm und fördert die Austrocknung, warnt der Berufsverband der Deutschen Dermatologen in Berlin. Die Experten raten zu Pflegestiften. Geeignete Inhaltsstoffe sind Aloe vera oder Jojoba. Beim Winterurlaub im Schnee sollte der Lippenstift einen UV-Schutz enthalten. Denn Verbrennungen trocknen zusätzlich aus.

Dagny Lüdemann

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