zum Hauptinhalt

Gesundheit: Senioren 2015: Fit mit Informationstechnik

AKTUELLE FRAGE KARLHEINZ STEINMÜLLER (52) ist Physiker, Science Fiction-Autor und wissenschaflicher Direktor des Z_punkt Büro für Zukunftsgestaltung in Essen. Foto: privat Herr Steinmüller, brauchen wir universitäre Institute für Zukunftsforschung?

AKTUELLE FRAGE

KARLHEINZ

STEINMÜLLER (52)

ist Physiker, Science

Fiction-Autor und wissenschaflicher Direktor des

Z_punkt Büro für Zukunftsgestaltung in Essen.

Foto: privat

Herr Steinmüller, brauchen wir universitäre Institute für Zukunftsforschung?

Es wäre vorteilhaft, wenn Deutschland die akademische Zukunftsforschung institutionalisieren würde. In anderen Ländern gibt es das seit 20 Jahren. In Finnland wurde noch vor drei Jahren die „Futures Academy“ gegründet, an der alle Unis bis auf eine beteiligt sind. Wir haben Nachholbedarf.

Warum akademische Forschung, es gibt doch schon etliche private Institute?

Die Privaten betreiben fast auschließlich Projektforschung im Auftrag von Unternehmen oder Verwaltungen, aber Grundlagenforschung finanziert niemand. Das wäre eine genuine Aufgabe von Universitäten und grundfinanzierten Instituten. Wir brauchen heute eine breite und hochqualifizierte Zukunftsforschung. Bislang stellt jedes Institut Szenarien nach eigenem Strickmuster her. Ein hinreichender Methodenvergleich und ein Erfahrungaustausch findet kaum statt.

Sollte Zukunftsforschung nicht in alle Fächer integriert werden?

Dann geht das Thema unter. Beim jetzt aufgelegten sechsten Rahmenprogramm der EU für Forschungsförderung wurde beschlossen, für Zukunftsforschung kein spezifisches Programm aufzulegen, sondern sie in die anderen Programme zu integrieren. Jetzt wird nur punktuell geforscht und übergreifende Fragen werden nicht angesprochen.

Was haben die anglo-amerikanischen Future Studies seit den Siebzigerjahren denn an originären Leistungen hervorgebracht?

Die dortigen Studiengänge haben Leute ausgebildet, die in Unternehmen oder für die öffentliche Hand Zukunftsforschung betreiben. Das klassische Beispiel ist die Arbeit des Nestors der Zukunftsforschung, Jim Dator, der in den Siebzigerjahren ein Institut an der Universität Hawaii gründete. Mit seiner großen Delphi-Studie über die Zukunft Hawaiis hat er sehr viel zur Identifikation der Bevölkerung mit ihrer Insel beigetragen.

Zukunftsforscher machen auch Politikberatung. Aber die Politik fährt fort, fast ausschließlich kurzfristig zu reagieren. Ist das nicht frustrierend?

In der Politik wird alles in Legislaturperioden eingetaktet, das reicht nicht für Zukunftsanalysen und die notwendigen Konsequenzen. Ein positives Gegenbeispiel ist der deutsche Forschungsdialog „Futur“, den das Bundesforschungsminsterium seit 2000 finanziert. Da fragen wir, welche Forschung und Technologientwicklung brauchen wir für die Zukunft unserer Gesellschaft?

Und, was brauchen wir?

Nehmen Sie die Alterung der Gesellschaft. Ich habe lebensweltliche Szenarien geschrieben, beispielsweise darüber, wie sich die Seniorin der Zukunft durch Informations- und Kommunikationstechnik ihr Leben erleichtern und länger selbständig bleiben kann.

Kann die Zukunftsforschung Berlin helfen?

Es würde sich auf jeden Fall lohnen, stärker wünschbare Zukünfte für Berlin zu entwickeln, auch im Zusammenhang mit Brandenburg. Da müsste man sehr systematisch herangehen, in einem größeren Team – und mit einem öffentlichen Auftrag.

Die Fragen stellte Amory Burchard.

-

Zur Startseite