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Gesundheit: Strenger Rektor aus vollem Herzen

Zum Tode des Gründers der Fachhochschule für Wirtschaft

Edgar Uherek war ein Mann von festen Überzeugungen. Er leitete die Fachhochschule für Wirtschaft (FHW) Berlin von ihrer Gründung 1971 bis 1992. Der Reformeifer der Siebzigerjahre ließ ihn glauben, der Institution große Ziele setzen zu können. Er wollte die Wirtschaftswissenschaften reformieren und sie in die Sozialwissenschaften integrieren. Im Interesse des Gemeinwohls sollte der Student seine technischen Fertigkeiten in den gesellschaftlichen Kontext einordnen können. In einer internationalen Welt sollten Studenten durch Auslandssemester mit den ökonomischen Denkweisen anderer Länder vertraut werden.

In seinen Grundhaltungen war Uherek streng, mit sich und anderen. Nur das Argument galt. Wenn seine Mitstreiter in ihrem politischen Engagement nachließen, etwa mehr Privatleben wollten, erhielten sie das Stigma „Privatisierer“. Edgar Uhereks Anstrengungen dienten der Institution. Er war ganz und gar uneitel. Er wusste, dass er alleine nichts bewirken würde und andere für seine Überzeugungen gewinnen musste, um seine Institution handlungsfähig zu machen.

Bei aller Rationalität des Rektors Uherek, mir wird immer sein Lachen in Erinnerung bleiben, das aus vollem Herzen kam. Aber obwohl es ihm immer wieder gelang, Mehrheiten für sich einzunehmen, schafften seine festen Überzeugungen ihm doch wenig Freunde. Außenstehende waren durch seine sorgfältigen Schriftsätze eher entnervt – auch weil sie sich nicht die Mühe machten, Gegenpositionen zu entwickeln.

Bei all dem politischen Gegenwind wurde aus der FHW eine Hochschule, die in ihrer Interdisziplinarität und in ihrer Internationalität ein ungewöhnliches eigenes Profil hat. Auch wenn er selbst immer wieder enttäuscht war, wie wenig seine besseren Argumente bewirkten, ist dieses Ergebnis doch seiner Beharrlichkeit zu danken. Edgar Uherek starb am 8. Juni in Berlin.

Der Autor ist Sekretär des Wissenschaftskollegs zu Berlin und war in den Siebzigerjahren Verwaltungsleiter der FHW.

Joachim Nettelbeck

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