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Studie: Dicke Eltern, dicke Kinder

Eine Studie zeigt: Die Gesundheit des Nachwuchses hängt wesentlich vom Vorbild der Eltern ab. Es kommt vor allem auf die Einstellung an.

Berlin - Die deutschen Kinder sind zu dick, 16 Prozent leiden an Übergewicht, bei sieben Prozent muss der Arzt sogar von Fettleibigkeit sprechen. Außerdem tragen die Kleinen oft große psychische Probleme mit sich herum. Jedes dritte Kind ist in seiner Entwicklung gestört, kann etwa bei der Einschulung noch nicht auf einem Bein stehen. Daneben stehen verunsicherte Eltern und fragen sich, was falsch gelaufen ist. Liegt es daran, dass die Familie zu wenig Geld hat oder waren es die bösen Nachbarskinder?

Die Verfasser einer am Donnerstag veröffentlichten AOK-Studie schlagen eine andere Sichtweise ein. Nicht das Einkommen der Eltern oder die soziale Umgebung seien entscheidend, ob die Kinder an Übergewicht oder Stress leiden. „Auf die Einstellung kommt es an“, fasst der stellvertretende AOK-Vorstandsvorsitzende Jürgen Graalmann zusammen, „denn die Kindergesundheit hängt ganz wesentlich vom Vorbild der Eltern ab.“

Wie es die Eltern ihnen vorleben, so entwickeln sich die Kinder. Eine starke Belastung der Eltern wirkt sich auch auf die Erziehung aus. Das Gefühl, unter Zeitdruck zu stehen und die Verunsicherung der Eltern, ob ihre Erziehungsmethoden die richtigen sind, spüren die Kinder. Inkonsequente und nicht berechenbare Entscheidungen verunsichern sie. Feste Regeln, wann ferngesehen wird und wann nicht, stoßen zwar selten auf Begeisterung, sind aber für die Orientierungssuche der Kinder wichtig. Psychische und finanzielle Sorgen, wie sie je ein Drittel der Befragten angeben, erhöhen die Gefahr, für die Gesundheit des Kindes falsch zu handeln. Hingegen seien regelmäßige, kurze Auszeiten für die Gesundheit der Eltern fördernd – und für die ihrer Kinder, so Graalmann.

Mehr als 2000 Mütter und Väter befragte die Gesellschaft für angewandte Sozialforschung im März und April dieses Jahres zu ihrem Alltag mit Kindern. Dabei machten viele Eltern deutlich, dass sie über die richtige Erziehung sehr informiert sind. Nur bei der Umsetzung haben sie dann, besonders bei Ernährungsfragen, Zweifel und scheitern.

Dabei zeigt die Studie, dass nicht die aufwendigen Dinge für eine gesunde Kindheit entscheidend sind: Wichtiger sind die kleinen Regelmäßigkeiten im Alltag der Kinder. Ganz oben stehen dabei die gemeinsamen Mahlzeiten. Sie seien ein Merkmal für normalgewichtige Kinder, heißt es in der Auswertung der Studie. Das nehmen auch die Eltern sehr wichtig: Fast alle gaben in der Studie an, jeden oder an den meisten Tagen gemeinsam abendzuessen, aber fast ein Fünftel der Eltern frühstückt nie mit den Kindern. Jedoch sei das gemeinsame Frühstück wesentlich für die gesunde Ernährung des Kindes. „Kein oder unregelmäßiges gemeinsames Frühstück erhöht die Wahrscheinlichkeit des kindlichen Übergewichts signifikant um das 1,6-fache“, steht im Abschlussbericht der Familienstudie. Dabei wirkt das regelmäßige Frühstück mit der Familie nicht nur gegen Übergewicht, sondern auch gegen Stress.

Kleine Menschen brauchen keinen ständig abwechselnden Tagesablauf. Dieser ist besonders von der Einstellung der Eltern abhängig. Schaffen sie es, Rituale und regelmäßig gemeinsame Zeit in das Leben ihrer Kinder zu bringen, leiden diese weniger an Nervosität, Bauch- oder Kopfschmerzen und schlafen besser. „Familienroutine wirkt zunächst einmal konservativ, altbacken. Aber das ist ein Faktor, der sich bewährt“, so Graalmann.

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