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Gesundheit: Studienreform: Die HU beschleunigt die Umstellung auf Bachelor und Master

Die Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät der Humboldt-Universität ist in Gefahr - zu groß, zu teuer, und das in der Stadt. Auflösen - so lautete früher eine Empfehlung der Berliner Senatsverwaltung.

Die Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät der Humboldt-Universität ist in Gefahr - zu groß, zu teuer, und das in der Stadt. Auflösen - so lautete früher eine Empfehlung der Berliner Senatsverwaltung. Die Humboldt-Universität wehrte sich. Die Ausgaben auf 27 Millionen Mark im Jahr deckeln, lautet jetzt die Empfehlung des Wissenschaftsrates. Wie antwortet die Fakultät? Mit einem radikalen Programm der Erneuerung und Reform. Als erste Fakultät der Humboldt-Universität stellt sie sich radikal auf die neuen Studienabschlüsse mit dem Bachelor und Master um. Vom Wintersemester an werden die Zulassungen in den traditionellen Studiengängen mit dem Diplomabschluss auf Null gesetzt.

Erstmals organisiert eine ganze Fakultät diese radikale Neuorientierung. Deshalb wird die Akkreditierung ihrer Studiengänge auch nicht eine Agentur übernehmen, sondern die Universität wendet sich direkt an die zentrale Akkreditierungskommission in Bonn, die gemeinsam von der Hochschulrektorenkonferenz und den Kultusministern unter Beteiligung von Vertretern der Wirtschaft, Wissenschaft und der Studenten gebildet worden ist. Auch dem Wissenschaftsrat wird das neue Konzept vorgelegt.

Drei Jahre bis zum Bachelorabschluss und zwei Jahre für die Masterstudenten, die dann unter sieben Spezialgebieten wählen können - das ist ein wirklich neues Angebot. Ist diese Reform gleichzeitig ein Signal dafür, dass sich die bisher auch an der Humboldt-Universität verbreitete Skepsis gegenüber den neuen anglo-amerikanischen Studiengängen überwinden lässt? "Einige Fächer müssen den Vorreiter bilden und den anderen zeigen, dass es geht", meint der neue Vizepräsident für Studium und Lehre, Heinz-Elmar Tenorth.

Die Humboldt-Uni hat bisher, zum Teil gemeinsam mit anderen Berliner Unis, acht Masterstudiengänge und ein Bachelorstudium entwickelt. Weitere sind in der Planung, aber die Vorbehalte werden sich so schnell nicht überwinden lassen. Viele kritisieren die Umstellung als "Bachelor-Lüge". Der anglo-amerikanische Abschluss sollte zunächst eigentlich nur ein attraktives Studienangebot für englischsprachige Ausländer schaffen und einen frühen geregelten Abgang für potenzielle Studienabbrecher. Jetzt soll daraus eine Radikalreform der gesamten Hochschulausbildung in Deutschland werden. Viele Professoren befürchten, dass in den verkürzten Studiengängen ihre Spezialgebiete keinen Platz mehr finden.

Reformer gehen schrittweise vor

Die neue Leitung der Humboldt-Universität - ihre Amtszeit beginnt am 1. September - will die Reform dennoch offensiv angehen. Der zuständige Vizepräsident Tenorth plädiert für ein schrittweises Vorgehen, um die Skepsis zu überwinden. Er räumt ein, dass die Naturwissenschaftler noch an den klassischen Diplomstudiengängen hängen und den neuen verkürzten Studiengängen mit Reserve begegnen. Bei den Geisteswissenschaftlern bewegt sich nach seinem Eindruck wenig, aber die Lehrerausbildung soll den Anfang machen. Nicht gleich mit einem Bachelorstudiengang: Die Lehrerausbildung schließt mit dem Staatsexamen ab, der Bachelor aber ist ein Hochschulabschluss.

Der erste Schritt besteht wie bei den ausländischen Studiengängen in der so genannten Modularisierung. Das heißt, das Studium wird in bestimmte Abschnitte aufgeteilt, die mit "credit points" bewertet werden. Eine bestimmte Summe an credit points entspricht einem erreichten Lernziel. Ein gesondertes Examen ist nicht mehr erforderlich oder kann in der Stoffmenge entlastet werden.

In der Lehrerbildung soll zunächst der Sonderprüfungsteil in Erziehungswissenschaften, Psychologie, Soziologie, Philosophie und Politik modularisiert werden: Eine studienbegleitende Organisation löst dann ein gesondertes Examen ab. Erweist sich der neue Zugang als erfolgreich, könnte mittelfristig auch das Staatsexamen erleichtert werden. "Aber dazu bedarf es nicht nur des Mutes an den Universitäten, sondern auch in der Senatsschulverwaltung", sagt Tenorth. Modularisierung könnte der Schlüssel für die Umstellung der bisherigen Diplom- und Magisterstudiengänge werden, sagt er. Hat man erst bewertbare Studienabschnitte eingeführt, ist der zweite Schritt zur Umstellung auf den Bachelor und Master nicht mehr so groß wie jetzt.

Kein bloßer Etikettentausch

"Ein bloßer Etikettentausch ist nicht geplant", sagt Tenorth. "Man sollte nicht die neuen Studiengänge so organisieren, dass auf das alte Grundstudium noch einige Semester bis zum Bachelorabschluss draufgesetzt werden. Bachelor-Studiengänge, die nach drei Jahren zu Ende sein sollen, müssen von Anfang an neu konzipiert werden." Darin ist sich Tenorth mit dem Wissenschaftsrat einig. Bei der Fortschreibung der Hochschulverträge erwartet der HU-Vizepräsident, dass die Politiker in Berlin auf der beschleunigten Einführung neuer Studiengänge bestehen werden. Zielvereinbarungen sollen die Reform voranbringen. Das hat Staatssekretär Josef Lange bereits angekündigt.

Uwe Schlicht

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