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Gesundheit: Studieren auf der Insel wird teuer

Großbritanniens Labourregierung will Studiengebühren erhöhen / 33 000 Euro Schulden pro Absolvent erwartet

Auf Großbritanniens Studenten kommen höhere Gebühren zu. Nach fast zweijährigem Zögern veröffentlichte die Labourregierung am Mittwoch ihre Vorstellungen zur Neuordnung der Studienfinanzierung. Kritik von allen Seiten ist ihr sicher. Vor allem Studenten und Universitäten dürften damit unzufrieden sein.

Seit Monaten protestieren Studentenverbände bereits gegen eine Erhöhung der Studiengebühren, die viele von ihnen ohnehin lieber abgeschafft sehen würden. Zusätzlich zu ihrem Lebensunterhalt müssen sie sie selbst bestreiten. Den Elite-Universitäten dagegen geht die neue Erlaubnis, höhere Gebühren zu verlangen als weniger illustre Hochschulen, längst nicht weit genug.

Der Streit um diese „top-up“-Gebühren, die über den bisher üblichen Satz von 1600 Euro pro Studienjahr hinausgehen, reicht bis in die Labour Partei. Gegenüber standen sich Verfechter von mehr Gerechtigkeit beim Studienzugang, die von Schatzkanzler Gordon Brown angeführt werden, und mit Gebührenbefürwortern, die für sich Vielfalt und interne Konkurrenz in Anspruch nehmen. Unter ihnen Premierminister Tony Blair.

Bis zu 4500 Euro pro Jahr

Nun dürfen nach dem von Bildungsminister Charles Clarke in seinem Weißbuch vorgelegten Kompromiss die Universitäten bis zu 4500 Euro pro Jahr verlangen. Aber nur, wenn sie dem „Access Regulator“ genügen. Dieser neue Verwaltungsposten soll dafür sorgen, dass auch teure Topuniversitäten wie Oxford oder Cambridge ausreichend Studenten aus sozial schwächeren Schichten zulassen. Kanzler der britischen Spitzenuniversitäten lehnen den „Regulator“ als Regierungsaufseher in ihrer Mitte ab. Sie sehen in ihm eine Bedrohung ihrer Unabhängigkeit.

Die Kanzler verweisen darauf, dass die Eliteuniversitäten schon jetzt darauf achten, genügend Absolventen von staatlichen Gesamtschulen aufzunehmen. Auf Kritik wird absehbarerweise auch die Beschränkung der „Top-Up Fee“ auf 4500 Euro stoßen. Das Londoner „Imperial College“, auf Platz vier in der Rangliste der 123 britischen Universitäten, müsste nach eigener Rechnung 15 750 Euro verlangen, um mit amerikanischen Spitzen-Unis zu konkurrieren. Rund 15 Milliarden Euro im Jahr fehlen den britischen Universitäten, um auf dieses Niveau in den USA zu kommen. Sie beklagen wachsende Studentenzahlen bei stagnierender Förderung. Das habe die einst blühenden britischen Universitäten in die Krise gebracht.

Der gestrigen Unterhaus-Erklärung zufolge wird der Staat seinen Zuschuss für die Universitäten um sechs Prozent im Jahr erhöhen. Trotzdem ist die Grundsatzentscheidung für höhere Gebühren getroffen. Studenten müssen für ihre Ausbildung bezahlen – wobei sie, anders als in Deutschland, als volljährige Bürger diese Kosten selbst tragen müssen. In Großbritannien zahlt sich ein Studium denn auch erheblich stärker aus als in Deutschland: Im Laufe seines Berufslebens verdient ein Akademiker im Königreich durchschnittlich 600 000 Euro mehr als ein Erwerbstätiger ohne Studium, rechnete Bildungsminister Clarke vor.

Hohe Schulden nach dem Studium

Neugeordnet werden jetzt auch die Kredite, mit denen Gebühren und Lebensunterhalt finanziert werden können. Die Rückzahlung beginnt nach Studienabschluss, wobei ein komplizierter Schlüssel Gebührenbefreiung sozial schwacher Schichten gilt. 30 Prozent erhielten die volle Gebührenbefreiung, so Clark. Doch er musste einräumen, dass ein englischer Hochschulabsolvent nach drei Jahren Studium durchschnittlich 33 000 Euro Schulden haben wird. Die müssen dann zinsfrei, aber mit Inflationsausgleich, in den ersten Berufsjahren abgestottert werden. Warum nicht, meint Clarke. „Junge Leute nehmen ja auch ohne Zögern einen Kredit für ein neues Auto auf.“

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