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Gesundheit: Tag der Apotheke: Bernhard Doege gibt Tipps für die Zusammenstellung einer Reiseapotheke

Bernhard Doege ist Apotheker und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit der Apothekerkammer Berlin. Sein Reisetipp: Medikamente ins Handgepäck.

Bernhard Doege ist Apotheker und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit der Apothekerkammer Berlin. Sein Reisetipp: Medikamente ins Handgepäck.

Herr Doege, in wenigen Wochen wird in Deutschland die große Reisewelle beginnen. Aber nicht nur Traumstrände und schönes Wetter warten, ein Urlaub kann einem auch schnell durch gesundheitliche Beschwerden vermiest werden. Welche Reiseübel treten am häufigsten auf?

Zum Glück sind das meist kleinere Wehwehchen, sogenannte Befindlichkeitsstörungen, wie Sonnenbrand, Insektenstiche oder Durchfallerkrankungen. Aber auch so was kann einem den Urlaub schon ganz schön verderben.

Immer wieder werden aber auch spektakuläre Erkrankungen etwa von Tropenreisenden gemeldet, die sogar tödlich verlaufen.

Auch die gibt es natürlich jedes Jahr wieder. Gerade in tropischen Ländern können sich Reisende mit ernsten Krankheiten infizieren und dieses Risiko sollte man auf keinen Fall unterschätzen. Die Zahl solcher Fälle ist zwar, gemessen an der Gesamtzahl der jährlichen Urlauber, gering, immerhin gibt es aber circa 800 bis 1000 Malaria-Erkrankungen pro Jahr in Deutschland. Die typischen Reisekrankheiten sind allerdings die weitaus leichteren Befindlichkeitsstörungen.

Wie wappnet man sich am besten dagegen?

Das hängt im Wesentlichen von drei Faktoren ab: vom Reiseziel, vom Reisezweck und vom Urlauber selbst. In vielen Ländern, gerade in exotischeren Regionen, sind vor der Reise Impfungen nötig. Und ein siebzigjähriger Diabetiker muss sich für einen Hotelurlaub auf Mallorca eine andere Reiseapotheke zusammenstellen als ein dreißigjähriger Trecking-Reisender, der zu einer Tour in den Himalaya aufbricht.

Es gibt also keine generellen Empfehlungen?

Oh doch, in jede Reiseapotheke gehört zum Beispiel ein Mittel gegen Durchfallerkrankungen, Verbandszeug für kleinere Verletzungen, ein kühlendes und den Juckreiz stillendes Präparat gegen Insektenstiche und - ganz wichtig - die Dauermedikamente für chronische Krankheiten dürfen nicht fehlen. Auch ein Sonnenschutzmittel mit einem hohen Lichtschutzfaktor gehört dazu. Darüber hinaus treten durch Meerwasser und grelles Sonnenlicht schnell Bindehautreizungen der Augen auf. Dagegen helfen reizlindernde Augentropfen. Last not least sollten gegen Verstauchungen, Prellungen und Blasen an den Füßen entsprechende Salben eingepackt werden.

Das wird ja schnell eine beachtliche Liste. Kann man sich nicht einfach am Urlaubsort kaufen, was man braucht?

Sicher kann man das eine oder andere nur bei Bedarf vor Ort kaufen. Aber man sollte bedenken, dass man sich dadurch unter Umständen unnötige Schwierigkeiten aufhalst: Zum Beispiel können Sprachschwierigkeiten auftreten. Oder man muss am Urlaubsort eine Apotheke erst suchen - zu Hause weiß man, wo sie ist. Zudem tauchen aber, vor allem in Entwicklungsländern, immer wieder gefälschte Produkte mit unwirksamen, manchmal sogar gefährdenden Inhaltsstoffen auf.

Nun sind aber auch Medikamente nicht unbegrenzt und bei jeder Temperatur haltbar. Wie lässt sich die Reiseapotheke am besten transportieren?

In der Regel sollten Medikamente nicht über längere Zeit bei Temperaturen über 25 Grad Celsius aufbewahrt oder direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden. Das heißt, sie sind in warmen Urlaubsländern am besten im Kühlschrank aufgehoben. Bei längeren Aufenthalten im Freien oder bei Ausflügen gehören sie in eine Kühlbox. Waren die Medikamente während des Urlaubs starken Temperaturschwankungen ausgesetzt, sollten sie aber anschließend zu Hause entsorgt werden.

Bei welchen Anzeichen sollten sich Urlauber denn für einen Besuch beim Arzt statt für eine Selbstmedikation entscheiden?

Das sollten sie immer, wenn die Beschwerden über mehrere Tage anhalten oder einhergehen mit anderen Symptomen wie etwa Fieber oder, bei Durchfallerkrankungen, Blut im Stuhl. Insbesondere in tropischen Reiseländern sollte man auch die Körpertemperatur gut im Auge behalten. Denn Malaria beispielsweise muss schnell behandelt werden. Wenn man dieses Fieber wie das einer Erkältung angeht, kann es ernste Komplikationen geben.

Gelten dieselben Empfehlungen auch für Kinder oder gibt es für den Nachwuchs noch besondere Reisetipps?

Ich rate immer von Tropenreisen mit Kleinkindern ab, weil ihr Immunsystem in der Regel noch zu empfindlich für Tropenkrankheiten ist. Auch sollten die Eltern bei ihren Kindern darauf achten, dass diese beim Spielen in der Sonne nicht nur einen guten Sonnenschutz auftragen, sondern ihre Haut besser mit Kleidung bedecken und einen Hut aufsetzen. Bei Durchfall ist unbedingt darauf zu achten, dass die Kleinen genug Flüssigkeit und Mineralien zu sich nehmen. Denn viel eher als bei einem Erwachsenen macht sich bei Kindern Flüssigkeitsverlust bemerkbar. Bei chronischen Erkrankungen sollten die Medikamente vorher mit dem Kinderarzt abgesprochen werden.

Nun sind Tierstiche oder -bisse gerade in südlichen Reiseländern nicht immer harmlos und Reisende kennen die Stechfliegen, Spinnen oder Schlangen auch oft nicht. Was tut man beispielsweise bei einem Schlangenbiss?

In so einem Fall sollte man sofort einen Arzt aufsuchen, denn viele Schlangenbisse sind auch für Menschen tödlich. Damit der Arzt das richtige Serum verabreichen kann, sollte man die Schlange totschlagen und mitnehmen. Für viele Gegenden gibt es mittlerweile aber auch Seren, die eine spezielle Wirkstoffmischung für die in dieser Region auftretenden Giftschlangen enthalten. Es bestehen also auch Behandlungsmöglichkeiten, wenn man das Tier nicht mitnehmen kann. Insektenstiche oder Spinnenbisse sind meist nicht so gravierend, man sollte sie aber gut im Auge behalten und wenn sie schlimmer werden, einen Arzt aufsuchen.

Welche Mittel gibt es gegen die klassischen Beschwerden während der Reise?

Dagegen helfen entsprechende Dragees oder Kaugummis, die etwa Übelkeit lindern. Nasentropfen erleichtern auf Flügen den Druckausgleich. Gerade chronisch Kranke, die auf die regelmäßige Einnahme von Medikamenten, wie beispielsweise Insulin angewiesen sind, sollten beim Fliegen aber noch etwas anderes beachten: Ein Koffer kann bei einem Flug schon mal verloren gehen. Wer darin seine Medikamente aufbewahrt, kann böse Überraschungen erleben, auch wenn das Gepäck nach ein paar Tagen wieder auftaucht. Denn bis dahin fehlen die Präparate. Mein Tipp: Medikamente immer im Handgepäck transportieren.

Herr Doege[in wenigen Wochen wird in Deutschland]

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