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Übeltäter: So befallen Masern-Viren den Körper

Masern gehören zu den ansteckendsten und gefährlichsten Krankheiten – für Kinder genauso wie für Erwachsene.

Masern gehören zu den ansteckendsten und gefährlichsten Krankheiten – für Kinder genauso wie für Erwachsene. „Gegen Grippe- oder Herpesviren gibt es Medikamente, gegen Masernviren nicht“, sagt Gerhard Gaedicke, Professor für Kinder- und Jugendmedizin an der Charité. Bei einer Infektion ist der Körper allein auf seine Abwehrkräfte angewiesen. Bei stark geschwächten Menschen kann die Krankheit daher schwer verlaufen. „Die Kombination aus Unterernährung und Masern ist bei Kindern weltweit die häufigste Todesursache“, sagt Gaedicke.

Die WHO, die Weltgesundheitsorganisation, will das Masernvirus bis zum nächsten Jahr ausrotten. Theoretisch stehen die Chancen dafür gut, denn es existiert schon lange ein Impfstoff, der zuverlässig gegen das Virus schützt – „er ist die wirksamste und beste Vorbeugung“, betont Gaedicke. Dennoch dürfte die WHO ihr Ziel verfehlen, denn nicht überall wird ausreichend geimpft.

Selbst in Deutschland kommt es immer noch zu lokalen Epidemien. Manche Leute stehen einer Impfung skeptisch gegenüber. Sie haben zum Beispiel Angst, ihr Kind könnte an „Impfmasern“ erkranken. Da bei der Impfung eine abgeschwächte Form des Masernvirus gespritzt wird, um die Körperabwehr zu trainieren, kann die Immunisierung in seltenen Fällen tatsächlich zu einem Ausbruch der Krankheit führen. „Die Erfahrung zeigt aber, dass Gefahren und Komplikationen der durchgemachten Masern sehr viel größer sind“, sagt Gaedicke.

Masernviren sind kugelförmig und vergleichsweise klein. Ihr einziger Wirt ist der Mensch. Sie verbreiten sich, wie Grippeviren, durch Tröpfcheninfektion. Sind sie erst einmal im Körper, so befallen sie die Bindehäute und die Schleimhäute von Mund und Nase.

Wie andere Viren auch, schleusen die Masern-Erreger ihr Erbgut in die Zellen ein und vermehren sich darin. Acht bis zehn Tage dauert es, bis die Krankheit voll ausgebrochen ist. Das Immunsystem reagiert auf die Eindringlinge mit Fieber, roten, tränenden Augen oder Husten – vor allem aber mit den typischen Hautflecken. Ist die Abwehr stark genug, so bessert sich der Zustand des Patienten nach einer Woche. Nach einer durchgestandenen Masern-Erkrankung ist man für den Rest seines Lebens immun, weil der Körper Abwehrstoffe gebildet hat.

In schlimmeren Fällen kommt es zu einer Lungen- oder Mittelohrentzündung. „Gefürchtet ist die Masernenzephalitis, eine Hirnentzündung“, sagt Gaedicke. Bei der seltenen subakuten sklerotisierenden Panenzephalitis (SSPE) „versteckt“ sich das Virus sogar jahrelang, ehe es schließlich das gesamte zentrale Nervensystem befällt. Diese Krankheit endet immer tödlich.Björn Rosen

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