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Gesundheit: Überbevölkerung in Trockengebieten verschärft die Problematik

Zu unserem Bericht über Wasserknappheit in Arabien und in anderen Trockengebieten der Erde vom 23. März erhielten wir den folgenden Leserbrief.

Zu unserem Bericht über Wasserknappheit in Arabien und in anderen Trockengebieten der Erde vom 23. März erhielten wir den folgenden Leserbrief. Der Autor, TU-Professor Eberhard Klitzsch (Fachbereich Bauingenieurwesen und Angewandte Geowissenschaften), leitet seit den 70er Jahren entsprechende Forschungsprojekte in Nordafrika, im vergangenen Jahr war er mit der Unesco an einer internationalen Tagung über nichterneuerbare Grundwässer in Tripoli/Libyen beteiligt.

Die Diskussion um die drohende Wasserknappheit in großen Regionen der Erde und um die sich in der Folge abzeichnenden dramatischen Versorgungsprobleme und politischen Konflikte wirkt teilweise wie die Auseinandersetzung zwischen Blinden und Tauben: Die Hauptprobleme sind nicht in erster Linie fehlendes Geld oder fehlende Kenntnis über Grundwasservorkommen, sondern die rücksichtslose Ausbeutung von begrenzten und in großen Gebieten nicht erneuerbaren Wasserreserven sowie die mangelnde Bereitschaft, Interessen zukünftiger Generationen auch nur zur Kenntnis zu nehmen.

Ähnliches gilt für die grenzüberschreitenden Oberflächenwässer, deren Nutzung vielerorts ohne Rücksicht auf Nachbarstaaten vollzogen wird. Beispiel für den ersten Fall sind die Sahara- und Sahelstaaten, die arabische Halbinsel und viele andere Trockengebiete auf allen Kontinenten. Für den zweiten Fall stehen neben einer Reihe Anderer die Staatengruppe Türkei, Syrien, Israel, Jordanien und Irak sowie der Bereich Äthiopien, Sudan und Ägypten.

Die absurde Vorstellung, auch in Trockengebieten müsse landwirtschaftliche Autarkie angestrebt werden, spielt eine ebenso negative Rolle wie die viel zu niedrigen oder nicht vorhandenen Wasserpreise sowie Regierungen, die ein Geosystem nicht einmal in der zeitlichen Dimension ihrer Amtszeit begreifen. Und hier soll nun die Privatwirtschaft einspringen. Sie ist anders als die Staaten verständlicherweise profitorientiert. Für sie wird es kein Problem sein, Grund- und Oberflächenwässer zügig zu erschließen und mit ausgereiften technischen Einrichtungen an den Nutzer zu bringen. Ohne wissenschaftliche Klärung der entsprechenden Geosysteme und ohne die moralische Verantwortung für zukünftige Generationen jedoch wird eine solche Entwicklung die bevorstehenden Katastrophen und Konflikte weiter beschleunigen.

Bleibt das Bemühen um die sinnvolle Nutzung von Abwässern (durchaus ein Thema für die Privatwirtschaft), bleibt weiterhin die Abkehr von Autarkievorstellungen, damit verbunden die sinnvollere Nutzung der begrenzten Grund- und Oberflächenwässer zum Beispiel für die Entwicklung von Infrastruktur und deren direkte landwirtschaftliche Bedürfnisse.

Und es bleibt die vor allem notwendige Geburtenkontrolle. Ein Hauptproblem ist ohne jeden Zweifel in vielen Ländern die Überbevölkerung, der die Wasserresourcen nicht auf Dauer entsprechen.

Diese und andere wesentliche Zusammenhänge, die für die Existenz zukünftiger Generationen von erstrangiger Bedeutung sind, wurden von der Technischen Universität Berlin im Rahmen eines Sonderforschungsbereiches der Geowissenschaften zusammen mit anderen Universitäten mit erheblichem Aufwand bearbeitet. Bis auch Politiker die Ergebnisse in ihre Überlegungen einbeziehen, müssen wohl zunächst ernste internationale Konflikte diese Themen von der Umwelt- oder Wissenschaftsseite auf die erste Seite von Tageszeitungen transportieren.

Eberhard Klitzsch

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