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Gesundheit: Undurchsichtige Akkreditierungen

Von George Turner, Wissenschaftssenator a. D.

Hochschulrektorenkonferenz und Kultusministerkonferenz haben sich entschlossen, das Verfahren der Genehmigung von Studien- und Prüfungsordnungen nicht mehr den Landesministerien zu belassen, sondern dafür Agenturen einzurichten, die für die Akkreditierung von Studiengängen zuständig sein sollen. Zunächst gab es eine neue Institution, den Akkreditierungsrat, besetzt mit Vertretern der Hochschulen und Ministerien sowie der Wirtschaft und Studierenden. Er legt Kriterien für die Akkreditierung fest und zertifiziert (bisher sechs) Agenturen, welche die Akkreditierung durchführen.

Die Akkreditierung kostet Geld, das die Hochschulen aufzubringen haben. Sie sind in der Regel frei, sich die Agentur auszusuchen. Dort begutachten Wissenschaftler und andere Fachleute die eingereichten Anträge. Diese können auch Begehungen an Ort und Stelle vornehmen. Auf dem Prüfstand stehen die Qualität des Curriculums, die dazu erforderliche Ausstattung sowie die Eignung des Programms für den Berufseinstieg der Absolventen.

Das mag ja alles ganz sinnvoll sein. Nur können dies die Agenturen besser, als es staatliche Behörden vermochten? Im alten System waren die Zuständigkeit und damit auch die Verantwortung klar geregelt. Das Ministerium mit der politischen Spitze konnte gegebenenfalls mit den Mitteln der Politik in seine Grenzen verwiesen werden. Wie aber ist es mit den Agenturen? Mit ihnen schließen die Hochschulen privatrechtliche Verträge. Die von den Agenturen wahrgenommenen Aufgaben aber dürften öffentlichrechtlicher Natur sein. Ein schönes Betätigungsfeld für Juristen. Von mehr Transparenz war die Rede. Da muss man den Begriff schon gewaltig strapazieren. Oder ist es übersichtlicher, wenn die Hochschule sich unter den konkurrierenden Agenturen, die ihre Kosten einspielen müssen, eine aussucht, deren Kompetenz davon abhängt, welche Gutachter bereit sind, ihre Kenntnisse in deren Dienst zu stellen, als wenn ein Landesministerium zuständig ist? Bei aller Kritik, die solche Behörden gelegentlich zu Recht auf sich gezogen haben: Man wusste, woran man war.

Ob diese Reform in dieser konkreten Form ein Fortschritt ist, muss sich erst noch beweisen. Einiges spricht dagegen, nicht zuletzt die neu in die Diskussion gebrachte Systemakkreditierung. Danach sollen die Hochschulen eigene Systeme der Qualitätssicherung aufbauen, die extern überprüft werden.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken:

g.turner@tagesspiegel.de

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