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Gesundheit: UNIKAT: Viele Sitzungen in dünner Luft

Katja Anne Wittwer ist seit Februar "Kollegin auf Zeit" im DeutschlandRadio Berlin, wie sie selbst es nennt.Als eine von 24 Teilnehmerinnen des Nachwuchsförderungsprogramms "Preparing women to lead", das von der "Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft" in Kooperation mit der TU organisiert wird und jetzt zum zweiten Mal stattfindet, darf die frisch gebackene Historikerin drei Monate lang ihrer Mentorin, der Programmdirektorin Gerda Hollunder, über die Schulter und in die Karten schauen.

Katja Anne Wittwer ist seit Februar "Kollegin auf Zeit" im DeutschlandRadio Berlin, wie sie selbst es nennt.Als eine von 24 Teilnehmerinnen des Nachwuchsförderungsprogramms "Preparing women to lead", das von der "Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft" in Kooperation mit der TU organisiert wird und jetzt zum zweiten Mal stattfindet, darf die frisch gebackene Historikerin drei Monate lang ihrer Mentorin, der Programmdirektorin Gerda Hollunder, über die Schulter und in die Karten schauen.Junge, hochqualifizierte Berufsanfängerinnen sollen so motiviert werden, auch anspruchsvolle Posten in Politik und Wirtschaft anzustreben.

Dabei geht es nicht nur ums Zugucken: die "Mentees", wie die Teilnehmerinnen genannt werden, müssen, nein, sie dürfen während ihres Internships auch arbeiten.Neben dem Schnuppern der dünnen Luft, die eine Frau in Top-Position umweht, sollen sie ein eigenes Projekt bearbeiten.Katja Anne Wittwer hat ihres schon abgeschlossen.Zwei Monate lang hat sie sich durch die "Programmbeobachtungsberichte" des Senders gewühlt und eine Synopse zusammengestellt, die nun als Grundlage für die weitere Programmplanung dient.Um die Berichte besser einschätzen zu können, ist sie in die einzelnen Redaktionen gegangen, hat sich angeguckt, wie die Sendungen geplant und durchgeführt werden und das DeutschlandRadio sehr gut kennengelernt.Nachdem sie Kontakte auf allen Ebenen geknüpft hat, will sie nun auch selbst einen Radiobeitrag produzieren: in der täglichen Geschichts-Sendung, wie es sich für eine Historikerin gehört.Außerdem bereitet sie eine größere Podiumsdiskussion des Senders vor.

Im Zentrum steht jedoch der enge Kontakt zur Mentorin.Katja Anne Wittwer ist in allen Sitzungen von Gerda Hollunder dabei, in denen das Programm des Senders vorbereitet wird.Dabei beobachtet sie ihre Mentorin genau und ist beeindruckt von deren Führungsstil: "Sie hört sich alle Meinungen an, versucht, Positionen zu integrieren und fällt auf dieser Grundlage ihre Entscheidungen.Wenn es zu Konflikten kommt, bleibt sie immer auf der sachlichen Ebene." Sie sei zwar "hart in der Sache", aber "weich zu den Menschen".Diese Konfliktfähigkeit sei nicht bei allen Frauen vorhanden.Auch sie selbst neige dazu, zu früh den Rückzug anzutreten und Kompromisse anzubieten.In diesem Punkt könne sie sich einiges "abgucken" von der erfahrenen Medienfrau.

Daß sie sich durchsetzen kann, wenn es um ihre Interessen geht, hat sie allerdings auch schon festgestellt.Am Ende ihres Fernsehpraktikums beim Süddeutschen Rundfunk konnte sie stolz ihren eigenen Beitrag vorführen, während andere immer nur zuschauen durften.Hörsäle in Sankt Petersburg, in Straßburg und in den USA hat sie während ihres Studiums gesehen.Im Freiburger Museum für Vor- und Frühgeschichte brachte sie Besuchern den Alltag der Steinzeitmenschen nahe, organisierte für das Akademische Auslandsamt der Uni Freiburg die Öffentlichkeitsarbeit und arbeitete in der politischen Erwachsenenbildung als Dozentin.Nach dem Internship will sie über die deutsch-amerikanischen Beziehungen vor und nach dem Ersten Weltkrieg promovieren und hat bereits zwei Stipendien in der Tasche: eines für einen dreimonatigen Forschungsaufenthalt am John-F.-Kennedy-Institut der FU und eines für Bologna, wo sie an einem US-amerikanischen Institut Internationale Beziehungen studieren wird.Die Zeit zwischen Studienabschluß und weiterer Ausbildung wollte Katja Anne Wittwer nutzen, um noch einmal in die Medien hinein zu schnuppern, vor allem aber um ihre Fähigkeiten in einem anspruchsvolleren Zusammenhang "auszutesten".

Braucht eine solche Frau überhaupt noch ein Förderungsprogramm? Gerda Hollunder meint ja, denn "ob junge Frauen eine geeignete Mentorin finden oder nicht, sollte nicht länger dem Zufall überlassen werden", wie es bei ihr selbst der Fall war.Denn in hohen und höchsten Positionen in Politik und Wirtschaft sind Frauen nach wie vor Mangelware.So hatte auch Katja Anne Wittwer vor Gerda Hollunder "noch nie einen weiblichen Chef"!

MARTINA KRETSCHMANN

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