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Gesundheit: Unprofessionelle Profs

Die Unis müssen in der Personalpolitik dazulernen

Wie man als Universität einen neuen Präsidenten nicht suchen sollte, machte letztes Jahr die Berliner Humboldt-Uni vor: Monate über Monate drehte sich das Kandidatenkarussell, Namen über Namen wurden ins Rennen geschickt und öffentlich wieder verworfen. Ein Paradebeispiel, sagt Klaus Landfried, ehemaliger Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, für eine missratene und unprofessionelle Kandidatensuche. Wer gute Bewerber haben wolle, müsse vielmehr einige wenige Kandidaten geheim und diskret ansprechen. Binnen kurzer Zeit müsse das Verfahren über die Bühne gehen. Und Kandidaten, die nicht zum Zuge kommen, müssten die Möglichkeit haben, sich aus dem Rennen zurückzuziehen, ohne ihr Gesicht zu verlieren.

Die HU-Präsidentensuche ist nur ein Beispiel dafür, wie schwer sich die deutschen Universitäten beim Thema Personalmanagement tun. Das belegt eine neue Umfrage, die die Universität Bonn im Auftrag des Stifterverbands durchführte und die gestern in Berlin vorgestellt wurde. Von den befragten 180 Hochschulen und Forschungsinstituten ging demnach nur ein Drittel bei der Auswahl neuer Forscher und anderer Angestellter nach einem Personalentwicklungskonzept vor – bei großen Unternehmen ist das die Regel. 40 Euro gibt eine Hochschule durchschnittlich im Jahr für die Weiterentwicklung eines Mitarbeiters aus. „Eine außergewöhnlich geringe Zahl“, sagt Andreas Schlüter, der Generalsekretär des Stifterverbandes. Unternehmen würden durchschnittlich 2 000 Euro pro Jahr in das Wissen jedes Mitarbeiters investieren, für Führungskräfte – sozusagen die Professoren der Firmen – seien 20 000 Euro keine Seltenheit.

Das Ergebnis ist umso erstaunlicher, da 70 Prozent der Hochschulen im gleichen Atemzug sagen, Personalmanagement habe eine „hohe“ oder sogar „sehr hohe“ Bedeutung für sie. Auch würden sie eigentlich über das nötige Know-How verfügen, sagt Walter Jochmann von der Unternehmensberatung Kienbaum. Wenn Firmen nach neuen Mitarbeitern suchen, würden sie auch für leitende Positionen oft komplizierte Eignungstests einsetzen. Entwickelt seien die Tests meistens von Hochschulen – „bei sich selber wenden sie die allerdings nicht an“, sagt Jochmann. Dabei könnten schon Kleinigkeiten die Hochschulen voranbringen. So würden Professoren und Führungskräfte in der Verwaltung nur selten systematische Mitarbeitergespräche führen, in denen das Personal auf seine Stärken und Schwächen hingewiesen wird.

Der Stifterverband hat deswegen jetzt einen Wettbewerb aufgelegt, bei dem drei Hochschulen mit je 200 000 Euro für gelungene Personalkonzepte belohnt werden sollen. Neben der nichtfachlichen Ausbildung von Doktoranden werde vor allem die Berufsqualifikation von Führungskräften an der Uni noch stiefmütterlich behandelt. Ein Spitzenforscher muss nämlich noch lange nicht Spitze sein, wenn es um das Führen von Mitarbeitern und das Leiten einer Uni geht. „Trainingsprogramme“ schon für Nachwuchswissenschaftler fordert Klaus Landfried. Deutschland brauche mehr Persönlichkeiten, die sowohl fachliche Autorität ausstrahlten als auch wüssten, wie man eine Uni organisiert. Es dürfe nicht mehr passieren, dass neue Rektoren von ihren neuen Aufgaben geradezu überrascht würden.

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