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Gesundheit: US-Umweltplan sieht elf Milliarden Dollar für die gefährdete Sumpflandschaft vor

Die Everglades haben noch nie die Massen elektrisiert. Denn der sumpfige Nationalpark im Süden Floridas, eine Wildernis aus Wasserbäumen, messerscharfem "Saw grass", Sümpfen, Zypressen und tausenden von Inselchen ist auf den ersten Blick keine großartige Naturlandschaft wie der Gran Canyon.

Die Everglades haben noch nie die Massen elektrisiert. Denn der sumpfige Nationalpark im Süden Floridas, eine Wildernis aus Wasserbäumen, messerscharfem "Saw grass", Sümpfen, Zypressen und tausenden von Inselchen ist auf den ersten Blick keine großartige Naturlandschaft wie der Gran Canyon. Auch wird sie vorzugsweise von Tieren bewohnt, die den Floridianern kaum ans Herz wachsen: Mücken und Alligatoren.

Das mag erklären, dass nordamerikanische Umweltbewegte über Jahrzehnte zwar für gefährdete Eulen und gegen den Massentourismus in anderen Nationalparks auf die Barrikaden gingen, darüber aber aber die Everglades vergaßen. Die Sumpf- und Graslandschaft wurde nicht zu Tode geliebt, dafür aber wirtschaftlichen Interessen geopfert.

Doch vor zwei Jahren versprach US-Vize-Präsident Al Gore einen Rettungsplan für die von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärte Landschaft. Nach monatelanger Debatte wurde dem Kongress ein Umweltschutzplan zur Beratung vorgelegt - mit elf Milliarden Dollar der teuerste und umfassendste, der jemals in den USA erarbeitet wurde.

Nach ihm sollen Pioniere der Armee in den nächsten zehn Jahren Dämme und Kanäle auf über 380 Kilometer Länge beseitigen. Auch wird eine von Ost nach West führende Schnellstraße angehoben, und Computer gesteuerte Wehre sollen für eine teilweise Wiederherstellung der ursprünglichen Strömungsverhältnisse sorgen. Denn die Everglades wurden bis vor 150 Jahren von einem kontinuierlichen Wasserfluss durchströmt, der unterhalb des Lake Okeechobee begann und sich in den Golf von Mexiko ergoss.

Dann jedoch fiel die Sumpflandschaft, mit rund 600 000 Hektar der drittgrößte Naturschutzpark in den USA, dem Fortschrtitt zum Opfer, wurde kanalisiert, zusammengedrängt und trockengelegt. Gleichzeitig explodierte die Bevölkerungszahl an der Ost- wie Westküste. Mit ihr nahm die Gier nach Frischwasser zu. Der Boom, der Anfang des Jahrhunderts mit der Erschließung des Moskito verseuchten Floridas begann, ist ungebrochen. 900 Menschen ziehen täglich in den Südzipfel der USA. Vor 50 Jahren lebten 700 000 im Süden Floridas, heute sind es 4,4 Millionen. Und im Winter kommen noch einige Hunderttausend "Snow birds" hinzu, wie diejenigen genannt werden, die dem harschen Winter im Norden entfliehen.

Gleichzeitig verursacht die Verschmutzung durch die Landwirtschaft irreparable Schäden. So entlassen Zuckerplantagen im Norden Dünge-Phosphor in den Wasserkreislauf. Gemüsebauern entnehmen dem "Gras-Fluss" Wasser zur Bewässerung.

Das Ungleichgewicht ging vor allem zu Lasten so seltener Tiere wie Seekühe, Floridas Krokodile und Panther, die nahezu ausgestorben sind. Auch ist der Naturschutzpark Brutplatz für Dutzende von Vogelarten und verfügt über den größten Mangroven-Wald der westlichen Hemisphäre.

Hätten nicht vor mehr als fünf Jahrzehnten Früh-Grüne wie der Landschaftsarchitekt Ernest Coen oder Marjory Stoneman Douglas den Naturreichtum der Gras- und Marschlandschaft erkannt, die Everglades wären heute in einem noch schlechteren Zustand. Stoneman Douglas schrieb das Standardwerk für die Everglades, nannte es "River of Grass" und führte die erste Bewegung zu deren Schutz an.

Der Plan zur Rettung des Gras-Flusses stößt jedoch nicht überall auf Beifall. Zum einen opponierten immer wieder die Besitzer der Zuckerplantagen. Zum anderen fürchten 1400 Grundbesitzer um ihr Hab und Gut. Sie leben am Rande der Everglades auf kleinen Farmen. Das Angebot der Regierung, ihr Land aufzukaufen, schlugen bislang viele aus. Sie wie auch die einheimischen Miccosukee-Indianer fürchten müssen, dass Teile ihres Landes unter Wasser gesetzt werden.

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