zum Hauptinhalt

Gesundheit: Von außen nach innen

Schuppenflechte: Gene spielen wichtige Rolle

Die Schuppenflechte (Psoriasis) ist eine mysteriöse Krankheit. Eindeutig sind nur ihre Symptome – gerötete, sich schuppende Hautareale, vor allem an Ellbogen, Knien, behaartem Kopf, Handteller, Fußsohlen und Körperfalten; hinzu kommen Gelenkentzündungen. Die Ursachen liegen dagegen noch weitgehend im Dunkeln. Bisher herrschte die Auffassung vor, dass die Schuppenflechte durch ein gestörtes, zu Überreaktionen neigendes Immunsystem hervorgerufen wird. Deshalb wird sie in schweren Fällen mit Medikamenten behandelt, die die Immunreaktionen hemmen sollen. Das ist die „Von-innen-nach-außen-Hypothese“.

Seit längerem gibt es allerdings auch die Annahme, dass es sich in Wahrheit genau umgekehrt verhält. Das ist die „Von-außen-nach-innen-Hypothese“. Demnach ist die Schuppenflechte eine genetisch bedingte Hautkrankheit, die außerdem das Immunsystem in Mitleidenschaft zieht. Jetzt haben Wissenschaftler vom Institut für Molekulare Pathologie in Wien und von der Universitäts-Hautklinik am Wiener Allgemeinen Krankenhaus die „Von-außen-nach-innen-Hypothese“ experimentell bestätigt. Die Forschungsergebnisse der beiden Teams, zu denen neben den Genetikern Erwin Wagner und Rainer Zenz auch der Dermatologe Erwin Tschakler gehören, sind vor kurzem im Fachjournal „Nature“ (Band 437, Seite 369) erschienen.

Zunächst untersuchten die Forscher Hautproben von Psoriasis-Patienten. Dabei zeigte sich, dass in den lädierten Hautregionen das Gen JunB nahezu lahm gelegt, dessen Gegenspieler, das Gen c-Jun, hingegen hyperaktiv war. Daraufhin machten sich die Genetiker daran, Mäuse zu züchten, denen eines dieser Gene oder beide fehlten.

Schließlich gelang es sogar, ein Verfahren zu entwickeln, das es ermöglichte, diese Gene bei gesunden erwachsenen Mäusen gezielt auszuschalten. Das war der Durchbruch. Ein bis zwei Wochen nach Ausschaltung der Gene rötete und schuppte sich die Haut der Mäuse an den Ohren, den Pfoten und am Schwanz, und es traten wiederholt Gelenksentzündungen auf – typische Symptome der Schuppenflechte.

Zum Abschluss befassten sich die Wiener Wissenschaftler mit der Rolle des Immunsystems. Das Ergebnis war eindeutig. Auch die Mäuse ohne T- und B-Zellen, also ohne funktionierendes Immunsystem, zogen sich prompt die Schuppenflechte zu. Aber die Gelenkentzündung blieb ihnen erspart. Das spricht dafür, dass das Immunsystem nur einen Nebenschauplatz der Psoriasis bestimmt.

Noch ist gegen die Krankheit kein Kraut gewachsen. Doch die Forscher blicken optimistisch in die Zukunft. „Wir sind sicher, dass wir mit unserem Modell ein ausgezeichnetes Werkzeug für die Forschung geschaffen haben“, sagt Rainer Zenz. „Es wird sich als außerordentlich nützlich für zukünftige Studien erweisen, die dem Verständnis und der Heilung dieser verbreiteten Krankheit dienen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false