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Gesundheit: Warum fallen Tiere in Winterschlaf?

Allmählich möchte man sich vor der lausigen Kälte verkriechen. Vielleicht noch einmal gut essen gehen und dann ab in die Federn.

Allmählich möchte man sich vor der lausigen Kälte verkriechen. Vielleicht noch einmal gut essen gehen und dann ab in die Federn. Wie das Alpenmurmeltier, das sich jedes Jahr im Herbst in seinen Bau drei bis vier Meter tief unter der Erde zurückzieht. In einem Nest aus Heu kuschelt es sich eng an die anderen Murmeltiere aus seiner zehn- bis zwanzigköpfigen Familie und fällt für sechs Monate in Winterschlaf.

Draußen findet es um diese Jahreszeit ohnehin nichts mehr zu fressen, kein Gras mehr und keine Kräuter. Mit derlei Köstlichkeiten hat es sich den Sommer über einen Winterspeck angefressen. Sechs Monate lang muss es jetzt davon zehren.

Ausgelöst wird der Winterschlaf durch die zunehmende Dunkelheit. Wenn die Tage kürzer werden, produziert der Körper des Murmeltieres vermehrt das Hormon Melatonin. Es setzt eine ganze Kaskade hormoneller Reaktionen in Gang.

„Die Tiere drosseln zuerst ihren Stoffwechsel“, sagt Walter Arnold, Leiter des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien. „Sie schalten zunächst die Heizung ab, und dadurch sinkt die Körpertemperatur.“ Von ehemals 37 auf unter fünf Grad Celsius.

Um den Winter über möglichst viel Energie zu sparen, liegt das Murmeltier zusammengekauert da. Es atmet nur noch zweimal pro Minute. Alle zwei Wochen wird diese Starre für ein bis zwei Tage unterbrochen. Der Stoffwechsel kommt wieder auf Touren, die Körpertemperatur steigt. Während dieser kurzen Aufwärmphasen bleibt das Nagetier meist regungslos sitzen, verbraucht aber mehr als 80 Prozent seiner Fettreserven.

Womöglich muss das Murmeltier in regelmäßigen Abständen sein Immunsystem anwerfen, um Infektionen abzuwehren. Forscher haben jedoch auch eine andere Erklärung für die energieintensiven Zwischenphasen parat: Das Murmeltier muss endlich einmal richtig schlafen!

Wenn wir Menschen schlafen, ist unser Gehirn besonders aktiv. Wir träumen, verarbeiten Eindrücke, das Gehirn wird aufgefrischt. Fällt dagegen das Murmeltier in eine Kältestarre, so stellt es fast alle Hirnaktivitäten ein. „Das EEG eines Murmeltiers im Winterschlaf signalisiert Hirntod“, sagt Arnold. Vielleicht braucht es die Aufwärmzeiten, um ein bisschen zu träumen und seine Gedächtnisleistungen nicht zu verlieren.

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