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Gesundheit: Warum knurrt der Magen?

Wer regelmäßige Mahlzeiten gewohnt ist, wird zu diesen Zeiten auch hungrig. Steht man allerdings unter Stress, vergisst man das Essen schon mal.

Wer regelmäßige Mahlzeiten gewohnt ist, wird zu diesen Zeiten auch hungrig. Steht man allerdings unter Stress, vergisst man das Essen schon mal. Dagegen kann bei Langeweile beinahe jedes Magenknurren ein willkommener Anlass dazu sein, Kühlschrank oder Keksdose zu öffnen.

Dabei ist Magenknurren meist gar kein Anzeichen für Hunger. Unser Verdauungstrakt gibt in gewissen Zeitabständen nur deshalb Geräusche von sich, weil er dann besonders rührig ist – denn er braucht hin und wieder eine gründliche Reinigung.

„Drei bis vier Stunden nach einer Mahlzeit beginnt im Darm eine Phase ausgeprägter Aktivität“, sagt Hubert Mönnikes, Leitender Oberarzt der Klinik für Hepatologie und Gastroenterologie der Berliner Charité. Über einige Minuten hinweg zieht die Muskulatur unseren Verdauungstrakt immer wieder kräftig zusammen. „Diese Kontraktionen beginnen im unteren Magen und laufen wie eine Welle durch den Dünndarm bis hinunter zum Eingang des Dickdarms.“ Der etwa sechs Meter lange Dünndarm wird dabei von oben nach unten durchgeknetet und befreit sich von nicht verdauten Nahrungsbestandteilen. Da die rhythmischen Kontraktionen Flüssigkeit und Luft durch den Verdauungstrakt pressen, kommt es währenddessen zu Geräuschen, die manchmal auch von außen hörbar sind.

Hungergefühle werden weder durch diesen „migrierenden Motorkomplex“ noch durch sonstiges Magenknurren ausgelöst. Die Verdauung reklamiert den Nachfüllbedarf auf andere Weise. Vor allem durch eine breite Palette an Hormonen.

Es gibt regelrechte Heißhunger-Hormone wie den erst 1999 entdeckten Botenstoff Ghrelin, der vom Magen aus in den Blutkreislauf eingeschleust wird und die Botschaft vermittelt: Magen leer, bitte essen! In ähnlicher Weise überwacht der Körper den Blutzuckerspiegel über das Hormon Insulin, das den Hunger dämpft. Das Hormon Leptin gibt unterdessen Auskunft über den Langzeitvorrat unserer Fettzellen.

Unser Gehirn steht mit der Verdauung über viele weitere Kuriere in ständigem Kontakt. Manchmal helfen all ihre Signale nichts. Sie werden von äußeren Einflüssen überlagert. Unter hoher Arbeitsbelastung oder in Anwesenheit attraktiver, potenzieller Partner lässt der Hunger zum Beispiel nach. Die Großmutter dagegen überlistet alle Sättigungsmelder, indem sie am Festtag nach dem herzhaften Braten noch einen selbst gebackenen Kuchen serviert. Dann hören Kinder und Enkel auf keine PYY- oder sonstigen Hormone mehr. Und stehen am Abend knurrend auf der Waage.

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