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Gesundheit: Warum pfeift das Hörgerät?

Schwerhörige haben mitunter ein zwiespältiges Verhältnis zum Hörgerät. Mit seiner Hilfe können sie Unterhaltungen besser folgen und sich im Straßenverkehr sicherer bewegen.

Schwerhörige haben mitunter ein zwiespältiges Verhältnis zum Hörgerät. Mit seiner Hilfe können sie Unterhaltungen besser folgen und sich im Straßenverkehr sicherer bewegen. Aber es ist weniger beliebt als die Brille. Kleine Kopfhörer sind im Alltag gang und gäbe, Hörgeräte dagegen gelten nicht als schick. Das Wechseln der Batterien ist lästig, und wenn der Apparat dann einmal laut pfeift, legt ihn manch einer verärgert zur Seite.

Das Pfeifen lässt sich nicht ohne weiteres verhindern. Hörgeräte verstärken den Schall. Und zwar auf engstem Raum.

Das menschliche Ohr zerlegt Schall in seine Frequenzen. Jugendliche können Frequenzen zwischen 20 und 20 000 Hertz wahrnehmen. Das Gehör muss also auf bis zu 20 000 akustische Schwingungen pro Sekunde reagieren. Wenn seine Leistungsfähigkeit im Alter sinkt, sind vor allem hohe Töne immer schlechter zu hören.

Dem entsprechend verstärkt das Hörgerät den Schall frequenzabhängig. Außerdem hören viele Schwerhörige laute Signale gut, nur leises Sprechen nicht. Das Gerät muss also auch den Schallpegel berücksichtigen. Es muss Störgeräusche unterdrücken und in akustisch schwierigen Situationen registrieren, aus welcher Richtung der Schall kommt.

Das alles leistet ein winziges Gerät. Seine Komponenten sitzen nur Millimeter bis Zentimeter auseinander: die Mikrofone, die die Signale aufzeichnen, der Audioprozessor, der sie – nach Frequenzen sortiert – verarbeitet, und der Lautsprecher.

Wie eine akustische Anlage im Konzertsaal, die plötzlich laut pfeift, kann es auch beim Hörgerät passieren, dass das Ausgangssignal, das der Lautsprecher in den Gehörgang leitet, erneut von den Mikrofonen aufgenommen und nochmals verstärkt wird. Durch diese Rückkopplung schaukelt sich die Lautstärke in mehreren Durchläufen auf. Bis ein lautes Piepsen zu hören ist.

„Die Rückkopplung tritt aber nur bei bestimmten Frequenzen auf“, sagt Volker Hohmann vom Hörzentrum der Uni Oldenburg. „Sonst würde man keinen Pfeifton, sondern ein lautes Rauschen hören.“ Den Hörgeräte-Entwicklern bietet sich damit die Möglichkeit, das Pfeifen durch einen Filter zu eliminieren.

Leider bleibt die Rückkopplungsfrequenz nicht immer gleich. Sie kann sich verschieben, wenn man das Hörgerät neu aufsetzt, einen Telefonhörer ans Ohr oder die Hand hinters Ohr hält. Oder einfach nur kaut. Mit digitaler Technik gelingt es allerdings immer besser, den Filter anzupassen und das Pfeifen zu unterdrücken.

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