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Gesundheit: Warum sehen wir mit geschlossenen Augen rot?

Wenn Sie an einem schönen Sommertag in der Sonne sitzen und im Gegenlicht die Augen zumachen, sehen Sie rot. Je nach Lichtverhältnissen und auch abhängig davon, wie fest Sie die Augen schließen, ist es mal ein feuriges, ein leuchtendes Rot, mal ein dunkles, wolkiges.

Wenn Sie an einem schönen Sommertag in der Sonne sitzen und im Gegenlicht die Augen zumachen, sehen Sie rot. Je nach Lichtverhältnissen und auch abhängig davon, wie fest Sie die Augen schließen, ist es mal ein feuriges, ein leuchtendes Rot, mal ein dunkles, wolkiges. Als hätten Sie einen Farbvorhang heruntergelassen.

Das Augenlid ist der Vorhang, und was ihn rot erscheinen lässt, das ist Ihr eigenes Blut. Das Lid ist innen von einer Bindehaut und feinen Blutgefäßen überzogen, was zum Beispiel bei einer Bindehautentzündung deutlich wird. Im grellen Licht können Sonnenstrahlen durch das geschlossene Augenlid dringen, das dann wie ein roter Farbfilter wirkt.

So viel Durchblick ist selten, und das rote Lichtspiel hält auch nur etwa eine halbe Minute lang an, ehe es wieder verblasst. Es verschwindet wie jeder Sinneseindruck, der nicht immer wieder aufs Neue aktiviert wird, wofür im Alltag das ständige, unwillkürliche Zittern unserer Augen ausreicht. Die Augen sind – anders als eine Kamera, die ruhig gehalten werden muss – ununterbrochen in Bewegung, wackeln etwa 50mal pro Sekunde hin und her und verschieben das Bild auf unserer Netzhaut.

Etwas Seltsames passiert, wenn Sie die Augen nach der roten Farbimpression wieder öffnen: Für ganz kurze Zeit sehen Sie Ihre Umgebung mit einem leichten Grünstich. „Die Farbempfindung hängt davon ab, dass wir drei verschiedene Sinneszellen in der Netzhaut haben“, sagt Ingo Rentschler, Sinnesphysiologe an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Jeder der drei Zapfentypen fängt dank seiner Pigmente vorzugsweise ein bestimmtes Licht aus dem Regenbogenspektrum der Farben auf. Seine lichtempfindlichen Moleküle bleichen dabei aus und regenerieren nach kurzer Zeit wieder.

„Was wir sehen, sind aber nicht die jeweiligen Signale der drei Zapfentypen“, sagt der Experte Rentschler. „Die Botschaften werden zunächst verarbeitet.“ Aus den drei Messwerten errechnet das Gehirn ein Rot-Grün-Verhältnis und ein Blau-Gelb-Verhältnis. Rot und Grün, Blau und Gelb sind dadurch in unserer Wahrnehmung zu Paaren aus Gegenfarben verbunden.

Sehen wir längere Zeit rot – sagen wir auf das Tuch eines Toreros – bleichen die entsprechenden Moleküle aus, und bei unserer nächsten Beobachtung tritt die Gegenfarbe stärker hervor: in diesem Falle Grün. Für wenige Sekunden erscheint ein grünes Nachbild.

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