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Gesundheit: Was sich auszahlt

Jenseits des Bafög: Banken bieten Studenten schon heute Darlehen an – aber nicht allen

Auf ihre Hausbank können sich Studenten in Deutschland verlassen. Neun von zehn erhalten finanzielle Unterstützung von ihren Eltern – durchschnittlich 435 Euro im Monat. Können Kredite eine Alternative sein – vor allem, wenn demnächst Studiengebühren dazukommen? Zu Beginn der Woche präsentierte die KfW Bankengruppe (ehemalige Kreditanstalt für Wiederaufbau) wie berichtet ein bundesweites Darlehensmodell für Studenten. Das ist hierzulande nicht das erste Kredit-Angebot. In bestimmten Fällen können Studenten schon heute günstig Geld aufnehmen. Allerdings nur, wenn die Voraussetzungen stimmen – was die bisherigen Angebote grundlegend vom Vorschlag der KfW unterscheidet, der für alle Studierenden gelten soll.

Das Bafög ist die klassische Möglichkeit eines Studienkredits – und die günstigste. Der Staat gewährt bedürftigen Studenten für die Dauer der Regelstudienzeit ein zinsloses Darlehen. Der monatliche Bafögsatz ist vom Einkommen der Eltern abhängig. Zur Zeit beziehen 27 Prozent der Studenten Bafög – durchschnittlich 352 Euro im Monat. Zurückgezahlt wird ab dem fünften Jahr nach dem Studienabschluss, und zwar einkommensabhängig. Fördersummen, die über 10 000 Euro hinausgehen, erlässt der Staat jedem Empfänger, für schnelle Abschlüsse und gute Noten gibt es Nachlässe.

Studienabschlussförderungen der KfW- Förderbank helfen Studenten, die kurz vor dem Examen in Geldnot geraten. Im Rahmen des so genannten Bildungskredits erhalten Studenten im Hauptstudium über zwei Jahre hinweg maximal 300 Euro pro Monat. Das zahlen sie vier Jahre nach der Aufnahme in monatlichen Raten von 120 Euro zurück. Die Zinsen orientieren sich an einem europäischen Leitzinssatz und liegen derzeit bei 3,2 Prozent.

Bildungsfonds, die Unternehmen, Stiftungen oder Privatpersonen ausgewählten Studenten anbieten, sind neu auf dem Markt. Die Technische Universität München ist die erste staatliche Hochschule, der eine Stiftung und mehrere Privatpersonen insgesamt fünf Millionen Euro zur Verfügung stellten. Die Konditionen für einen Kredit aus diesem Topf sind variabel, sagt das Unternehmen Career Concept, das den Fonds verwaltet. Die Rückzahlungssumme steht beim Abschluss des Kredites nicht fest. Sie richtet sich nach dem späteren Einkommen. Ein Beispiel: Vor dem Vertragsabschluss wird festgelegt, dass der Student nach Studienende fünf Jahre lang fünf Prozent seines Verdienstes in den Fonds zurückzahlt. Die Fondsverwalter prüfen anhand des gewünschten Betrages und des Studienfaches, ob sie dieses Risiko eingehen können. Denn bei einer ungünstigen beruflichen Karriere zahlt der Student weniger Geld zurück, als er bekommen hat. Ähnliche Fonds gibt es für eine Hand voll privater Hochschulen.

Eine umfassende Studienfinanzierung, wie die KfW sie anbieten will, haben bereits einige private Banken vorgelegt – aber nur für ausgewählte Studenten. Die Sparkasse Bodensee bietet den Studenten der privaten Zeppelin-Universität in Friedrichshafen ein Darlehen für die 22 200 Euro Studiengebühren an. Die Summe soll nach einem individuellen Plan in den fünf Jahren nach Studienende mit vier Prozent Zinsen getilgt werden. Die Deutsche Kreditbank (DKB) präsentierte vor einigen Monaten einen Bildungskredit, bei dem Studenten mit guten Hauptstudiumsleistungen aus den neuen Bundesländern monatlich bis zu 500 Euro in Anspruch nehmen können. Die Rückzahlung erfolgt einkommensunabhängig bei einem Zinssatz von fünf Prozent.

Welches dieser Modelle sich für die Studienfinanzierung möglichst vieler Studenten am besten eignet, muss sich in der Konkurrenz der Angebote zeigen. Verbraucherschützer halten sich bei der Beurteilung der vorliegenden Konzepte zurück. Thomas Bieler von der Verbraucherschutzzentrale Nordrhein-Westfalen, die Finanzangebote für junge Menschen testet, hält es für unwahrscheinlich, dass private Banken mit ähnlich flächendeckenden Angeboten wie die KfW auf den Markt kommen. „Das wäre ein unkalkulierbares Risiko“, sagt Bieler. Denn Studenten können kaum die geforderten Sicherheiten für einen Kredit nachweisen. „Wenn es Förderungskredite gibt, werden sie richtig teuer“, sagt Bieler. Zum Vergleich: Normale Konsumentenkredite liegen derzeit bei Zinssätzen von sieben bis vierzehn Prozent.

Bisher richten sich die privatwirtschaftlichen Angebote an Studenten, die in den Augen der Geldgeber vor einer hoffnungsvollen Karriere stehen: Und das sind vor allem Wirtschaftswissenschaftler und Ingenieure. Die Studenten müssen vor der Kreditaufnahme oft ein Auswahlverfahren durchlaufen. Das Risiko für die Fondsstifter, viel Geld zu verlieren, ist also gering: Kaum ein Geförderter wird nach dem Studium ohne Job dastehen.

Geisteswissenschaftler sind für ein solches Modell eher unattraktiv. „Warum sollte es keine Stiftung geben, die sich für die Förderung von Ägyptologen interessiert?“, hält Oliver Krieg von Career Concept dagegen. Die Renditeerwartung dürfte allerdings nicht hoch sein.

Die privatwirtschaftlichen Modelle stecken zudem noch am Anfang. Der Andrang bei der DKB für ihren Bildungskredit in Ostdeutschland hält sich in Grenzen. „Vierzig ernst zu nehmende Bewerbungen“ liegen derzeit vor, sagt ein Sprecher. Mit bis zu 800 Studenten hatte die Bank gerechnet.

Ein alternatives Modell bietet die private Universität Witten-Herdecke. Banken und Darlehen spielen da keine Rolle. Wer für die bis zu 15 000 Euro Gebühren während des Studiums nicht aufkommen kann, zahlt erst nach dem Abschluss – „acht Jahre lang acht Prozent des Einkommens“. Wer weniger als 17 000 Euro im Jahr verdient, setzt mit der Rückzahlung aus. Die Studiengebühren verwaltet übrigens nicht die Hochschulleitung – sondern die Studenten.

Informationen im Internet:

www.bafoeg.bmbf.de; www.kfw-foerderbank.de/DE/Bildung/Inhalt.jsp; www.career-concept.de; www.dkb-studenten-bildungsfonds.de

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