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Gesundheit: „Welches Studienfach passt zu mir?“

Sich für einen Beruf zu entscheiden, fällt schwer: Was Experten jungen Tagesspiegel-Lesern raten

Ausbildung oder Studium? Welches Fach soll ich studieren und wo? Wenn die Schulzeit vorbei ist oder sich dem Ende nähert, werden diese Fragen immer dringlicher. Bei der TagesspiegelTelefonaktion riefen viele junge Leser an, um sich über Studium und Beruf zu informieren. Was unsere Experten Ingrid Baumgardt (Agentur für Arbeit Berlin Ost), Wolfgang Müller-Büssow (Zentrale Studienberatung Technische Universität Berlin), Jürgen Hesse (Büro für Berufsstrategie Hesse/Schrader) und Uta Menges (IBM Deutschland) auf die häufigsten Fragen antworteten, lesen Sie hier.

Ich habe gerade die Schule beendet und keine Ahnung, welchen Beruf ich ergreifen soll. Wie finde ich heraus, welcher Job oder welches Studium zu mir passt?

Zuerst einmal sollten Sie in Ruhe überlegen, welche Neigungen und Interessen Sie haben. Welche Themen lassen Sie aufhorchen? An welchen Berichten bleiben Sie beim Zeitunglesen hängen? Es kann auch sehr hilfreich sein, sich ins Gedächtnis zu rufen, welchen Berufswunsch man als Kind hatte. Notieren Sie, was Sie gerne tun, was Ihnen bei einem Beruf wichtig ist, aber auch, was Sie auf keinen Fall möchten. Wem es schwer fällt, die eigenen Interessen derart zu analysieren, findet Hilfe bei den Berufsberatungen der Arbeitsagentur. Dort gibt es spezielle Berufswahltests. Sind die eigenen Interessen und Stärken erst einmal eingekreist, können die Berater über passende Studiengänge informieren und bei der Suche nach Ausbildungsplätzen helfen.

Eine Ausbildung allein reicht mir nicht, ein Studium ist mir zu theoretisch. Gibt es Alternativen?

Eine sehr interessante Alternative stellt die Berufsakademie dar. Dort werden betriebliche Ausbildung und Studium kombiniert. In nur drei Jahren erlangen die Absolventen ihren Abschluss und sammeln gleichzeitig wertvolle Praxiserfahrung direkt in den Betrieben. Ein weiterer Vorteil: Sie erhalten anders als im „normalen“ Studium eine Ausbildungsvergütung. In Berlin ist die Berufsakademie in die Fachhochschule für Wirtschaft integriert und bietet 13 Studiengänge an (www.ba-berlin.de). Allerdings sind die Auswahlkriterien streng.

Mit welchem Studium habe ich später besonders gute Berufsaussichten?

Mit Sicherheit lässt sich nicht vorhersagen, welche Qualifikationen in fünf Jahren gefragt sein werden. Wer sein Fach mit Begeisterung in passabler Zeit studiert, notenmäßig im oberen Drittel landet und sich während des Studiums um berufliche Fragen kümmert, der dürfte mit keinem Fach Probleme bekommen. Die Arbeitslosigkeit unter Akademikern ist mit vier bis sechs Prozent signifikant geringer als bei Menschen, die nicht studiert haben. Gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben Ingenieurwissenschaftler – jedenfalls alle, die nicht zu den 30 Prozent Studienabbrechern zählen und in überschaubarer Zeit fertig werden. Das liegt daran, dass in den vergangenen 12 Jahren die Anfängerzahlen drastisch gesunken sind und viele ältere Ingenieure in den Ruhestand gehen.

Ich habe in diesem Jahr keinen Ausbildungsplatz bekommen. Muss ich jetzt wieder ein ganzes Jahr warten?

Wer bisher keine Ausbildungsstelle hat, sollte auf jeden Fall Kontakt zur Berufsberatung der Agentur für Arbeit aufnehmen. Welche Beratungsstelle vor Ort zuständig ist, erfährt man unter der Telefonnummer 55555. Im Herbst werden die Industrie- und Handelskammern Jugendliche nachvermitteln, die dann noch bei der Agentur für Arbeit gemeldet sind. Immer wieder bieten auch Betriebe ganz kurzfristig einen Ausbildungsplatz an (Adressen unter www.arbeitsagentur.de). Es besteht also die Chance, auch noch im laufenden Jahr einen Ausbildungsplatz zu finden.

Mit meinem Studienplatz hat es bisher nicht geklappt, da der Numerus Clausus zu hoch ist. Habe ich trotzdem noch Chancen, einen Platz an der Uni zu ergattern?

In jedem Fall sollte das Nachrückverfahren abgewartet werden. Kommt eine Absage, recherchieren Sie, ob an einer anderen Hochschule die Zulassungsvoraussetzungen niedriger sind. Bei Studiengängen, die über die ZVS vergeben werden, gibt es in einigen Fällen ein Losverfahren. An manchen Universitäten werden Bewerber, deren Noten knapp unter dem verlangten NC liegen, zu Auswahlgesprächen eingeladen. Klappt das alles nicht, sollte man sich nach Studiengängen mit niedrigerem oder keinem NC umsehen.

Ich kann erst im kommenden Jahr mit meinem Studium beginnen und möchte die Wartezeit bis dahin sinnvoll überbrücken. Sollte ich lieber ein Praktikum absolvieren oder eine Weile ins Ausland gehen?

Grundsätzlich sind sowohl ein Praktikum als auch das Sammeln von Auslandserfahrung sehr sinnvoll. Man sollte jedoch auf die eigenen Interessen und das spätere Berufsziel schauen. Warum nicht auch ein Praktikum und den Schritt ins Ausland sinnvoll miteinander kombinieren, wenn die Sprachkenntnisse gut genug sind? Wer in die Werbebranche will und ein Praktikum bei einer Agentur im Ausland vorweisen kann, hat sicher gute Karten. Wer in Deutschland noch auf einen Studienplatz warten muss, sollte sich auch überlegen, das betreffende Studium schon im Ausland zu beginnen.

Was bringt mir ein studienbegleitendes Praktikum?

In erster Linie wertvolle Praxiserfahrung und eine Antwort auf die Frage: Will ich in diesem Bereich später einmal arbeiten? Entspricht dieser Beruf den von mir gehegten Erwartungen? Außerdem können Sie sich bereits wertvolle Netzwerke aufbauen und Kontakte knüpfen, die Ihnen nach Abschluss Ihres Studiums nützlich sein können.

Wie kann ich mich sinnvoll auf ein Bewerbungsgespräch vorbereiten?

Auf jeden Fall sollten Sie sich über das betreffende Unternehmen informieren. Was tun die? Wie arbeiten die? Diese Fragen sollten Sie beantworten können. Dann sollten Sie einen Anknüpfungspunkt zu Ihrer Person herstellen. Wie sehen Ihre persönlichen Ziele aus? Warum haben Sie sich für eine Ausbildung in gerade dieser Firma entschieden? In einigen Unternehmen, so auch bei IBM, werden Assessment-Center durchgeführt. In Gruppen- und Einzelübungen werden die Bewerber auf Teamfähigkeit, Motivation und Arbeitsverhalten getestet.

Wie sieht ein gutes Bewerbungsfoto aus?

Sie können ruhig ein Schwarz-Weiß-Foto wählen – das wirkt auf viele sympathischer. Bildaufteilung und Format dürfen ungewöhnlich sein. Warum nicht ein Bewerbungsbild im Quer- oder quadratischen Format? Die Bedeutung eines guten Bewerbungsfotos wird häufig unterschätzt. Es ist in der Flut der Bewerbungen für den Arbeitgeber das wichtigste Auswahlkriterium.

Aufgezeichnet von Silke Zorn

Jugendliche finden Informationen rund um die Berufswahl auch auf der Messe „Einstieg Abi“, die am 10. und 11. September in Berlin stattfindet. Rund 260 Hochschulen, Unternehmen und private Bildungsträger präsentieren auf dem Messegelände ihr Ausbildungs-und Studienangebot (Infos unter www.einstieg.com). Der Eintritt ist frei.

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