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Gesundheit: Wenig Vertrauen, aber hohe Erwartungen

Von Moritz Mälzer Das Vertrauen in die Regierungen dieser Welt nimmt mit steigendem Alter ab – und das beginnt schon bei Jugendlichen. Schüler im Alter von 16 bis 19 Jahren stehen den politischen Institutionen schon weitaus skeptischer gegenüber als die 14-Jährigen.

Von Moritz Mälzer

Das Vertrauen in die Regierungen dieser Welt nimmt mit steigendem Alter ab – und das beginnt schon bei Jugendlichen. Schüler im Alter von 16 bis 19 Jahren stehen den politischen Institutionen schon weitaus skeptischer gegenüber als die 14-Jährigen. Diese Desillusionierung haben Bildungsforscher der Internationalen Gesellschaft für Schulleistungsforschung (IEA) bei einer mehrjährigen Studie mit 50 000 Schülern aus 16 Staaten festgestellt. Rainer Lehmann von der Humboldt-Universität Berlin, der die Koordination der Studie übernommen hatte, stellte anlässlich der Jahrestagung der Gesellschaft für Politische Psychologie am Dienstag in Berlin erste Ergebnisse vor.

Und die Studie enthält noch mehr schlechte Botschaften für die Demokratien, die auf das Engagement ihrer Bürger angewiesen sind: Hat schon die Zuversicht der Jugendlichen von ihrem 14. bis 16. Lebensjahr abgenommen, dass sie mit politischem Engagement etwas erreichen können, wollen sie dann auch weniger in den traditionellen Formen aktiv werden. Sie können sich weniger vorstellen, Mitglied einer Partei zu werden oder für ein öffentliches Amt zu kandidieren. Und das, obwohl sie sich in der Regel mit zunehmendem Alter stärker für Politik interessieren und auch eher wählen gehen wollen.

Während das Vertrauen in die eigenen Einflussmöglichkeiten und die Möglichkeiten der Politik sinkt, steigen aber die Erwartungen, was die Politiker leisten sollen. Sowohl die sozialen Probleme als auch wirtschaftliche Herausforderungen sollen die Politiker meistern – meinen die 19-Jährigen.

Vertrauen in die Medien

Vertrauen haben die Jugendlichen aber durchaus: Wenn sie Informationen suchen, verlassen sie sich vor allem auf die Fernsehnachrichten – wie schon ihre Eltern. Regierungsvertretern und öffentlichen Institutionen glaubt man dagegen kaum. Künftiger Untersuchungsgegenstand: Führt die Darstellung der Politiker in den Medien zu diesem Vertrauensschwund?

Während die Fernsehnachrichten die Hauptinformationsquelle der Jugendlichen darstellen, haben aber andere Faktoren größeren Einfluss darauf, wie sich das „bürgerschaftliche Engagement“ der Jugendlichen entwickelt. Der Bildungsstand der Eltern, ob sie einen Bücherschrank und einen Computer zu Hause haben und wie groß die Familie ist, diese Faktoren spielen hier die entscheidende Rolle.

Aber auch die Schule kann das politische Engagement der Jüngeren fördern: Wer in der Schule mehr über die Bedeutung der Wahlen lernt, geht auch eher wählen. Wer diskutieren gelernt hat, bringt sich auch eher ein. Doch ein umfangreiches Wissen von den politischen Zusammenhängen allein, das zeigte die Studie, bedeutet nicht automatisch, dass Jugendliche tatsächlich selbst politisch aktiv werden. Positive Auswirkungen auf bürgerliches Engagement haben vor allem offene Diskussionen im Klassenzimmer. Auch wer in Schülervertretungen und Schülerparlamenten mitarbeitet, wird sich später nicht so leicht der Partei der Nichtwähler anschließen.

Lehmann unterstrich, dass darüber hinaus „das Verständnis wirtschaftlicher Probleme wichtig für das politische Denkvermögen von Jugendlichen ist“, die vor dem Berufseinstieg stehen. Beim Wissen über ökonomische Zusammenhänge zeigt sich zugleich der größte Unterschied zwischen den Geschlechtern: Jungen wissen über die Wirtschaft einfach mehr als die Mädchen. Die Ursachen? Bisher gibt es nur Vermutungen. Danach liegt es am besseren mathematischen Verständnis der jungen Männer.

Engagement für Einwanderer

Insgesamt aber sind die jungen Frauen politisch engagierter, wenn es um konkrete Menschen geht. Sie interessieren sich beispielsweise für die politischen Rechte von Einwanderern und die Frauenrechte. Auch für Schule und Gemeinschaft sind sie aktiver. Das Interesse der Jungen dagegen gilt stärker dem politischen Geschehen und politischen Aktivitäten außerhalb der Schule. Bei der weiteren Auswertung der Daten wollen die Wissenschaftler nun ergründen, ob die zunehmende Zustimmung zu rechtspopulären Parteien auch die Sicht der Jugendlichen beeinflusst.

Die IEA ist ein Zusammenschluss von Forschungseinrichtungen in mehr als 60 Ländern mit dem Schwerpunkt Sozialforschung.

Mehr Informationen zur Studie im Internet unter:

www.wam.umd.edu/~iea

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