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Gesundheit: Wer die Norm setzt, macht den Markt

Der Weltkongress der Elektrobranche tagt

Beim Berlin-Marathon feuerten nicht nur mehr als eine Million Zuschauer an der Strecke die 40 000 Läufer an. Auch Freunde und Verwandte in 105 Ländern fieberten mit. Sie konnten sich, in Australien, USA oder Spanien, die Zeiten der einzelnen Läufer auf das Handy übermitteln lassen. Elektronische Erfassung per Laufchip machte es möglich.

„Ohne die GSM-Norm, die mehr als eine Milliarde Menschen in ihren Handys nutzen, wäre solche weltumspannende Kommunikation nicht möglich", sagte Klaus Wucherer, Vorstandsmitglied von Siemens, am gestrigen Montag vor der Presse. Anlass über den Sinn von Normen zu sprechen, bot die Eröffnung des Weltkongresses der Elektro- und IT-Branche. Die vom Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) organisierte Tagung lockte 2000 Experten nach Berlin, die der Internationalen Elektrotechnischen Kommission (IEC) angehören.

Die Aufgabe dieser vor 100 Jahren in London gegründeten Organisation ist es, international anerkannte Normen in den Bereichen Kommunikation, Energie, Mobilität und Lebenswissenschaften festzulegen und weiterzuentwickeln. Diese Normen legen Standards für technische Einheiten, Prozesse oder Messverfahren fest. „Es sind freiwillige Bestimmungen“, sagte IEC-Präsident Renzo Tani. Und so gebe es ab und zu Fälle, in denen es Unternehmen vorzögen, einen Marktkrieg zu führen, anstatt sich auf eine internationale Norm zu einigen. Als Beispiel nannte Tani die Auseinandersetzung zwischen der Blu-ray und der HD-(hochauflösende) DVD.

Meist sind die Unternehmen jedoch gerne bereit, mit den entsprechenden Institutionen zu kooperieren. Im nationalen Rahmen sind dies beispielsweise das Deutsche Institut für Normung (DIN) oder die Deutsche Kommission Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik (DKE), auf europäischer Ebene das Europäische Komitee für Normung (CEN).

Die Erfüllung von Normen bringt der Wirtschaft Vorteile. Sie signalisiert, dass die Standards des Marktes eingehalten werden. „Wer die Norm setzt, macht den Markt“, sagte Wucherer. Die Konsumenten können darauf vertrauen, dass DIN-Vorschriften oder CE- und GS-Siegel die Sicherheit von Geräten garantieren. Dies kommt auch mittelständischen Unternehmen oder Existenzgründern zugute. „Normung erleichtert den Marktzugang neuer Technologien“, erklärte DIN-Präsident Dietmar Harting. Ein Profiteur der Standardisierung ist Deutschland als Exportweltmeister. Aber auch Europas Wirtschaft kann gegenüber USA oder Asien mit einheitlichen Normen besser bestehen.

Paul Janositz

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