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Gesundheit: Wie gefährlich sind Wespen und Hornissen?

Von Catarina Pietschmann Geschäftig eilen Bienen und pummelige Hummeln von Blüte zu Blüte. Erste Wespen peilen Obststände an, gierig nach süßen Früchten.

Von Catarina Pietschmann

Geschäftig eilen Bienen und pummelige Hummeln von Blüte zu Blüte. Erste Wespen peilen Obststände an, gierig nach süßen Früchten. Fast schon eine Rarität sind Hornissen, die eigentlich auch nur große Wespen sind. Äußerst aggressiv und gefährlich. Sollen nicht drei Stiche einen Menschen töten können, sieben ein Pferd? „Unsinn“, sagt Erik Schmolz, Zoologe in der AG Bienenforschung der Freien Universität Berlin. Ihn ärgern solche Schauermärchen. Bienen und Hummeln sind nützlich – also die Guten –, Wespen und Hornissen die Bösen. Gerüchte, die sich hartnäckig halten. „Hornissen sind nicht angriffslustiger als Bienen und ihr Stich ist nicht gefährlicher.“

Schmolz untersucht Duftstoffe, die die pelzigen Sechsbeiner so in Rage versetzen, dass sie zustechen. Wichtig sind diese Tests vor allem für Allergiker, damit sie nicht unbewusst eine Attacke auslösen – etwa durch Parfums oder Kosmetika. So macht eine Substanz, deren Geruch an reife Bananen erinnert, Bienen buchstäblich rasend. Wer gegen Bienengift allergisch ist, muss übrigens nicht unbedingt auch Wespen fürchten. „Der Giftcocktail aus rund 20 Substanzen ist zwar ähnlich, aber nicht identisch“.

500 Bienen-, Hummel- und Wildbienenarten leben in Deutschland. Die meisten solitär, also nicht in einem Bienenstaat, sondern als Einzelgänger. Nur eine Honigbienenart ist darunter – Apis mellifera. Sie bevölkert 900 000 Bienenstöcke von rund 90 000 Imkern. Neben der Honigproduktion – ein Volk bringt es auf stattliche 23 Kilogramm pro Jahr - haben Bienen einen Job als Blütenbestäuber. Ohne sie gäbe es keine Obsternte. Doch Bienen sind bedroht. Seit Beginn der 80er Jahre entvölkert eine Krankheit, die Varraotose, ganze Landstriche.

Medikamente sollen helfen

Die FU-Wissenschaftler vermuten, dass die Varraomilbe nicht nur Überträger von Infektionen, sondern selbst das Übel ist, indem sie die wehrlosen Larven aussaugt. Derzeit werden verschiedene Medikamente getestet. Die Zucht von krankheitsresistenten, sanftmütigen Honigbienen ist ein Schwerpunkt des Länderinstituts für Bienenkunde e. V. in Hohen Neuendorf. Kaspar Bienefeld forscht hier und berät Imker. Im Honiglabor wird die Reinheit des Produkts kontrolliert.

Wespen werden erst ab Mai aktiv, denn sie sammeln keinen Honig, sondern ernähren sich von Früchten und Aas. Weshalb leider auch Obstkuchen und Wurstbrote zu ihren liebsten Landeplätzen gehören. Hornissen ziehen zuckerhaltige Baumsäfte vor. Ihren Nachwuchs füttern sie mit Proteinen in Form kleinerer Insekten. Ebenso wie Hummeln stehen Hornissen unter Artenschutz. Also sollte man bei zu dichter Nachbarschaft Rat bei einem Naturschutzbund holen und das Nest vorsichtig umsetzen lassen.

Licht zieht Hornissen an

Hornissen sind als einzige Hautflügler nachtaktiv. Sie fliegen aber nicht aus Angriffslust in die Nähe der Menschen, sondern weil Licht sie magisch anzieht. An der FU wird untersucht, warum sie nachts nicht schlafen. Vermutlich um im Schutz der Dunkelheit in Ruhe süße Baumsäfte zu lecken, denn am Tag werden sie selbst (wie auch Wespen) zum begehrten Snack für Vögel.

Wenige Bienenflugminuten von der AG Bienenforschung entfernt arbeitet der Neurobiologe Randolf Menzel. Ihm dient die Honigbiene als Modellsystem, um Grundlegendes über das Lernen und die Gedächtnisbildung zu erfahren. Bienen lassen sich leicht konditionieren.

Gibt man ihnen Zuckerwasser, nachdem sie einen Blütenduft geschnuppert haben, fahren sie in Erwartung der Belohnung reflexartig den Rüssel aus, sobald ihre Antennen den Duft erneut registrieren. Was sich dabei in ihren Gehirnen abspielt, wird unter dem Mikroskop live verfolgt. Die Erinnerung prägt sich als Aktivitätsmuster in ihre grauen Zellen ein.

Andere werden zu Testpiloten. Auf ihren Rundflügen durch Dahlem tragen sie Transponder, winzige Radarantennen, auf dem Rücken. Die Biologen verfolgen damit ihre Flugspuren, um dem guten Landschaftsgedächtnis der Bienen auf die Spur zu kommen.

Zwar ist das Strickleiter-artige Nervensystem der Insekten dem menschlichen nicht gerade ähnlich. Grundlegende Funktionsweisen sind jedoch die gleichen. Nach der „Arbeit“ in den Forschungslabors gehen die „Probanden“ wieder ihrem traditionellen Job nach. Sie sammeln Honig für die Wissenschafter und den FU-Kindergarten. Eine exotische Mischung soll es sein, denn der nahe Botanische Garten ist ihr Hauptflugziel.

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