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Gesundheit: Wie gut Viertklässler lesen können Neuer „Iglu“-Test dürfte Debatten

über Schulformen anheizen

Wie gut sind deutsche Schüler im Lesen? Nachdem die 15-Jährigen im Pisa-Test schwach abgeschnitten hatten, richten sich die Hoffnungen nun darauf, dass die Grundschüler im internationalen Vergleich besser dastehen. Die Ergebnisse der „Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung“ (Iglu) in 35 Staaten sollen am 8. April in Berlin und Boston (USA) veröffentlicht werden. Das Nachrichtenmagazin „Focus“ berichtet in seiner Montagsausgabe bereits über die noch streng vor der Öffentlichkeit gehüteten Iglu-Ergebnisse, die deutschen Grundschüler lägen dabei „im oberen Mittelfeld“: „Nach Einschätzung der beteiligten Bildungsforscher beginnen die Probleme des deutschen Bildungssystems erst ab Klasse fünf.“ Spitzenplätze belegten „Focus“ zufolge Schweden, England und die Niederlande.

Sollten die in der Iglu-Studie untersuchten deutschen Viertklässler international besser abschneiden als die bei Pisa getesteten deutschen 15-Jährigen, würde dies der Debatte um die Aufteilung der Oberschüler auf verschiedene Schultypen neuen Auftrieb geben. Der Leiter der deutschen Pisa-Auswertung, Jürgen Baumert vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, hatte dem Tagesspiegel gesagt: „Ich müsste meine Analysen korrigieren, wenn die Leistungsstreuung in der Grundschule ähnlich groß wäre wie in der Sekundarstufe I.“ Unter „großer Leistungsstreuung“ verstehen die Experten, dass diejenigen Schüler, die schwach abschneiden, besonders weit hinter denen liegen, die gute Leistungen erbringen. Die Pisa-Studie hatte gezeigt, dass die Leistungsstreuung unter deutschen Schülern extrem hoch ist. Darüber, auf welchem Niveau die deutschen Grundschüler bei Iglu abschneiden, wollte Baumert, der bei Iglu im Wissenschaftlichen Beirat sitzt, jedoch nicht spekulieren.

Der Hamburger Erziehungswissenschaftler Wilfried Bos, der die Iglu-Studie in Deutschland leitet, sagte, man werde nicht umhin kommen, „die frühe Selektion auf Basis der Iglu-Daten zu diskutieren.“ Von der Studie erwartet Bos generell Aufschluss darüber, welche bei Pisa zutage getretenen Probleme schon in der Grundschule bestehen. Dabei ist gerade für Deutschland relevant, wie die soziale Herkunft eines Kindes mit seinem späteren Erfolg oder Misserfolg in der Schule verbunden ist. Die Pisa-Studie hatte ergeben, dass in keinem anderen Industrieland die Herkunft so über schulisches Fortkommen entscheidet wie in Deutschland. Außerdem hatte sich gezeigt, dass Deutschlands Schulen Schwierigkeiten dabei haben, Schüler mit Migrationshintergrund zu integrieren. Unter den deutschen Viertklässlern hat jeder fünfte mindestens ein im Ausland geborenes Elternteil.

Die Iglu-Studie ist nach Wilfried Bos die erste repräsentative Untersuchung über Grundschüler in Deutschland. An der Umfrage im Jahr 2001 über die Lesefähigkeit von Schülern am Ende der vierten Klasse waren 245 Schulen aller Bundesländer mit mehr als 10 000 Schülern beteiligt. Die Studie, deren englischer Name Pirls (Progress in International Reading Literacy Study) lautet, wurde von der Wissenschaftlerorganisation International Association for the Evaluation of Achievement (IEA) initiiert, die ihren Sitz in Den Haag hat. Iglu ist als Anschlussuntersuchung zur Pisa-Studie der OECD konzipiert worden.

Zwölf deutsche Bundesländer nehmen darüber hinaus auch an der Erweiterung der Iglu-Studie, Iglu/E, teil. Darin testet Deutschland, wie gut die Viertklässler in Mathematik und den Naturwissenschaften abschneiden. Dies war zwar schon bei der internationalen Studie Timss erhoben worden, doch hatten sich Deutschlands Grundschulen daran nicht beteiligt.

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