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Gesundheit: World Trade Center: "Das Richtfest war ein mystisches Erlebnis"

Sieben Jahre lang arbeitete Jonas Gricius beim Bau des World Trade Centers mit. 1949 ging der gebürtige Litauer in die USA, diente in der Army und wurde später zum technischen Zeichner ausgebildet.

Sieben Jahre lang arbeitete Jonas Gricius beim Bau des World Trade Centers mit. 1949 ging der gebürtige Litauer in die USA, diente in der Army und wurde später zum technischen Zeichner ausgebildet. 1979 zog der heute 69-Jährige zusammen mit seiner Frau, einer früheren Berliner Schauspielerin, in den Berliner Westen. Seitdem lebt Gricius in Berlin.

In welcher Funktion waren Sie beim Bau des World Trade Centers beschäftigt?

Zum Thema Online Spezial: Terror gegen Amerika Umfrage: Haben Sie Angst vor den Folgen des Attentats? Fotos: Die Ereignisse seit dem 11. September in Bildern Fahndung: Der Stand der Ermittlungen Osama bin Laden: Amerikas Staatsfeind Nummer 1 gilt als der Hauptverdächtige Chronologie: Die Anschlagserie gegen die USA Von April 1967 bis Juli 1974 arbeitete ich als Technischer Zeichner beim Bau des Hochhauses mit. Für jede Etage wurden Extra-Zeichnungen angefertigt, von der Außenwand und den inneren Teilen. Die Bleistiftzeichnungen wurden auf Folien angefertigt, die dann kopiert wurden. Wir waren etwa 50 Mitarbeiter bei der Firma Skilling, Helle, Christiansen und Robertsen, die für die Statik des Gebäudes verantwortlich war. Das New Yorker Büro war im Osten Manhattans in der Park Avenue 230. Der Hauptsitz der Firma war in Seattle.

Herrschte damals eine besondere Atmosphäre?

Die Arbeit war für mich Routine. Wir mussten viele Überstunden machen, waren aber stolz, am höchsten Gebäude der Welt mitzuarbeiten. Wir haben zur gleichen Zeit an einem anderen Hochhaus gearbeitet, das war das Hauptgebäude von United States Steel mit rund 70 Stockwerken in Pittsburgh. Sehr beeindruckend für mich war auch der Bau des "Arch" in St. Louis, für den ich ebenfalls Zeichnungen anfertigte.

Gab es besondere Vorkommnisse?

Wie immer bei solchen Projekten gab es ständig Änderungswünsche vom Architekten oder beispielsweise von den Ingenieuren, die für die Aufzüge oder Lüftungsanlagen verantwortlich waren. Darüber haben wir uns manchmal geärgert. Eindrucksvoll war es, als ich beim Richtfest zusammen mit meiner Frau oben auf dem Dach des nördlichen Turmes war. Das war fast ein mystisches Erlebnis. Wegen der Wolken konnte man kaum den zweiten Turm sehen. In den oberen Etagen gab es noch keine Fenster, die Antenne war noch nicht aufgestellt.

Was geschah mit dem vielen Erdreich, das für die Baugrube ausgehoben wurde?

Mit der Erde wurde der Hudson-River aufgeschüttet. Die Baugrube lag damals direkt am Flußufer. Man hatte einen Teil des Flusses abgetrennt, um den Aushub einzufüllen. Heute befinden sich mehrere Blocks zwischen World Trade Center und Hudson.

War New York damals auch so eine faszinierende Stadt wie heute?

Oh ja! Ich habe an der 61. Straße, Park Avenue Ecke Lexington Avenue, gewohnt, nur fünfzehn Minuten zu Fuß von meiner Arbeitsstelle. Da war ich mitten im Zentrum. Ich bin viel ins Theater gegangen. 1956 habe ich im damaligen Madison Square Garden beim "Harvest Moon Ball" das Tanzturnier gewonnen. Unter den Zuschauern war auch Elisabeth Taylor. Später habe ich auch beim Bau des neuen Madison Square Garden mitgearbeitet.

Wie waren Ihre Gefühle, als Sie im Fernsehen sahen, wie die Türme zusammenbrachen?

Ich konnte es gar nicht glauben. Die Experten sagten damals, das Gebäude würde etwa hundert Jahre halten. Ich hielt das für zu kurz. Keinesfalls rechnete ich damit, dass ich das Ende des Gebäudes noch erleben würde. Die Arbeit am Bau war ein wichtiger Teil meines Lebens. Vor allem wegen der vielen Toten war ich schockiert und traurig.

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