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Gewaltsame Proteste: Unruhen wegen Cholera in Haiti

Wenige Tage vor den Präsidentenwahlen hat sich die Lage im Krisenland Haiti erheblich verschärft. Die Bevölkerung macht die UN für Ausbreitung der Cholera verantwortlich.

Berlin/Port-au-Prince - Wenige Tage vor den Präsidentenwahlen hat sich die Lage in Haiti erheblich verschärft. Bei gewaltsamen Protesten tausender Demonstranten kam im Norden Haitis ein Mensch ums Leben. Mehrere Protestierende wurden verletzt. Ein UN- Soldat erschoss einen Demonstranten in Notwehr, wie die UN-Mission Minustah in Port-au-Prince mitteilte. Offiziell nicht bestätigt wurden Presseberichte über einen zweiten Toten.

Die Zahl der Cholera-Toten stieg nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Port-au-Prince unterdessen auf rund 1000. In Wahrheit gebe es aber jetzt schon bis zu 3000 Tote und etwa 40 000 schwere Erkrankungen, schätzt Joost Butenop, Nothilfeexperte von Caritas International. Die Haitianer machen Soldaten der UN-Mission für die Cholera-Fälle verantwortlich, weil diese die Krankheit eingeschleppt hätten. In einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel nennt der Mikrobiologe Alexander Kekulé diese Erklärung „nahe liegend“. Molekularbiologische Untersuchungsergebnisse würden den Haitianern, die die UN-Helfer für ihr Unglück verantwortlich machen, Recht geben.

Der Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, Markus Löning, nannte die Vorfälle „zutiefst besorgniserregend“. Löning appellierte an alle Beteiligten, einen kühlen Kopf zu bewahren. Diese Mahnung gelte „ganz besonders“ für die UN-Truppen. Zu Hinweisen, wonach die Unruhen im Vorfeld der Wahlen gezielt geschürt würden, sagte der FDP-Politiker: „Es gibt solche Vorwürfe aus der Bevölkerung, aber wir können sie nicht bestätigen.“ Die Unruhen hätten eine Vielzahl von Ursachen.

Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welthungerhilfe, geht davon aus, dass „es im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen zu weiteren Unruhen kommt, denn klar ist: Die Nerven der Menschen sind angespannt wie Drahtseile“. Es sei davon auszugehen, dass bald ganz Haiti von der Cholera betroffen sein werde.ctr/hmt/jlu

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