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Gewinnspiel: Geldregen über Kaiserslautern

Im pfälzischen Kaiserslautern passiert heute etwas, das es sonst nur im Märchen gibt: Es regnet Geld vom Himmel. Und zwar 75.000 Euro. Tausende Menschen haben sich auf dem Stiftsplatz versammelt.

Kaiserslautern - Ein Gewinner steht bereits fest, lange bevor die ersten Geldscheine über dem Stiftsplatz in Kaiserslautern vom Himmel regnen. Der Betreiber des Parkhauses am Platz wird an diesem Tag das Geschäft seines Lebens machen. Mit bis zu zwei Euro pro Stunde bittet er die Parkenden zur Kasse, dennoch ist hier schon am frühen Morgen kein Platz mehr zu bekommen. Tausende Menschen hat ein Versprechen angelockt, das zu den Urträumen des Menschen gehört: In Kaiserslautern wird es an diesem Tag Geld vom Himmel regnen - und das nicht zu knapp.

Der Ludwigshafener Privatradiosender RPR 1 hatte seine Hörer in den vergangenen Wochen gefragt: "Was würden Sie für 100.000 Euro tun?" Nackt durch seinen Heimatort joggen, schlug ein Bewerber vor, ein Mann aus Nassau wollte vier Wochen nackt bei den Affen im Zoo verbringen. Eine Frau aus Ludwigshafen bot an, die Schwimmprüfung abzulegen - im Becken des Klärwerkes. Am Schluss setzte sich Lastwagenfahrer Marko Hilgert aus St. Sebastian bei Koblenz durch: Die Idee kam ihm beim Brummifahren, eine "Schnapsidee", wie er sagt. Hilgert wollte 75.000 Euro aus dem Fenster des Mainzer Rathauses werfen und die restlichen 25.000 Euro für sich behalten. Er gewann.

Alle wollen nur eins

Dummerweise hat das Mainzer Rathaus eine Klimaanlage, die Fenster lassen sich nicht öffnen, und irgendwie war man bei der Stadt auf die zu erwartende Schlagzeile "In Mainz wird das Geld zum Fenster hinausgeworfen" wohl auch nicht so richtig scharf. Und so stehen an diesem bitterkalten Morgen nicht in Mainz, sondern in Kaiserslautern tausende Menschen auf einem Platz, die vor allem eins wollen: Geld.

Die 75.000 Euro einfach über einer unkontrollierten Ansammlung von Menschen abzuwerfen - das war dem Sender RPR 1 dann doch etwas zu riskant. "Dann gibt es Mord und Totschlag", hieß es im Vorfeld. Und so säumen an diesem Morgen bei gefühlten minus zehn Grad zahlreiche stämmige Männer in Schwarz den Ort des Geschehens und auch die Polizei ist mit immerhin 80 Beamten im Einsatz. Einem Security-Mann ist bereits der Schnauzer eingefroren.

Wer als einer der Glücklichen auf das "Battlefield" (Schlachtfeld) getaufte, abgesperrte Feld will, auf das die Scheine herabtrudeln, muss sich zunächst registrieren lassen. Dann wird gelost. Ohne Jacke und Schuhe werden die ersten zehn Kandidaten auf das etwa zehn auf 15 Meter große Feld gelassen, das von drei Meter hohen Zäunen geschützt wird. Hilgert, der an diesem Tag wie ein Popstar gefeiert wird, steigt dann in einen Kran und lässt sich einige Meter über das "Schlachtfeld" hieven. Wenig später lässt er gut 5000 Euro in Fünfern auf die Kandidaten rieseln.

"Das ist einfach nur der Wahnsinn"

Wer jetzt das große Hauen und Stechen unter den Auserwählten erwartet, sieht sich getäuscht. Ganz zivilisiert wird nach den Flatterscheinen gegriffen, wenn der Kontrahent bereits die Hand am Schein hat, wird höflich zurückgezogen. In der zweiten Runde werfen die Auserwählten sogar ihre Beute zusammen und teilen sie fair auf.

Der Kaiserslauterer Student Jonas Mehne hat locker einige hundert Euro abgegriffen und kann sein Glück noch gar nicht so richtig fassen. "Das ist unglaublich." Der 20-Jährige hat extra eine Vorlesung ausfallen lassen. "Das hat sich gelohnt." Der 53 Jahre alte Andreas ist mit dem Wagen 55 Kilometer gefahren, um mitzumachen. Mit den Taschen voller Fünf-Euro-Scheine ist er vor allem auf die Gesichter seiner Kumpels gespannt. "Die werden Augen machen." Eigentlich wollte er noch ein paar Leute mitbringen, aber die hätten keine Lust gehabt.

Ein Gewinner des Tages ist auch der Aktionssieger Hilgert, der bei der Ankunft von fünf Kamerateams gefilmt wird und Interviews geben darf wie ein Star. Er will die verbleibenden 25.000 Euro in sein Haus stecken. "Das ist einfach nur der Wahnsinn", sagt er. Die ungewöhnliche Aktion hat sogar das russische Staatsfernsehen in das beschauliche Kaiserslautern gelockt. Extra aus London sei sie gekommen, berichtet die Reporterin. Und ihr Kameramann hat auch die Erklärung parat: "Geld ist Geld", sagt er in fehlerfreiem Deutsch. (Von Marc Strehler,dpa)

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