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© ddp

Gewitter: Vier Tote durch Unwetter

Vier Tote, etliche brennende Häuser und Überschwemmungen: Heftige Regenfälle und Gewitter haben für Chaos und schwere Schäden in Millionenhöhe gesorgt.

Vier Tote, brennende Häuser und Überschwemmungen: Heftige Regenfälle und Gewitter haben in Deutschland, Österreich und der Schweiz für Chaos gesorgt und schwere Schäden angerichtet. In Baden-Württemberg wurde ein Mann von einem einstürzenden Zelt erschlagen, in Nordrhein-Westfalen starb ein Erdbeerpflücker. In Österreichs Hauptstadt Wien starb ein Mann, als sein Baukran von heftigen Windböen umgeworfen wurde, und eine 60-jährige Frau wurde von einem Baum erschlagen. Vielerorts wurden Straßen und Keller überflutet, Bäche schwollen zu reißenden Flüssen an. Vor allem im Süden Deutschlands setzten Blitze etliche Gebäude in Brand. Im Flug- und Bahnverkehr kam es zu zahlreichen Ausfällen und Verspätungen.

Im baden-württembergischen Neuhausen ob Eck hatte ein Mann in seinem Auto Schutz vor dem Unwetter gesucht. Die heftigen Böen rissen ein großes Zirkuszelt aus der Verankerung. Einer der Pfosten begrub den Wagen unter sich, tötete den Mann und verletzte zwei weitere schwer. In der Nähe von Euskirchen in Nordrhein-Westfalen war bereits am Mittwochabend ein 33 Jahre alter Erdbeerpflücker vom Blitz erschlagen worden. Der Mann sei sofort tot gewesen, sagte ein Polizeisprecher.

Brände durch Blitze

In Baden-Württemberg setzten Blitze in der Nacht zum Donnerstag Wohnhäuser und einen Bauernhof in Brand. Der Sachschaden belief sich nach Polizeiangaben auf mehr als eine Million Euro. Eine Hausbewohnerin erlitt eine Rauchvergiftung. Rund 8000 Blitze hätten sich in der Nacht über dem südwestlichen Bundesland entladen, sagte Rudolf Blohm vom Deutschen Wetterdienst in Stuttgart.

In Überlingen am Bodensee wurden Windstärken von 131 Kilometern pro Stunde gemessen. Auch in Friedrichshafen erreichte der Wind mit mehr als 120 Stundenkilometern Orkanstärke. In Konstanz befand sich die Feuerwehr am Donnerstagmorgen im Großeinsatz, nachdem die Bahnstrecke zwischen Radolfzell und Sipplingen von mehreren umgestürzten Bäumen blockiert worden war. Im Konstanzer Vorort Dettingen fiel eine Stromleitung auf die Straße und behinderte den Verkehr.

An der Grenze zwischen Sieger- und Sauerland in Nordrhein- Westfalen ließ ein Wolkenbruch Bäche anschwellen und zu reißenden Flüssen werden. In überfluteten Industriebetrieben drohten Öl und Chemikalien ins Wasser zu gelangen, berichtete die Feuerwehr. Häuser waren knietief überflutet, nachdem binnen weniger Minuten zwischen 40 und 50 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen waren.

Auch in Mittelfranken in Bayern musste die Feuerwehr wiederholt ausrücken, um von Blitzen angefachte Brände zu löschen. Es traf unter anderem Wohnhäuser, eine Scheune und einen Geflügelhof. 500 Hühner seien auf dem Hof in Panik geraten und erdrückt worden, sagte eine Polizeisprecherin. Ein Mann habe eine Rauchvergiftung erlitten.

Am Frankfurter Flughafen mussten je 90 Starts und Landungen gestrichen werden. Dutzende Flüge wurden umgeleitet. Zudem habe es zahlreiche Verspätungen von bis zu einer Stunde gegeben, teilte ein Flughafensprecher mit. Ein Blitzeinschlag in das Stellwerk der Bahn in Frankfurt-Höchst führte im Berufsverkehr zu Verspätungen. In einigen hessischen Städten und Dörfern konnten die Abwasserkanäle die Fluten nicht mehr fassen, Gullydeckel wurden hochgedrückt. Allein im Kreis Offenbach rückte die Feuerwehr zu mehr als 600 Einsätzen aus.

"Innerhalb von 44 Minuten 79 Einsätze"

Im Norden hatten Regen und Gewitter schon am Mittwochabend für Chaos gesorgt: Voll gelaufene Keller und überflutete Straße hielten die Helfer in Hamburg und Umgebung in Atem. "Wir hatten innerhalb von 44 Minuten 79 Einsätze. Für einen so kurzen Zeitraum war das schon ziemlich heftig", sagte ein Hamburger Feuerwehrsprecher. Im Stadtteil Rahlstedt schlug ein Blitz ein zwei mal zwei Meter großes Loch in die Giebelwand eines Hauses. Die Bewohnerin erlitt ein Knalltrauma.

Auch die Kunst hatte zu leiden: In Kassel ließ der Sturm ein populäres Kunstwerk der documenta einstürzen, den zwölf Meter hohen Holzturm "Template" des chinesischen Künstlers Ai Weiwei. "Der Preis hat sich soeben verdoppelt", sagte Weiwei beim Anblick des Turmes.

Wie die österreichische Nachrichtenagentur APA berichtete, richteten Gewitter großen Schaden an. In Tirol und Salzburg blockierten mehrere Erdrutsche die Straßen. In allen Landesteilen Österreichs wurden Bäume umgeknickt, Bäche traten über die Ufer. Hagel zerstörte zahlreiche Hausdächer. Auch die Schweiz blieb von den Unwettern nicht verschont. Heftige Gewitter stoppten in einigen Regionen den Schienenverkehr. Gleise wurden unterspült, von Erdrutschen verschüttet oder von umgefallenen Bäumen blockiert. Zahlreiche überflutete Straßen und Autobahnen mussten gesperrt werden. (mit dpa)

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