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Globalisierung: Organisierte Bedrohung

Globalisierung fördert auch kriminelle Netzwerke – eine Organisation Der Vereinten Nationen sieht dadurch den Weltfrieden gefährdet. Globalisierung mache auch verletzlich und angreifbar.

„Die organisierte Kriminalität bedroht in unserer globalisierten Zeit den Weltfrieden.“ Zu dieser drastischen Einschätzung kommen jetzt die Vereinten Nationen in einem Bericht zur „Globalisierung des Verbrechens“, den das UN-Büro für Drogen-und Verbrechensbekämpfung (UNODC) in New York vorgelegt hat. „Transnationale Kriminalität ist eine Bedrohung für Frieden und Entwicklung, und sogar für die Souveränität von Nationen“, sagte Antonio Maria Costa, Exekutivdirektor der UNODC, am Mittwoch (Ortszeit) in einer Rede vor dem Rat für auswärtige Beziehungen.

Organisierte Kriminalität, warnte Costa weiter, habe sich „zu einer der weltweit führenden wirtschaftlichen und bewaffneten Kräfte entwickelt“. Ihre Mittel seien Waffen und Gewalt, aber ebenso Geld und Bestechung, um Wahlen, Politiker und sogar das Militär zu kaufen. Der Bericht, der auch Piraterie auf See und Computerkriminalität umfasst, ist eine Reaktion darauf, dass UN-Mitgliedstaaten und internationale Organisationen angesichts der Bedrohung durch die grenzüberschreitende organisierte Kriminalität Alarm geschlagen hatten.

Die UNODC untersucht darin die großen Ströme von illegalen Drogen (Kokain und Heroin), Schusswaffen, gefälschten Produkten, gestohlenen natürlichen Ressourcen und den Menschenhandel zum Zweck von sexueller Ausbeutung, Zwangsarbeit sowie des Schmuggels von Migranten. „Heute überspannen die kriminellen Märkte den Planeten“, sagte Costa: „Illegale Waren stammen von einem Kontinent, werden über einen anderen verbreitet und in einem dritten vermarktet.“

Dem Bericht zufolge werden allein in Europa jährlich geschätzte 140 000 Menschen Opfer von Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung. Und ihre Peiniger verdienen damit rund drei Milliarden Dollar pro Jahr. Die bedeutendsten Schleuserwege führen von Afrika nach Europa und von Lateinamerika in die USA. Um die 2,5 bis drei Millionen Migranten werden jedes Jahr illegal von Lateinamerika in die USA gebracht; mit Einnahmen von 6,6 Milliarden Dollar für die Schleuser. „Weltweit gibt es Millionen von modernen Sklaven, die zu einem Preis gehandelt werden, der dem vor Jahrhunderten entspricht“, beklagt der UNODC-Direktor.

Der lukrativste Markt für Heroin ist demnach Europa mit einem Umsatz von 20 Milliarden Dollar, während Russland das Land ist, in dem mit 70 Tonnen jährlich am meisten von der Droge konsumiert wird. Die illegale Ausbeutung natürlicher Ressourcen und der Handel mit Wildtieren aus Afrika und Südostasien stören außerdem fragile Ökosysteme und fördern das Aussterben von Tierarten. Ein weiterer erschreckender Faktor ist die medizinische Ausbeutung: Die Hälfte aller Medikamente, die in Afrika und Südostasien getestet werden, sind gefälscht und minderwertig. Sie erhöhen das Krankheitsrisiko anstatt es zu mindern.

Die Vernetzung der Welt ist eines der herausragenden Merkmale des 21. Jahrhunderts, heißt es in dem Bericht. Globalisierte Handels-, Transport- und Kommunikationswege ermöglichen es, dass Menschen und Waren, aber auch Ideen und Informationen schneller denn je um den Globus reisen. Zum größten Teil trügen diese Netzwerke zu Fortschritt und steigendem Wohlstand bei. Doch die Fortschritte der Globalisierung machten uns auch in neuer Weise verletzlich und angreifbar. Zerstörerische Netzwerke machten sich dies zunutze und unterminierten unsere Sicherheit und unsere Entwicklung.

Insbesondere in den instabilen Ländern der Welt verstärke die organisierte Kriminalität – zum eigenen Nutzen – Armut und Instabilität, sie säe Gewalt, beliefere einen wachsenden Drogenmarkt und stärke mit Korruption und Geldwäsche die eigene Macht.

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