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Glühbirnenverbot: Blaulicht-Alarm bei Energiesparlampen

Forscher der Charité weisen auf negative Auswirkungen von Energiesparlampen hin. Durch das blaue Licht der Lampe wird die Melatoninproduktion unterdrückt. Schlafstörungen können die Folge sein.

Johann Wolfgang von Goethe mochte die Farbe nicht besonders. „Das Blaue gibt uns ein Gefühl von Kälte“, schrieb er 1808 in seiner Farbenlehre. Die Farbe Blau steht derzeit im Mittelpunkt der Debatte um die Energiesparlampe, die die bisherige Glühbirne ersetzen soll. Forscher der Charité weisen auf negative Auswirkungen hin, die durch den höheren Blaulichtanteil von Energiesparlampen erzeugt werden.

„Das Licht aus dem blauen Spektrum hat Einfluss auf die Physiologie des Menschen“, sagt Dieter Kunz, Chefarzt der Abteilung Schlafmedizin im St.-Hedwig-Krankenhaus der Berliner Charité und dortiger Leiter der Arbeitsgruppe Schlafforschung und Klinische Chronobiologie. Nervenzellen über dem Sehnerv orientierten sich an dem Licht und schließen dadurch auf die Tageszeit. Ein hoher Blauanteil sage der inneren Uhr, es müsse Tag sein. Das Licht der Energiesparlampe ähnele eher dem bläulichen Licht der Mittagssonne.

In einer Studie konnte Schlafforscher Dieter Kunz eindeutig feststellen, dass das blaue Licht die Melatoninproduktion unterdrückt und sich negativ auf die Schlafqualität auswirkt. Dabei waren gesunde Probanden, die tagsüber ihrem normalen Leben nachgingen und abends ins Labor kamen, ab 19 Uhr der Dunkelheit ausgesetzt. Vor dem Schlafengehen machten die Forscher dann verschiedene Lichtquellen an und testeten, was die einzelnen Leuchten bewirkten. „Wir stellten fest, dass schon ein kleiner Blauanteil nach sehr kurzer Zeit einen Einfluss auf die Melatoninproduktion hat“, sagt Kunz. Dies mache wahrscheinlich, dass sämtliche blauhaltige Beleuchtung einen Einfluss auf den Melatoninspiegel im Körper habe. Auch direkt auf den Schlaf danach.

„Bei Kunstlicht in der Nacht kann die innere Uhr darauf reagieren“, sagt auch Alexander Blau, Schlafforscher an der Charité. Wenn die innere Uhr ständig durch künstliches blauhaltiges Licht irritiert werde, könne der natürliche Hell-Dunkel-Rhythmus gestört werden. „Dies kann zu einer Art Jetlag führen, die 24-Stunden Schlafregulierung wird gestört.“ Die Einschlafneigung und die Stabilität des Schlafes hänge von der Uhrzeit und von der Dauer der Wachzeit am Tage ab. Bekommt der Körper aber über die innere Uhr das Signal, es sei auch in der Nacht Tag, könnten die Gesamtschlafzeit sinken und Schlafstörungen die Folge sein.

Der Einfluss des Lichts auf das Leben ist seit je enorm. Das Licht der Sonne macht das Leben erst möglich, nach ihrem Auf- und Untergang stellt sich seit Jahrhunderten unsere innere Uhr. Das Tageslicht ist ein aus allen Wellenlängen des sichtbaren Spektralbereichs gemischtes Licht aus mehreren Farben. Bricht man das Licht an einem Prisma, wird es in einzelne Spektralfarben zerlegt. Heraus kommen die sieben Lichtfarben: Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo, Violett. Durch die unterschiedlichen Wellenlängen und Frequenzen des Lichts werden die Farbanteile des weißen Lichts verschieden stark gebrochen und dadurch getrennt. Rot wird am schwächsten, Violett am stärksten gebrochen. Das langwellige Rot wird an kleinen Teilchen in der Luft am wenigsten stark gestreut, weshalb Sonnenauf- und Untergänge rot erscheinen. Diese Lichtfarbe ist demnach nicht so anregend, sondern scheint gemütlich und warm. Daher sind Leuchtröhren wie Energiesparlampen in Büros oder Schulen in der Lichtfarbe tageslichtweiß. „Man weiß inzwischen, dass das blaue Spektrum im Licht am Tag im Büro oder in Schulen lernfördernd wirkt", sagt Kunz. Dieser anregende Effekt sei in der Nacht, wenn man schlafen will, natürlich nicht gewünscht.

Nach Angaben von Kunz sollte man aber die Debatte um die gesundheitlichen Risiken der Energiesparlampen differenziert betrachten. Es gebe nicht die eine Sparlampe, sondern verschiedene Modelle. Außerdem müsse man bedenken, dass fast alle Leuchtmittel blaues Licht in ihrem Spektrum hätten. Jedoch: der überwiegende Teil der Sparlampen habe einen höheren Blaulichtanteil.

Für viele Verbraucher stellt sich angesichts vieler Zweifel die Frage, ob sie sich mit alten Glühbirnen eindecken sollen. Ab 1. September sind alle matten Glühbirnen verboten, wie auch Glühlampen ab 100 Watt. In einem Jahr folgt das Verbot von 60-Watt-Lampen.

Kritisch geht Kunz mit Angaben zur Krebsgefahr der Energiesparlampen um. Zwar sagt auch er: „Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass das blaue Licht am Abend oder in der Nacht einen Einfluss auf die Gesundheit hat und Krankheiten wie Krebs begünstigt." Die WHO habe die Nachtschicht als krebserregend eingestuft und bringe dies auch mit dem Licht in direkte Verbindung, da die Unterdrückung des Melatonins die Entstehung von Tumoren begünstige. Allerdings gebe es dafür noch keinen klaren Beweis, ihm sei keine Studie bekannt, die diese These tatsächlich eindeutig belegt. „Da tut sich ein riesiges Feld auf für die Medizin.“ Kunz und sein Team wollen selber in diese Richtung weiter forschen.

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