zum Hauptinhalt

Panorama: Görlitz im Filmfieber

Kate Winslet dreht an der Neiße „Der Vorleser“

Görlitz - Film-Star Kate Winslet hat am Wochenende die Stadt Görlitz an der Grenze zu Polen in ein regelrechtes Hollywood-Fieber versetzt. In der Rolle einer Schaffnerin zuckelte die Heldin aus dem Titanic-Streifen in einer Straßenbahn von 1928 durch die Innenstadt. Entsprechend groß war der Andrang an den wenigen freien Zugängen zum weiträumig abgesperrten Zentrum des 57 000 Einwohner zählenden Ortes an der Neiße. Die Filmmannschaft um Regisseur Stephen Daldry dreht dort die entscheidenden Außenszenen der Verfilmung des Bestseller-Romans „Der Vorleser“ von Bernhard Schlink. Die 32-jährige Winslet, die kurzfristig für die schwangere Nicole Kidman eingesprungen war, spielt die ehemalige KZ-Aufseherin Schmitz. In den Nachkriegsjahren verliebt sich der 15-jährige Schüler Michael Berg (Nachwuchsschauspieler David Kross) in die deutlich ältere Frau. Als Jurastudent begegnet er ihr Jahre später im Gerichtssaal wieder, als sie bei einem Kriegsverbrecherprozess auf der Anklagebank sitzt.

Nur für die wenigsten Zuschauer erfüllte sich gestern der Traum, den Star zu sehen oder gar zu fotografieren. Künstlicher Regen erschwerte den Blick durch die Scheiben der aus der nahen Sächsischen Schweiz geholten Straßenbahn. Die aus dem In- und Ausland mit schwerer Kameratechnik angereisten Paparazzi-Fotografen hielten dennoch über Stunden ihre Position. „Vielleicht kommt sie beim Einsteigen in die Bahn ins Straucheln. Das wäre dann mein Bild“, sagte ein Profi.

Andere Schaulustige staunten allerdings mehr über die Verwandlung ihrer Stadt in das Heidelberg der frühen fünfziger Jahre. Dazu gehörten neben diversen Oldtimern auch Reklameschilder für Persil, die Lufthansa, Kaffee oder eine amerikanische Flagge und ein Jeep der US-Streitkräfte. Das für seine gut sanierte Innenstadt bekannte Görlitz beherbergt nach 2004 schon das zweite Mal eine große Filmproduktion. Damals drehte das Studio Babelsberg hier die Außenaufnahmen für den Streifen „In 80 Tagen um die Welt“. Hoteliers, Gastronomen, Einzelhändler und Statisten rechnen nach den jüngsten erfolgreichen Dreharbeiten mit einem Domino-Effekt bei anderen Produktionsfirmen. Die Sperrung des regulären Straßenbahnverkehrs störte jedenfalls niemanden. Claus-Dieter Steyer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false