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Hilfe für geschädigte Tiere. Experten des internationalen Rettungs- und Forschungszentrums für Vögel in Fort Jackson (US-Bundesstaat Louisiana) säubern einen mit Öl bedeckten Braunpelikan.

© dpa

Golf von Mexiko: Das Öl fließt und fließt

Nach der Explosion einer Bohrinsel im Golf von Mexiko sind offenbar größere Menge Öl ausgetreten als bislang bekannt. Am Sonntagabend glückte dann aber nach Angaben von BP endlich ein Abdichtungsversuch.

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Im Golf von Mexiko wird die Geduld all derjenigen, die auf ein baldiges Eindämmen der Ölpest hoffen, weiterhin auf eine harte Probe gestellt. Am Wochenende scheiterte zunächst ein weiterer Versuch, der größten Umweltkatastrophe der USA Herr zu werden, bei der seit mehr als drei Wochen täglich zwischen geschätzten 800 000 bis acht Millionen Liter Rohöl ins Meer fließen.

Zunächst war der Versuch abgebrochen worden, das größte der drei Lecks mit einer Stahlglocke abzudecken. Dann versuchte BP eine Rohrleitung zwischen dem Leck in 1,5 Kilometer Tiefe und einem Tankschiff anzubringen. Den Experten gelang es zunächst jedoch nur für kurze Zeit, ein Absaugrohr in die defekte Steigleitung einzuführen und Öl abzupumpen. „Das ist zwar enttäuschend, aber angesichts der äußerst schwierigen Bedingungen nicht unerwartet“, teilte das Informationszentrum am Sonntag mit – und begann mit einem neuen, offenbar erfolgversprechenderen Anlauf. Beobachter sprachen von einem Hoffnungsschimmer: Erstmals seit dem Unfall der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ vor fast vier Wochen endete eine Operation nicht mit einem völligen Fehlschlag. Allerdings sei noch unklar, wie viel des ausströmenden Öls so aufgefangen werde, sagte BP-Manager Kent Wells bei einer Pressekonferenz am Sonntag. Es werde vermutlich noch bis zu zehn Tage dauern, bis der Ölfluss gestoppt werde.

US-Präsident Barack Obama scheint die Geduld zu verlieren

Währenddessen gehen Wissenschaftler von einem deutlich größeren Ausmaß der Umweltkatastrophe aus, als bislang angenommen. In der Meerestiefe entdeckten sie gigantische Öllachen. Die größte erstreckt sich über mehr als 50 Quadratkilometer und ist an einigen Stellen 100 Meter dick. Dagegen setzt der Konzern nun ölzersetzende Chemikalien am Meeresboden ein – ebenfalls eine bislang nie zuvor angewendete Maßnahme. Das chemische Gemisch Corexit, bereits vor 20 Jahren beim Tankerunglück der Exxon Valdez zum Einsatz gekommen, soll das Öl tief unter Wasser in eine angeblich weniger schädliche Flüssigkeit verwandeln. So bleiben die wirklichen Schäden in der Tiefsee und das wahre Katastrophenausmaß der Öffentlichkeit weitgehend verborgen. Bislang war diese Maßnahme nur an der Meeresoberfläche erlaubt, doch die US-Umweltschutzbehörde EPA segnete das Vorgehen ab. Und das zum Ärger der lokalen Fischer und Umweltschutzorganisationen, die vor den negativen Folgen auf Fische und andere Meerestiere warnen.

Auch US-Präsident Barack Obama scheint die Geduld zu verlieren. Für die Spitzenmanager der drei an dem Unglück beteiligten Firmen – BP, die Schweizerische Ölbohrfirma Transocean, der die Bohrinsel gehört, und der US-Ölausrüster Halliburton – hatte er am Samstag ungewöhnlich deutliche Wort übrig. Es sei ein „lächerliches Schauspiel“, das die Unternehmen bei der Suche nach den Ursachen und der Verantwortung aufführten. „Was jetzt wirklich zählt: Hier fließt Öl ins Meer. Und das müssen wir so schnell wie möglich stoppen“, sagte Obama in Washington. Er will die staatliche Kontrolle über die Ölindustrie deutlich verschärfen, da ein viel zu „behagliches“ Verhältnis zwischen der staatlichen Aufsichtsbehörde Minerals Management Service (MMS) und den Erdölunternehmen herrsche.

Nach Berichten von US-Medien hat MMS unbedarft, wenn nicht gar illegal Genehmigungen für Ölbohrungen erteilt. Auch habe sie angeblich versäumt, gesetzlich vorgeschriebene Umweltzulassungen einzuholen. Laut „New York Times“ soll auch Druck auf Wissenschaftler des MMS ausgeübt worden sein, ihre Befunde zu ändern, wenn diese allzu kritisch von einer Bedrohung für die Umwelt sprachen.

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