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Gondelunglück: Tiroler Unglückspilot beteuert Unschuld

Der Pilot des Unglückshubschraubers von Sölden hat am Mittwoch bei Vernehmungen erneut versichert, den Haken für den Betonkübel während des Fluges nicht gelöst zu haben.

München/Wien (07.09.2005, 18:24 Uhr) - Dem 35-Jährigen, dessen Maschine am Tiroler Gletschergebiet am Montag den Kübel verlor und damit das Seilbahnunglück mit neun Toten auslöste, geht es nach Aussagen eines Kollegen sehr schlecht. «Er ist total fertig», sagte der 49-Jährige bei einer Pressekonferenz der Helikopterfirma Knaus in Karres bei Imst. Er glaube nicht an einen Fehler seines jüngeren Kollegen, sondern an einen Defekt in der Elektronik. Es sei unwahrscheinlich, dass der 35-Jährige den elektrischen Auslöser für die Öffnung des Transporthakens aus Versehen betätigt habe. Nach ersten Untersuchungen war der Haken, mit dem der Betonkübel am Seil gehalten wurde, offen, aber unbeschädigt.

Der 35-Jährige hatte nach Angaben des Firmenchefs seit einem Monat die Erlaubnis für Lastenflüge. Er habe rund 850 Flugstunden absolviert, davon 150 mit Außenlastentransporten. Die Innsbrucker Staatsanwaltschaft hält als Unglücksursache einen technischen Fehler oder menschliches Versagen für möglich.

Nach dem Unglück mit neun Todesopfern aus Bayern und Baden-Württemberg ermittelt auch die deutsche Justiz. Die Staatsanwaltschaft München II führe zentral die Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung gegen Unbekannt, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Rüdiger Hödl.

Von den sieben Verletzten waren am Mittwoch noch sechs im Krankenhaus. Alle sind nach Angaben der Ärzte auf dem Weg der Besserung. Eine Zehnjährige konnte bereits am Dienstag entlassen werden. Die Untersuchungen zur Unglücksursache am Berg sind mittlerweile abgeschlossen, auch der Skibetrieb in dem Tiroler Gletschergebiet ist wieder angelaufen.

Nach Angaben der Münchner Justiz traten die Staatsanwaltschaften Rottweil und Konstanz (Baden-Württemberg) ihre Verfahren am Dienstag an die bayerischen Staatsanwälte ab. Es sei ein normaler Vorgang, dass die Ermittlungen in so einem Fall zentral von einer Behörde übernommen würden. Die Münchner Staatsanwälte hielten auch engen Kontakt mit den Kollegen in Innsbruck. «Im Mittelpunkt aller Ermittlungen steht die Frage: Wie konnte der Betonbehälter auf die Seilbahngondel fallen?», sagte Hödl.

Ein Transporthubschrauber hatte am Montag auf dem Weg zu einer Bergstation den schweren Betonkübel verloren. Eine Gondel wurde getroffen und stürzte ab, aus anderen Gondeln wurden Menschen durch die Fenster in die Tiefe geschleudert. Zwei Skilehrer und ein Betreuer aus Bayern sowie sechs Kinder im Alter zwischen 12 und 14 Jahren aus dem Schwarzwald kamen ums Leben.

Der Hubschrauber, der Betonkübel und die Hängevorrichtung sind nach Angaben der österreichischen Behörden zur weiteren Untersuchung in Innsbruck. Wann das Gutachten der Sachverständigen vorliegen werde, sei noch unklar. Nach Ansicht der Innsbrucker Staatsanwaltschaft kommen als Unglücksursache nur ein technischer Fehler oder menschliches Versagen in Frage.

Ein Augenzeuge des Unglücks sagte aus, der Hubschrauber sei ständig dicht über das Seil der Bergbahn geflogen. «Er ist schon den ganzen Morgen knapp über das Seil hinweggeflogen», sagte der Karlsruher Skitrainer Marcel Knoch in einem dpa-Gespräch am Mittwoch. Nach seiner Darstellung flog der Hubschrauber stets mit vollem Kübel zur Bergstation hinauf, wo Betonarbeiten im Gange waren. Danach sei er mit leerem Behälter wieder zurückgekommen. Knoch hatte zum Zeitpunkt des Unglücks auf dem Parkplatz der Seilbahn gestanden.

Zwei Todesopfer - die beiden Skilehrer aus Mittenwald - sollen am kommenden Montag (12. September) in ihrer Heimat beerdigt werden, der Beisetzungstermin für den Betreuer ist noch nicht bekannt. Über die Beerdigung der Kinder wurde Stillschweigen vereinbart.

Die Seilbahn hat inzwischen ihren Betrieb teilweise wieder aufgenommen. Auf dem betroffenen unteren Teil, der vorerst weiter geschlossen bleibt, nutzen die Skifahrer nun einen parallel fahrenden Sessellift. Auf dem nicht betroffenen oberen Teil der Bahn fahren wieder Gondeln.

(tso/dpa)

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