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Im Einsatz. Google-Auto in Berlin.

© ddp

Google: Schwarze Flecken bei "Street View"

Nicht nur Googles Datenklau ist problematisch, auch das Häuser-Ablichten an sich – doch es gibt Abhilfe. Sowohl Besitzer als auch Mieter können verlangen, dass ein Wohnhaus anonymisiert wird.

Seit Tagen ist Google wieder in Negativschlagzeilen, weil der Suchdienst für seine Anwendung „Street View“ nicht nur Wlan-Netze erfasst hatte, sondern auch die Daten, die darin übermittelt wurden. Für Datenschützer ist das aber nicht das einzige Problem. Die Fotos in „Street View“ zeigen Passanten, Autos und Häuser. Laut Google nur Dinge, die jeder Tourist oder Journalist auf der Straße fotografieren dürfe. Für den unabhängigen Datenschutzbeauftragten Schleswig-Holsteins, Thilo Weichert, sind dies „personenbezogene Daten“ und ihre Darstellung „eindeutig rechtswidrig“. Das Bundesverbraucherministerium hat in Verhandlungen mit Google erreicht, dass jeder Bürger Widerspruch einlegen kann, bevor die Bilder veröffentlicht werden.

Sowohl Besitzer als auch Mieter können verlangen, dass ein Wohnhaus anonymisiert wird. Der Einspruch kann per E-Mail (streetview-deutschland@google.com) oder Brief eingelegt werden, das Bundesverbraucherministerium hat dazu einen Musterbrief auf seine Internetseite gestellt. „Es reicht, wenn ein einziger Mieter Widerspruch einlegt, “ bestätigte der Pressesprecher des Bundesverbraucherministeriums, Holger Eichele, „und das Haus und der Vorgarten werden entfernt.“ „An der Stelle ist das Bild dann einfach schwarz,“ erklärt ein Google- Sprecher.

„Die Bewohner müssen die Häuser nach dem Widerspruch zusätzlich identifizieren, damit sie nicht verwechselt werden“, sagte ein Google-Sprecher. Wie das aussehen wird, ist noch nicht klar. Google müsse dafür eine „bürgerfreundliche Lösung“ finden, sagte Eichele. Zwei Monate, bevor „Street View“ in Deutschland startet, soll außerdem eine Anwendung im Internet bereitgestellt werden, die die Identifizierung vereinfachen soll. Sie wird im Moment noch entwickelt. Datenschützer Weichert findet das zu kompliziert: „Ein einmaliger Widerspruch muss reichen.“ Nach der Veröffentlichung steht dann online eine Meldefunktion zur Verfügung.

Für die Aufnahmen von Menschen gibt es allerdings das Problem, dass kein Mensch weiß, wo er zum Zeitpunkt einer Google-Aufnahme war – und damit zu sehen sein könnte. Und auch das Versprechen von Google, Gesichter und Autokennzeichen mit einer Software automatisch unkenntlich zu machen, erweist sich bei einem Blick in den Dienst als wenig verlässlich. Wer einen virtuellen Spaziergang auf dem Montmartre in Paris oder durch die Straßen von Zürich macht, stellt fest, dass die Gesichter der Passanten dort nur leicht verschwommen sind. Sind Menschen von der Seite oder mit Sonnenbrille zu sehen, reagiert das Anonymisierungsprogramm gar nicht erst. „Die Software funktioniert nicht hundertprozentig,“ gibt ein Google-Sprecher zu, „aber sie wird ständig weiterentwickelt.“

„Sicherheitsprobleme bestehen weiterhin bei Kindergärten und Frauenhäusern“, sagt Eichele. Menschen blieben ja auch identifizierbar, wenn ihr Gesicht verpixelt sei, gibt auch Weichert zu bedenken. Über die Möglichkeit, Menschen ganz aus den Bildern zu entfernen, wird zurzeit noch mit Google verhandelt.

Dafür wird es höchste Zeit: Noch dieses Jahr soll jeder Mensch mit Internet-Anschluss virtuell vor jeder deutschen Haustür stehen können. Für 19 andere Länder funktioniert das bereits – dort bisher ohne Widerspruchsmöglichkeiten.

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