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Panorama: Grab von Herodes entdeckt

Archäologen fanden Sarkophag nahe Bethlehem / Alle Zeichen deuten auf den Verfolger Jesu hin

Tel Aviv - „Wir haben das Grab des Herodes am Herodium gefunden.“ Professor Ehud Netzer von der Hebräischen Universität kündigte mit diesen Worten die sensationellste archäologische Entdeckung seit Jahrzehnten im Heiligen Land, womöglich gar auf der ganzen Welt an.

Der für seine kalte Grausamkeit gehasste, für seine monumentalen Bauten bewunderte und für sein politisches Geschick geachtete frühere König von Judäa liegt am Rande des von ihm aufgeschütteten und nach ihm benannten Herodium-Hügels rund 15 Kilometer südlich von Jerusalem, nahe Bethlehem begraben. Netzer, führender Herodes-Kenner, suchte seit 1972 in der Gegend des Herodiums nach dem Königsgrab. Er tat es, obwohl andere Forscher der Überzeugung waren, dieses befinde sich in Jerusalem. Doch erst im August letzten Jahres wurden die Grabungen am späteren Fundort aufgenommen. Aufgrund der Rekonstruktion des Beerdigungszuges bestünden keinerlei Zweifel, so Netzer, dass Herodes’ Grab und der Sarkophag in einem Mausoleum gefunden worden seien.

Über eine 6,5 Meter breite Treppe, welche speziell für die Bestattungszeremonie errichtet worden war, gelangt man zu den mehr als kärglichen Überresten des Mausoleums, welches im Laufe der Jahrtausende weitgehend abgebaut und zerstört worden ist. Teile des Podiums sind noch sichtbar, gebildet aus weißen, gemeißelten Steinen, in dieser Art und Größe in der Gegend einzigartig. Dort fanden Netzer und seine Mitarbeiter die Überreste eines fast 2,5 Meter langen, mit Rosetten verzierten Sarkophages. Solche Sarkophage sind im Heiligen Land äußerst selten, bekannt ist nur derjenige im „Königsgrab“ in Ostjerusalem. Der beim Herodium ist in kleinste Splitter zerschlagen.

Herodes wurde 74 v. Chr. als Sohn von Antipatrus, dem Berater des hasmonäischen Königs Jochanan Horkanus, geboren und entstammte einer idumäischen, zum Judentum übergetretenen Familie. Mit 25 wurde er von seinem Vater zum Gouverneur von Galiläa ernannt. Später musste er mit seiner Familie aus Jerusalem flüchten. Er ging nach Rom und überzeugte Kaiser Marcus Antonius, ihn zum König von Judäa zu ernennen, ihn 37 v. Chr. zum letzten selbstständigen „König der Juden“ zu machen. Er herrschte als Tyrann bis zu seinem Tode 4 v. Chr.

31 v. Chr. gelang ihm sein politisches Glanzstück: Nach der Niederlage seines Patrons gegen Augustus schaffte er es, auch dessen Vertrauen zu erwerben und im Amt zu bleiben. Es begann die fruchtbare Bauperiode: Herodes erstellte Monumentalbauten auf Massada, in Jericho und Jerusalem, bei der Banias-Quelle auf der Golanhöhe einen Tempel für den Kaiser, die Städte Sebastia in Judäa und das berühmte Cäsarea.

Laut Neuem Testament ließ Herodes nach Jesu Geburt aufgrund einer Prophezeiung des Propheten Michael alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten. Inzwischen gehen Wissenschaftler davon aus, dass diese biblische Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht: Herodes ließ seine geliebte Gattin Mariamne und ihre gemeinsamen drei Kinder – wie viele Mitglieder seines Volkes – ermorden. Er gab sich keiner Illusionen hin und wusste, wie verhasst er beim Volk war. Dementsprechend war auch Herodes’ letzter Befehl: Er ordnete an, 70 alte Menschen an seinem Todestag zu töten. Die Trauer über die Getöteten sollte die Freude über den Tod des Herrschers überdecken.

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