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© dpa

Grand Prix: Raab schlägt alle

Nach dem deutschen Debakel beim Eurovision Song Contest berät die ARD über Alternativen. Mit Stefan Raab könnte der Sender endlich wieder auf das richtige Pferd setzen.

Auf eine pseudo-skandalöse Nummer hat Deutschland mit „Alex Swings, Oscar Sings“ und der amerikanischen Burlesque-Tänzerin Dita von Teese beim Eurovision Song Contest (ESC) in Moskau gesetzt – und ist damit mal wieder glatt am Geschmack der europäischen Fernsehzuschauer vorbeigesegelt. Nach dem Debakel will die ARD ihre Strategie nun radikal ändern. Offiziell gibt der Sender seine Zukunftspläne erst heute bekannt. Aber die Rettung könnte, so ist zu vernehmen, Stefan Raab heißen.

Der querköpfige Entertainer hat seinem Haussender ProSieben mit Shows wie „TV Total“ und „Schlag den Raab“ Riesenerfolge beschert. 2005 rief er in üblicher Erfinderlaune die Konkurrenzveranstaltung „Bundesvision Song Contest“ ins Leben und kürt seitdem einen eigenen deutschen Sängerkönig. Erlaubt ist dabei, was gefällt, nur deutsch müssen die Kandidaten singen. Das Fernsehpublikum entscheidet mit Anrufen und SMS, wer siegt. 1,9 Millionen Zuschauer sahen sich den alternativen Gesangswettstreit im Februar an und hievten den Berliner Peter Fox auf den Fernsehthron. Angesichts eines soliden Marktanteils konnte Stefan Raab am Ende wieder sein typisches Siegerlächeln aufsetzen.   Das blieb den deutschen Künstlern beim europäischen Song Contest in den letzten Jahren verwehrt. Vor einem Jahr blamierte sich die gecastete Girlband „No Angels“, der ihre Plattenfirma mit der Teilnahme das Gnadenbrot servieren wollte. Ganz Fernsehdeutschland schämte sich am Schluss mit den abgehalfterten Popstars über ihren letzten Platz. Die Medien forderten nach der Pleite frische, ehrgeizige Gesichter, die ihre Karriere noch vor sich haben. Doch die zu finden, ist für den ARD-Programmleiter Kultur, Thomas Schreiber, müßig. Weil immer mehr Stars und Sternchen fürchten, sich auf der internationalen Bühne zum Gespött zu machen, kassiert er auf der Suche nach furchtlosen Interpreten eine Absage nach der anderen.

Mit Stefan Raab könnte die ARD in Sachen Eurovision endlich wieder auf das richtige Pferd setzen. Denn wenn der Musiker in der Vergangenheit beim GrandPrix-Zirkus mitmischte, sprang dabei stets ein vorderer Rang heraus. Seinen Schützling Guildo Horn katapultierte er 1998 mit „Guildo hat euch lieb“ auf Platz 7, Raab selbst glänzte zwei Jahre später mit dem Klamauk-Song „Wadde hadde dudde da?“, den das internationale Publikum mit Rang 5 belohnte. Nachdem Max Mutzke mit dem von Raab komponierten „Can’t Wait Until Tonight“ 2004 Platz 8 holte, ging es mit den deutschen Beiträgen beim Wettbewerb bergab. Um eine neue Katastrophe zu vermeiden, entmachtete die ARD im vergangenen Jahr die deutschen Zuschauer beim Vorentscheid und legte kurzerhand selbst fest, wer in Moskau an den Start gehen sollte. Die Wahl fiel auf Alex Christensen und Oscar Loya – eine denkbar schlechte Wahl, wie sich gezeigt hat. Mit Skandälchen und Showeffekten ist beim ESC nichts mehr zu holen, auf Authentizität kommt es an. Das hatte die Jury scheinbar verschlafen. Ob es aber Stefan Raab schaffen würde, den verstaubten Grand-Prix-Karren für den Konkurrenzsender ARD aus dem Dreck zu ziehen, bleibt abzuwarten. Dafür müsste er erst einmal zusagen. 

Julia Wäschenbach

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