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Panorama: Größter Skispringer aller Zeiten wegen Mordversuchs in Haft

Helsinki - Vielleicht hätte der Finne Matti Nykänen mit der Veröffentlichung seiner Autobiografie „Grüße aus der Hölle“ im letzten Jahr, noch ein wenig abwarten sollen. Der erfolgreichste Skispringer aller Zeiten ist am Donnerstag mit seiner Ehefrau vorläufig wegen Mordversuchs in Finnland festgenommen wurden.

Helsinki - Vielleicht hätte der Finne Matti Nykänen mit der Veröffentlichung seiner Autobiografie „Grüße aus der Hölle“ im letzten Jahr, noch ein wenig abwarten sollen. Der erfolgreichste Skispringer aller Zeiten ist am Donnerstag mit seiner Ehefrau vorläufig wegen Mordversuchs in Finnland festgenommen wurden. Das ehemalige Sport- idol, das nach dem Ende seiner Karriere nur noch durch Alkoholexzesse und einen dramatischen psychischen Niedergang auffiel, soll laut Polizeikommissar Pasi Nieminen von der Polizei in Nokia mit seiner Ehefrau einen 59-jährigen Bekannten in einem Ferienhaus im finnischen Tottijärvi niedergestochen haben. „Weitere Verdächtige gibt es nicht“, sagte Kommissar Nieminen am Donnerstag. Der niedergestochene Mann liege schwer aber nicht lebensgefährlich verletzt im Universitätskrankenhaus Tammerfors.

Das Drama soll sich laut finnischer Boulevardzeitung „Ilta-Sanomat“ im Sommerhaus der Familie von Nykänens Ehefrau Mervi zugetragen haben. Beide Männer seien betrunken gewesen. Auslöser für die Bluttat soll eine Meinungsverschiedenheit über die Regeln beim „Fingerhakeln“ gewesen sein. Am Freitag entscheidet das Gericht, ob das Ehepaar in reguläre Untersuchungshaft kommen soll. Der 41-jährige Nykänen wurde bereits im März für eine Messerattacke auf seine eigene Frau zu vier Monaten Bewährungsstrafe verurteilt. „Plötzlich war ein Messer da, aber verletzen wollten wir uns gegenseitig nicht“, entschuldigte er sich damals.

Nykänen gilt nach wie vor als der erfolgreichste Skispringer aller Zeiten. Ähnlich wie sein ewiger Konkurrent Jens Weissflog galt er als besonders leichter Springer und gewann bereits mit 18 seinen ersten WM-Titel. In den 80ern dominierte er den Sport wie kein anderer zuvor oder danach. Nach dem ersten Sieg bei der Vierschanzentournee 1983 gewann Nykänen ein Jahr später auch bei den Olympischen Spielen 1984 in Sarajevo die Goldmedaille auf der Großschanze und hatte damit alle wichtigen Skisprung-Wettbewerbe der Welt gewonnen. Seine wahrscheinlich beste Saison hatte Nykänen 1988, als er zunächst die Vierschanzentournee dominierte und danach bei den Olympischen Winterspielen in Calgary drei Goldmedaillen abräumte. Dann kam der Abstieg. Drogenprobleme, Depressionen, gewalttätige Übergriffe, Sexskandale und der Verkauf seiner Medaillen wegen Geldmangels. Der einst so populäre Skispringer sagte einmal: „In Finnland kann ich nur aufs Klo in aller Ruhe gehen." Später verlor er nach und nach alle seine Freunde und das gesellschaftliche Interesse, an das er sich gewöhnt hatte. Weil alles so schlecht lief, veröffentlichte er im letzten Jahr seine Autobiografie „Grüße aus der Hölle“, in der er zugibt: „Mein Karriere-Ende war zwar kein Schock, in ein schwarzes Loch fiel ich aber dennoch.“ Nun ist es nicht ausgeschlossen, dass Nykänens rasanter Abstieg mit einer mehrjährigen Gefängnisstrafe weitergeht.

André Anwar

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