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Großbritannien: Erste Festnahmen nach Millionenraub

Die Polizei hat nach dem größten Geldraub in der britischen Geschichte drei erste Verdächtige festgenommen. Gefahndet wird nach einer Bande von insgesamt sechs bis neun Tätern.

London - Zwei Tage nach dem Aufsehen erregenden Millionenraub in England haben mehr als 100 Sonderermittler die Fahndung «auf Hochtouren» fortgesetzt. Inzwischen seien drei Verdächtige in Untersuchungshaft, teilte ein Polizeisprecher am Freitag mit. Nach Medienangaben hat sich allerdings der Verdacht erhärtet, dass die Haupttäter mit dem größten Teil ihrer Beute von umgerechnet mehr als 70 Millionen Euro ins Ausland geflohen sind.

Die Polizei untersuchte am Freitag auch Spuren in drei Autos, die im Zusammenhang mit dem Raubüberall auf das Gelddepot in der südostenglischen Ortschaft Tonbridge von Tätern gefahren wurden. Dabei handelte es sich um zwei Fahrzeuge, die zur Entführung des Direktors des Depots sowie seiner Familie benutzt worden waren, sowie um den Wagen, den die Täter dem Direktor weggenommen hatten.

Unter den Festgenommenen ist eine 41-jährige Frau, die rund 6000 Pfund (fast 9000 Euro) bei sich hatte, die möglicherweise aus der Beute des Raubs stammen, erklärte ein Polizeisprecher. Am Donnerstagabend hatten Fahnder auch eine 31-jährige Frau und einen 29-jährigen Mann in Haft genommen, die ebenfalls verdächtigt wurden, Diebesgut aus dem Raub besessen zu haben. Eine direkte Beteiligung an dem Raubüberfall wurde ihnen jedoch zunächst nicht vorgeworfen wird.

Bei dem mit Abstand größten Geldraub in der Geschichte Großbritanniens hatten mindestens sechs als Polizisten getarnte und schwer bewaffnete Täter bis zu 50 Millionen Pfund (73,3 Millionen Euro) erbeutet. Die Schadenssumme könne unter Umständen noch höher sein, berichtete der Sender BBC. Wegen der anhaltenden Spurensicherung in dem Gelddepot hätten Angestellte die übrig gebliebenen Bargeldbestände noch nicht exakt zählen können.

Derweil äußerten Experten die Befürchtung, dass die Beute des Raubüberfalls längst außer Landes geschafft wurde. In Polizeikreisen werde auch damit gerechnet, dass zumindest die Haupttäter das Vereinigte Königreich längst verlassen haben, berichtete der Sender Sky News. London habe deshalb die internationale Polizeibehörde Interpol eingeschaltet.

Angesichts der detaillierten Planung für den Raubüberfall sowie deren präziser und entschlossener Umsetzung sei davon auszugehen, dass die «Profigangster» auch die Sicherung und Verteilung des Raubguts im Voraus genau festgelegt hatten, sagte der Fachmann für Geldwäsche-Kriminalität, David Hutchinson, der BBC. «Die Täter dürften dafür gesorgt haben, dass zumindest der größte Teil der Beute in Sicherheit ist.»

Die Polizei hofft nach eigenen Angaben darauf, dass die Haupttäter von Mitwissern verraten werden. Die von der beraubten Firma und deren Versicherung ausgesetzte Belohnung von umgerechnet fast drei Millionen Euro sei die größte in der britischen Kriminalgeschichte und werde ihre Wirkung nicht verfehlen, erklärte der stellvertretende Polizeichef der von dem Raub betroffenen Grafschaft Kent, Adrian Leppard.

Experten für Spurensicherung untersuchten nach Polizeiangaben einen roten Minivan, der unweit des Tatorts vor einem Pub abgestellt worden war. Das Fahrzeug sei möglicherweise von den Tätern benutzt worden, um die Frau und den achtjährigen Sohn des Direktors der überfallenen Wertschutz-Firma Securitas Colin Dixon festzuhalten. Die Ehefrau und das Kind des Direktors, dessen Namen die Polizei veröffentlichte, waren als Geiseln gehalten worden. Aus Angst um ihr Leben hatte Dixon den Gangstern Zugang zu dem Gelddepot verschafft. (tso/dpa)

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