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Gott sei nicht nötig, um das Universum in Ganz zu setzten, schreibt Hawking.

© dpa

Großbritannien: Hawking löst Debatte um Schöpfungstheorie aus

"Das Universum braucht keinen Gott", diese These vertritt Stephen Hawking in seinem neuen Buch. Damit ruft der der Kosmologe Verteidiger wie Gegner der Schöpfung auf den Plan.

In Großbritannien wird wieder über Gott gestritten – weniger als zwei Wochen vor dem Papstbesuch, der das Land laut dem Regierungskoordinator des Besuchs, Lord Patten, in seiner „christlichen Identität bestätigen soll“. Doch die „Times“ erklärte am Donnerstag die Suche nach Gott für beendet und berief sich dabei auf den Kosmologen Stephen Hawking und dessen neues Buch „Der große Entwurf“ (wir berichteten). Die Zeitung brachte einen Vorabdruck des Werkes, das am 7. September auf Deutsch bei Rowohlt erscheint. Die Schlagzeile auf der Titelseite der „Times“ lautete: „Gott hat das Universum nicht erschaffen“.

„Hawking versetzt Gott den Gnadenstoß“, freute sich der führende Atheist und Gottesgegner Richard Dawkins nun. In der Physik sei dies bislang noch nicht möglich gewesen. Hawking sei dieser „Paukenschlag“ nun gelungen, triumphiert Dawkins. Der Autor des Buches „Der Gotteswahn“ hatte im Frühjahr mit seiner „Atheisten Bus Kampagne“ Aufsehen erregt, die für den Aufdruck „Es gibt wahrscheinlich keinen Gott“ Werbeflächen auf Londoner Bussen angemietet hatte. „Es gibt bestimmt einen Gott“, konterte die „Christliche Partei“ seinerzeit.

Nun wird auf höherem Niveau debattiert. Hawking, der wegen eines Nervenleidens seit Jahrzehnten an den Rollstuhl gefesselt ist, referiert in dem neuen Buch kosmologische Theorien und die Entwicklung der abschließenden „Theorie aller Theorien“ und kommt zum Schluss, dass Gott als letzte Erklärung der Entstehung unseres Universums nicht gebraucht wird. Die enormen physikalischen „Zufälle“, die das Universum gegen alle Wahrscheinlichkeit ermöglichen und im delikaten Gleichgewicht halten, werden durch ein „Multiversum“ erklärt. Unser Universum ist nur eines von Millionen, das macht den Zufall weniger erstaunlich. „Es ist nicht nötig, Gott anzurufen, damit er die Initialzündung gibt und das Universum in Gang setzt“, schreibt Hawking. In seinem Bestseller „Eine kurze Geschichte der Zeit“ ließ er die Möglichkeit der göttlichen Schöpfung noch offen. In diesem in viele Sprachen übersetzten Buch hatte er noch in Erwägung gezogen, dass Gott nicht notwendigerweise unvereinbar mit dem wissenschaftlichen Verständnis vom Ursprung des Universums sein müsse.

„Beim Glauben an Gott geht es nicht darum, eine Lücke in der Erklärung unserer Welt zu stopfen“, erwiderte nun der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams. „Die Weltraumphysik allein kann die Frage nicht lösen, warum es etwas und nicht nichts gibt.“ Hawking verwechsle die Aktivitäten der rechten und der linken Gehirnhälfte, schrieb Oberrabiner Jonathan Sacks in der „Times“. „Wissenschaft nimmt die Dinge auseinander, um zu sehen, wie sie funktionieren. Religion setzt sie zusammen, um zu verstehen, was sie bedeuten.“ Wissenschaft, die sich als Religion aufspiele, sei ebenso unsinnig wie Religion, die sich als Wissenschaft gebe. Hawking erkläre, „wie“, nicht „warum“ die Welt geschaffen worden sei. Die Bibel frage: „Wer sind wir, warum sind wir hier, wie sollen wir leben?“, argumentierte Sacks.

Die „Times“ widmete dem Thema bereits den zweiten Leitartikel und entschied, der Glaube sei letztlich „eine Sache des Herzens“. Bei den Lesern stieß die Behandlung des Themas auf kontroverse Meinungen. Einer schrieb: „Warum ist es in unserem rationalen Zeitalter eigentlich eine Titelseite wert, wenn ein Wissenschaftler erklärt, dass nicht Gott das Universum geschaffen hat?“

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