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Grubenunglück in China: Zahl der Todesopfer auf 123 gestiegen

Bei dem schweren Grubenunglück in China sind deutlich mehr Kumpel ums Leben gekommen als zunächst gemeldet. Die Verwaltungsmitarbeiter der illegal betriebenen Zeche flüchteten.

Peking (09.08.2005, 15:50 Uhr) - Möglicherweise sind aber noch viel mehr Bergleute durch den massiven Wassereinbruch in der Daxing Zeche nahe Xingning verschüttet worden. Die Tageszeitung «China Daily» berichtete am Dienstag, zum Zeitpunkt des Unglücks am Sonntag seien vermutlich sogar etwa 200 Kumpel unter Tage gewesen. Es gab fast keine Hoffnung, dass jemand überlebt haben könnte. Das Wasser stieg weiter, obwohl Pumpen rund um die Uhr arbeiteten.

Die genaue Zahl der Verschütteten war ungewiss, da viele Verwaltungsmitarbeiter der illegal betriebenen Grube geflüchtet sind. Verantwortliche hatten die Zahl zuerst nur mit 102 angegeben. Familien meldeten aber mehr Bergleute als vermisst. Der Gouverneur der Provinz, You Ningfeng, sprach später von mindestens 123 Opfern. Gegen den Grubenbesitzer und den Leiter der technischen Aufsicht laufen Ermittlungen, wie amtliche Medien berichteten.

«Das ist ein typischer Fall, wo Grubenbesitzer Geld machen, Bergleute ihr Leben verlieren und die Regierung die Rechnung zahlt», klagte Chinas Minister für Werkschutz, Li Yizhong. Er sprach von «vorsätzlicher Verletzung der Sicherheitsbestimmungen». Das Bergwerk habe ohne Betriebserlaubnis produziert. Die Förderung sei selbst fortgesetzt worden, nachdem alle Bergwerke der Region nach einem Wassereinbruch im Juli in einer anderen Grube angewiesen worden waren, den Betrieb für Sicherheitsinspektionen einzustellen.

Warum die Behörden die Grube mit einer Förderung von 30 000 Tonnen im Jahr nicht einfach geschlossen haben, wurde aber nicht gesagt. Experten beklagen, dass lokale Funktionäre häufig gemeinsame Sache mit Grubenbesitzern machen. Etwa 65 Mitarbeiter der Verwaltung seien davongelaufen, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua. Zeitungen zitierten Bergmänner, es habe im Mai und Juni schon Zeichen für einen drohenden Wassereinbruch gegeben. Schachtwände seien verstärkt worden.

Normalerweise arbeiteten mehr als 200 Kumpel in dem Bergwerk, berichtete «China Daily». «Fast alle Bergleute arbeiteten, als das Unglück passierte», wurde ein früherer Bergmann zitiert. Die Rettungsarbeiten machten kaum Fortschritte. Die Wassermenge in 480 Metern Tiefe entspreche einem mittelgroßen Wasserreservoir, berichteten die Behörden. Drei Pumpen arbeiteten, vier weitere sollten installiert werden. Alle Kohlegruben in der Provinz wurden nach amtlichen Angaben für Inspektionen geschlossen. (tso)

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