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Rettungsaktion für Bergleute in Südafrika angelaufen

© dpa

Grubenunglück in Südafrika: Alle Bergleute aus Goldmine gerettet

Verdreckt, traumatisiert, hungrig und durstig - aber am Leben: alle 3200 Bergarbeiter wurden nach einem Grubenunglück in der südafrikanischen Elandsrand-Goldmine aus mehr als zwei Kilometern Tiefe gerettet.

In einem dramatischen Wettlauf gegen die Zeit waren die Kumpel mit einem umgebauten Förderkorb über einen Belüftungsschacht an die Oberfläche gebracht worden. Pretty-Girl Cingo war eine von denen, die nach 31 Stunden mit trockenen Lippen und heiserer Stimme wieder ans Tageslicht kam. "Es war okay da unten - nicht zu heiß, aber dunkel. Und es gab kein Wasser; wir haben versucht zu schlafen", sagte die 25-jährige Lehrlings-Steigerin, der die Ängste der vergangenen Stunden noch ins verdreckte Gesicht geschrieben standen. Auch andere Davongekommene berichteten, dass der plötzliche Stromausfall alle Kommunikationsstränge lahmgelegt hatte und die Lichter ausgehen ließ. Stundenlang war vielen der rund 3200 Eingeschlossen daher zunächst gar nicht bewusst, in welcher Lage sie sich befanden.

In der 80 Kilometer südwestlich von Johannesburg gelegenen Elandsrand-Goldmine hatte am Mittwochabend ein herabfallendes Rohr die Stromleitung im Schacht durchtrennt und so den einzigen Fahrstuhl blockiert. "Niemand wurde verletzt, aber es gab schwere Schäden an den Stahlkonstruktionen und Kabeln", sagte Bergwerkssprecherin Amelia Soares. Zuvor war offensichtlich ein Rohr geplatzt. Den Gewerkschaftsvorwurf der Fahrlässigkeit bei der Wartung wies das Bergwerksmanagement zurück. Erst am vergangenen Samstag sei der Schacht geprüft worden, erklärte Soares. Die Gewerkschaft hielt dem entgegen, die Prüfung habe nur eine halbe Stunde statt einem halben Tag gedauert.

Soares bestritt auch Angaben, wonach ein als möglicher Fluchtweg vorgesehener Schacht in ein benachbartes Bergwerk unter Wasser stand und damit unbrauchbar war. In der Nacht zum Donnerstag hatten bereits die ersten Rettungsarbeiten mit dem Förderkorb begonnen. Da nur 75 Bergleute darin Platz haben, konnten in einer Stunde nur rund 300 Kumpel transportiert werden.

Vertreter von Gewerkschaften und Politik äußerten sich kritisch über die Sicherheitsbestimmungen in den Bergwerken, die auf der Suche nach rentablen Lagerstätten immer tiefer bohren müssen. Einige der Schächte, in denen die Kumpel eingeschlossen waren, hatten keine Luftversorgung, da der Strom in einigen Schächten unterbrochen war. Dort war die Lage kritisch, und auch die Temperaturen waren dort recht hoch.

Temperaturen bis zu 40 Grad

Die zuständige Ministerin Buyelwa Sonjica kündigte neben einer Verschärfung der Vorschriften eine sechswöchige Schließung der Mine an, um die Unglücksursache zu untersuchen. "Wir verlangen, dass diejenigen, die ihre Arbeit nicht erledigt haben, zur Rechenschaft gezogen werden", sagte Sicherheitsexperte Peter Bailey. Einer der Geretteten beklagte, die meisten Eingeschlossenen hätten besonnen reagiert, aber unter Wassermangel gelitten. Die Kumpel hatten nach Angaben des Managements jedoch Zugang zu Luft und Wasser - in 2000 Metern Tiefe können die Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius betragen. Einige von ihnen waren bereits seit der Dienstag-Nachtschicht unter Tage und erschöpft.

In Südafrika kamen 2006 knapp 200 Bergleute unter Tage ums Leben, dieses Jahr starben bis Ende Juli nach unbestätigten Berichten 110 Kumpel bei Arbeitsunfällen. Die Bergwerkarbeiter-Gewerkschaft spricht dagegen von der doppelten Zahl. Die mehr als 3500 Meter tiefe Mine gehört dem Bergbau-Konzern Harmony Gold des schwarzen Südafrikaners Patrice Motsepe. Er nannte den Unfall ein Ereignis, das wachrüttle in Sachen Bergwerks-Sicherheit. (mit dpa)

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