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Die Ex-Edel-Hure Domenica 1998 bei der Eröffnung ihrer Kneipe auf St. Pauli. Posthum soll in Altona nun eine Straße nach Domenica-Niehoff benannt werden.

© dpa

Hamburg: Straße soll nach Ex-Prostituierter Domenica Niehoff benannt werden

Eine Wachsfigur der Edel-Prostituierten Domenica Niehoff gibt es in Hamburg bereits. Nun soll auch eine Straße nach der Kultfigur benannt werden. Hamburg möchte mehr Frauen im Stadtbild verankern.

In Hamburg sollen mehr Straßen nach Frauen benannt werden. Für das neue Wohngebiet Neue Mitte Altona haben Bezirkspolitiker eine Liste von Frauen erarbeitet, nach denen zwölf Straßen und drei Plätze benannt werden könnten. In dieser Liste findet sich auch der Name einer ehemaligen Prostituierten.

So könnte es in Altona bald die „Domenica-Niehoff-Twiete“ geben. "Domenica" (1945-2009) gilt als Deutschlands prominenteste Prostituierte. Sie hatte sich für die Legalisierung des Gewerbes eingesetzt und nach ihrem Ausstieg 1990 als Streetworkerin gearbeitet. Später setzte sich die gebürtige Kölnerin als Sozialarbeiterin für drogensüchtige Mädchen und Frauen ein. 1994 erschien ihre Autobiografie „Körper mit Seele - Mein Leben“.

Bereits vorher war sie zu einer Kultfigur geworden. So zeigte die 80er-Band Trio auf dem Plattencover der Single "Bum Bum" das Dekolleté von Niehoff. Später war sie auch als Schauspielerin aktiv. Seit April 2011 steht sie als lebensgroße Wachsfigur im Panoptikum Hamburg.

"Als ich mich outete, war das Leben in Hamburg zuerst die Hölle. Alle haben mich angestarrt", sagte Domenica einmal, als sie 1998 eine Kneipe am Fischmarkt im Stadtteil St. Pauli eröffnete. Auch an die Zeit als Streetworkerin - Drogen, Kinderprostitution, quälende Aussteigerversuche - dachte sie ungern zurück. "Ich hab so viele sterben sehen", sagte sie damals.

"Die Mitte Altona soll weiblich werden!"

Die Planungen zum Quartier Neue Mitte Altona laufen bereits seit acht Jahren. 1600 neue Wohnungen sollen auf den Flächen des stillgelegten Güterbahnhofs entstehen. Derzeit sind die Straßen noch nach Buchstaben und die Plätze mit Nord, Mitte und Süd benannt. Bereits vor einigen Jahren wurde entschlossen, die Straßen gezielt nach Frauen zu benennen. "Die Mitte Altona soll weiblich werden!", heißt das Moto.

Die Landeszentrale für politische Bildung hatte eine Liste vorgestellt, wonach in Hamburg 2300 Straßen nach Männern, aber nur 332 nach Frauen benannt waren. Die nun vorliegenden Vorschläge sollen einen Querschnitt durch viele gesellschaftliche Bereiche und Zeitabschnitte bieten. "Domenica" soll durch einen Straßennamen posthum für ihre Verdienste als Streetworkerin gewürdigt werden.

"Um unsere Stadt haben sich großartige Frauen verdient gemacht. Die wollen wir ehren und in unserem Stadtbild verankern", sagte die SPD-Politikerin Anne-Marie Hovingh. Am 21. Dezember wird die Vorschlagsliste im Kulturausschuss besprochen. Neben der Star-Prostituierten "Domenica" sind auch mit dabei die Komponistin Felicitas Kukuck (1914-2001), die Sozialfürsorgerin der jüdischen Gemeinde, Recha Ellern (1895-1973), die Pressefotografin Erika Krauß (1917-2013) und die Schriftstellerin Sophie Wörishöffer (1838-1890), auch „Karl May von Altona“ genannt.

Auch Marianne Ruaux (1802 bis 1882) ist auf der Liste zu finden. Sie war als Gastwirtin ("Die schöne Marianne") eine Lokalgröße. Nur ein Mann hat es auf die Liste geschafft: Eduard Duckesz (1868 bis 1944) war ein jüdischer Rabbiner, Historiker und Genealoge. Neben den Straßen sollen auch zwei von drei Plätzen nach Frauen benannt werden. Auch symbolische Namen wie "Platz der namenlosen Arbeiterinnen" sind im Gespräch.

In Berlin ist das Thema Straßennamen immer wieder Thema, es sollen mehr Straßen nach Frauen benannt werden. Wie es in den einzelnen Bezirken der Hauptstadt aussieht, lesen Sie unter diesem link.

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