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Hamburger Ehrenmord: Eltern wussten nichts vom Plan des Sohnes

Die Polizei hat keinen Anhaltspunkt für eine Mitwisserschaft der Eltern im Fall ihrer getöteten deutsch-afghanischen Tochter gefunden. Die Mutter sagte im Interview über ihren Sohn, der seine Schwester erstochen hatte: "Ich hasse ihn."

Wenige Tage nach dem Hamburger "Ehrenmord" hat die Polizei keine Hinweise darauf, dass die Familie der getöteten Deutsch-Afghanin von den Mordplänen des älteren Bruders wusste. "Wir werden weiter im Umfeld ermitteln", sagte ein Polizeisprecher am Dienstag. Demnach gehen die Ermittler noch einzelnen Spuren nach. Es könne noch eine Weile dauern, bis ein endgültiges Ergebnis vorliegt. Die Leiche des Mädchens wurde inzwischen von der Polizei zur Bestattung freigegeben. Die 16-Jährige war in der Nacht zum vergangenen Freitag von ihrem vorbestraften 23-jährigen Bruder mit mehr als 20 Messerstichen getötet worden. Das Mädchen lebte von seiner Familie getrennt. Es hatte in der Vergangenheit Ärger gegeben, weil die Jugendliche sich nicht den strengen Regeln der Familien beugen wollte.

Die Eltern des mutmaßlichen Täters distanzierten sich von dem 23-Jährigen. "Mein Sohn ist ein Verbrecher", sagte der Vater einem einem Reporter der NDR-Sendung "Menschen und Schlagzeilen". "Die Tat war nicht von der Familie geplant." Während des Interviews zeigte der Vater immer wieder Fotos seiner getöteten Tochter. "Ich hasse ihn", sagte die Mutter am Rande des Interviews über ihren Sohn. Die Familie sei allerdings mit dem Lebensstil des Mädchens nicht einverstanden gewesen, hieß es weiter. Deshalb habe man sie für mehrere Monate nach Afghanistan geschickt, damit sie dort "die Sitten und Gebräuche des Heimatlandes kennenlernen soll".

Wie der Sender NDR 90,3 am Dienstag unter Berufung auf das zuständige Bezirksamt berichtete, sollte die Deutsch-Afghanin schon in wenigen Tagen von einem Jugendhaus in eine andere Sozialeinrichtung außerhalb Hamburgs umziehen. Dort sollte sie wieder zur Schule gehen, auch ein Praktikumsplatz war bereits gefunden. "Wir waren kurz davor, eine Lösung für die Jugendliche zu finden, dann haben sich die Ereignisse überschlagen", sagte Bezirksamtssprecherin Sorina Weiland dem Sender. (mpr/dpa)

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