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Harry Potter Party

© dpa

Harry Potter: Ein Sommernachtszauber

Mit großen Partys in aller Welt startete in der Nacht der Verkauf des neuen Harry-Potter-Bandes. In Berlin feierte das Kulturhaus Dussmann eine "Lange Harry-Potter-Nacht" mit Butterbier und Schokofröschen.

Große Partys in aller Welt begleiteten in der Nacht das Erscheinen des siebten und letzten Harry-Potter-Bandes. Bereits ab Freitagabend feierten Kinder und Erwachsene auf der "Harry Potter Akademie" – der bundesweit wohl schönsten Party in der Zitadelle Spandau in Berlin. Mit dabei waren Tagesspiegel-Leser, die Karten bei einer Verlosung gewonnen hatten. Fackeln wiesen den Weg in die alte Festung, wo kostümierte Mitglieder des größten deutschen Harry-Potter-Fanclubs zu Quizrunden, Wahrsagerei und Zauberei einluden. Dazu gab es Shows von Stelzenläufern und anderen Darstellern. Später sollten die Gäste laut Clubgründerin Saskia Preissner "ein paar Monster vertreiben", die den Weg zum Bücherstapel versperrten. Erst ab 1 Uhr 1 durften die Bände verteilt werden – in diesem Fall gratis, weil der Amazon-Versand Mitveranstalter war.

In London hatten Fans sogar schon seit Donnerstag nahe dem Picadilly Circus ihr Lager aufgeschlagen – denn dort stieg in der Nacht die größte europäische Party zum Erscheinen von "Harry Potter and the Deathly Hallows". Buchhändler sprachen angesichts des Ansturms und des großen Aufwands bei der schnellen Auslieferung schlicht vom "P-Day". Der britische Marktführer Waterstone’s hatte tausende Fans zum Schlangestehen mit Magierschau angelockt. Für den Fall, dass Zauberschüler Harry stirbt, wurde eine telefonische Hotline für aufgewühlte Fans eingerichtet.

Autorin Joanne K. Rowling wollte ab Mitternacht im Londoner Naturkundemuseum vor 1700 Fans einige Passagen aus dem Roman lesen. Ob sie dabei schon das Ende preisgeben würde, blieb allerdings unklar. Die bisherigen sechs Bände der 41-Jährigen wurden weltweit mehr als 325 Millionen Mal verkauft und in 65 Sprachen übersetzt. Damit ist Harry Potter die erfolgreichste Buchreihe aller Zeiten und die Autorin wurde zur reichsten Frau in Großbritannien – noch vor der Queen.

Auch in einigen deutschen Städten öffneten Buchhandlungen in der Nacht. So feierte das Kulturhaus Dussmann in Berlin eine "Lange Harry Potter Nacht" mit Butterbier und Schokofröschen. Außerdem verkauften manche Hugendubel-Filialen das Buch ab 1 Uhr 1; auch im Frankfurter Flughafen fand eine Potter-Party statt. Weitere Buchhändler wollten am Sonnabend besonders früh aufmachen, um ungeduldige Fans rasch zu bedienen.

Weltweite Potter-Manie

In China bereitete sich eine kleine Schar eingefleischter Fans auf das neue Werk vor. Nur wenige Chinesen können Englisch. In den großen Buchländen in Peking und Shanghai fanden dennoch Feiern statt. In der "Shanghai Bücherstadt" fanden sich einige Tausend zumeist jugendliche Fans ein. Im großen Xinhua-Buchladen in der Pekinger Wangfujing Einkaufstraße wurde ein Verkleidungswettbewerb organisiert. Das "Pekinger Buchhaus" wollte 3000 Überraschungsgeschenke verteilen. 1300 Vorbestellungen für das Buch liegen dort vor. Es kostet 208 Yuan (rund 20 Euro).

In Indien erwarteten Tausende Fans das Buch. Viele Kinder hatten sich mit Zauberer- und Hexenkostümen ausgestattet. Buchhändler in den großen Städten wollten ab vier Uhr morgens öffnen und rechneten bereits zu dieser Stunde mit einem Ansturm und Warteschlangen.

Der Streit in Israel um den Verkaufsstart am Sabbat schwächte sich unterdessen ab. Ein Rabbi sagte, unter bestimmten Bedingungen dürften Fans das Buch doch schon in der Nacht erwerben.

Die Frage, ob Harry den finalen Kampf gegen den bösen Lord Voldemort gewinnt und welche Hauptfiguren sterben, hatte die Spannung bis zuletzt geschürt. Dass über das Internet vorab eine angebliche Originalversion des Buches illegal verbreitet worden war, änderte daran wenig. In Fan-Foren herrschte die Meinung vor, dass es sich nicht lohne, den Roman am Computermonitor zu lesen oder die mehr als 600 Seiten auszudrucken. Außerdem gab es Zweifel an der Echtheit.

Dem Urheber der Raubkopien, der alle Buchseiten abfotografiert hatte, droht möglicherweise eine Strafe: Experten eines Kameraherstellers konnten aus elektronischen Daten in den Fotos die Seriennummer des benutzten Fotoapparates ermitteln – das könnte zur Identifizierung des Täters führen. Fest steht, dass die Kopien aus den USA stammen, wo zwei Firmen 1200 Exemplare zu früh ausgeliefert hatten. Als Spaßverderber erwiesen sich mehrere europäische Zeitungen, die das Ende der Romanreihe bereits am Freitag bekannt machten.

Viele Deutsche wollen das Buch erst lesen, wenn die deutsche Übersetzung am 27. Oktober erscheint. Die meisten Buchhändler feiern erst zu diesem Zeitpunkt große Partys. Die jetzige spannende Nacht war also nur ein Vorgeschmack.

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