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Harry-Potter-Premiere: Der Zauber der Emma Watson

Mit den ungewohnten kurzen Haaren stahl sie den anderen die Schau: Nach einer Dekade als Kinderstar in den Harry-Potter-Filmen tritt Emma Watson ins wirkliche Leben hinaus.

Nicht mit Zauberstab und Hexensprüchen, nur mit einer Kurzhaarfrisur und einem schwarzen Spitzenkleidchen hat Emma Watson die Weltpresse verhext. Seit Tagen geht ihr Bild durch die Medien. Modemagazine wie Marie Claire und Vogue setzten sie auf die Titelseite – Vogue schon zum zweiten Mal. Als Harry Potter Star Daniel Radcliffe bei der Londoner Premiere des neuen Potter Films auf den roten Teppich vor dem Empire Kino trat, konnte man die Jubelrufe der Fans bis nach Hogwarts hören. Viele hatten den Tag über im Regen kampiert und sich fröstelnd in ihre Zaubergewänder gehüllt. Aber es war Emma Watson, Darstellerin der Hermine Granger, die bei der Premiere im kurzen Spitzenröckchen ihre Mit-Stars in den Schatten stellte – auch Radcliffe, den sie um einen halben Kopf überragt.

„Potter, das war mein halbes Leben“, sagte die 20-jährige Watson bei einem Interview auf dem roten Teppich. „Ich bin gespannt, was die zweite Hälfte bringt“. Als die Dreharbeiten zur letzten Folge der Serie im Sommer abgeschlossen waren, feierte sie, indem sie sich ihre langen Locken abschnitt. Oder war es ein Trauerakt? Neun Jahre lang war sie durch ihren Harry-Potter-Vertrag verpflichtet, nicht die Haare zu schneiden. Nun war der Haarschnitt das Zauberritual, mit dem sie sich vom Kinderstar in eine Frau verwandelte.

„Eigentlich hat sie sich überhaupt nicht verändert“, sagte Radcliffe über Watson. Man war sich nicht sicher, ob er es als Kompliment meinte. Doch er berichtete auch, dass „sie eine energische Küsserin“ sei. „Sie hat mich regelrecht überfallen“, berichtet er von den Dreharbeiten: In dem Film küssen sich Harry Potter und Hermine – wenn auch nur, weil die beiden vom bösen Voldemort verzaubert wurden. „Wie eine Schlange streckte sie sich und wand sich um Rätsel-Harry in einer engen Umarmung“, heißt es im Buch.

Aber genau das ist der unwiderstehliche Charme Watsons: Sie ist immer noch der Kinderstar, sieht im einen Moment wie eine ganz normale junge Studentin aus und verbreitet im nächsten den Hauch von mondäner Weltläufigkeit. Ob sie jetzt, wo alle älter geworden seien, ein bisschen Sex in die Hermine-Granger-Rolle bringen könne, wurde sie bei der Premiere gefragt, „Ja, Hermine ist jetzt eine Frau geworden“, sagte Watson.

Harry, Hermine und Ron setzen in „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ zur Vernichtung Voldemorts an, der inzwischen in Abstimmungen zum Bösewicht Nummer 1 der Filmgeschichte avanciert ist. Aber es ist ein langwieriger Kampf, das letzte Buch ist dick und die Umsätze mit Harry Potter sind attraktiv, deshalb gibt es zwei Filme zum Buch. Der wirklich endgültige Abschied von Harry Potter kommt erst im nächsten Sommer, wenn Teil 2 in die Kinos kommt.

Aber abgedreht ist der Film. „Nach der letzten Szene brach ich zusammen und weinte“, berichtete Daniel Radcliffe. Sogar der raubeinigere Autofan Rupert Grint sei von Emotionen überwältigt gewesen. Er will nun den Fuß vom Gas nehmen und sich entspannen. „Seit ich elf war, habe ich ständig gearbeitet“, klagte der rothaarige Schauspieler.

Radcliffe weinte zwar, als der Film abgedreht war, aber wirklich nostalgisch ist er nicht. Im Gegenteil, als Autorin Rowling andeutete, sie könnte weitere Potter- Bücher schreiben, war niemand so entsetzt wie Dan Radcliffe. „O Gott, sie hat mir hoch und heilig versprochen, dass Schluss ist.“ Zehn Jahre seien genug mit einer Rolle, findet der ehrgeizige Schauspieler, der vom Harry-Potter-Image weg will. Sein erster Nach-Potter Film, der Gespensterfilm „Die Frau in Schwarz“, kommt demnächst in die Kinos. Radcliffe spielt einen Rechtsanwalt mit Stoppelbart.

Auch Emma Watson hat einen neuen Film in Vorbereitung. Die Dreharbeiten für „Meine Woche mit Marilyn“ haben im Oktober begonnen. Emma spielt ein Garderobenmädchen. Schauspielerin möchte sie schon gerne werden – immerhin wurde sie für die Potterrolle auf der Theaterschule in Oxford entdeckt und stand im Frühjahr als Olga in Tschechows „Drei Schwestern“ auf der Theaterbühne – an der Brown University in Rhode Island, USA, wo sie im vergangenen September Kunst und Literatur zu studieren begann. Sie habe immer noch Angst, als Schauspielerin mit den echten Profis nicht mithalten zu können, gab sie zu.

Aber am intensivsten kümmert sie sich um die Mode. Nebenher schaffte sie es irgendwie, als Starmodel für Burberry Reklame zu machen, sie steht auch hinter den organischen „Fair-Trade“-Kleidern der Öko-Kleiderkette „People Tree“. Aber als sie diese Woche bei einer Warner Brothers Party in Leavesden Studio in einem schwarzen Samtkleid und mit dickem, roten Lippenstift erschien, feierten die Modejournalisten den verführerischen „Vamp“. Auch Lippenstift und Make-up waren ihr durch den Studiovertrag verboten.

Was immer sie macht, Geldsorgen braucht sie sich nicht zu machen. Während Daniel Radcliffe mit den Potterfilmen 30 Millionen Pfund verdient haben soll, wird Emma Watsons Vermögen noch höher geschätzt. 2009 war sie die best bezahlte Filmschauspielerin der Welt und soll mit Modeverträgen zusammen allein in dem einen Jahr 30 Millionen Dollar verdient haben. Bis sie 18 war, bekam sie von ihrem Vater, einem Rechtsanwalt, 50 Pfund Taschengeld die Woche. Dann führte ihr Vater mit ihr ein „Geldgespräch“. „Ich hatte keine Ahnung. Mir wurde richtig schlecht“, berichtete sie damals. Dann schrieb sie sich, immer die Beine auf dem Boden, für einen Geldanlagekurs bei Coutts & Co. ein. „Um ehrlich zu sein, ich bin nicht besonders cool“, sagte sie einem Interviewer vor kurzem noch über ihren strebsamen, fast bescheidenen Lebenswandel. Aber diese Woche sagte sie der Zeitung „Sun“: „Ich wünschte, ich hätte ein bisschen mehr unartige Sachen gemacht. Ich bin bereit, mehr Risiken einzugehen“. Das Leben nach Harry Potter hat begonnen. Die jüngste Klatschnachricht über Emma Watson wurde allerdings dementiert. Das Oben-ohne-Foto, das an ihrer Uni Browne die Runde machen soll, sei eine Fälschung, behauptet Watsons Pressestelle.

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